Handball Ratingens Hoffnungen ruhen auf Kasal

Ratingen · Der Handball-Drittligist liegt am Tabellenende. Der wiedergenesene Spielmacher soll im Aufsteiger-Duell gegen Zweibrücken glänzen.

Der eine oder andere Aufsteiger bringt vielleicht viel Euphorie mit und trägt sich dann praktisch selbst durch die Saison. Davon können die Handballer der SG Ratingen als Neu-Drittligist aber höchstens träumen, weil sie bereits nach den ersten drei Spieltagen den Anschluss zu verlieren drohen. Neben dem Tabellenletzten herrscht nur noch auf dem Konto des Vorletzten SG OSC Löwen Duisburg die völlige Leere (beide 0:6 Punkte).

Daraus folgt, dass Ratingen heute Abend (18 Uhr, Halle Gothaer Straße) gegen den Mit-Aufsteiger SV 64 Zweibrücken einigermaßen unter Druck steht - und sicher mehr, als die meisten das für möglich gehalten hätten. "Das ist für uns eins der ersten Endspiele", sagt SG-Trainer Richard Ratka, der aber nichts von einem klassischen Finale wissen mag. Punkte sind tatsächlich auch noch in den weiteren 26 Spielen der langen Drittliga-Saison zu vergeben.

Die bisherigen drei Auftritte des Klassen-Neulings waren vor allen Dingen eins: Gift für das Selbstbewusstsein. Der Auftakt in Soest (27:28) ging daneben, weil der Start mit einem 5:12-Rückstand eine Katastrophe war. Später drehte Ratkas Team auf und die Partie sogar zu einer knappen Führung, ehe kurz vor dem Abpfiff doch der entscheidende Gegentreffer fiel. Es folgte das Heimdebüt in der 3. Liga gegen den favorisierten VfL Eintracht Hagen. Beim Stande von 15:12 zur Pause und noch kurz danach schien die SG auf einem guten Weg zu sein, ehe ihr ziemlich schnell alle Felle davonschwammen und am Ende nichts mehr blieb als reichlich Frust (23:28). Auf dieses Gefühl wirkte sich die Partie kürzlich in Krefeld sicher ebenfalls nicht positiv aus. Ratingen hatte vor der Pause alles im Griff (17:14), baute das Polster bis auf vier Treffer aus (34./19:15) und hatte später doch nichts in der Hand. Ab der 40. Minute begann das Spiel gründlich zu kippen.

"Wir hatten keine optimale Vorbereitung", sagt Ratka, "doch es steht fest, dass wir in unserer vollen Besetzung eine Chance auf den Klassenerhalt haben. Es wird aber ganz schwierig." Immer wieder ist unter ernsthaften Wettkampf-Bedingungen ein Muster erkennbar: Ratingen zeigt, dass es klassentauglich ist - bis eine Phase von höchstens zehn Minuten das Gebilde einstürzen lässt. "Da haben wir dann keine Sicherheit mehr und keinen, der für Ordnung sorgt", analysiert der SG-Coach. Natürlich setzt er sehr große Hoffnungen in seinen Mittelmann Dominic Kasal, der nach überstandener Knieverletzung erst auf dem Weg zur früheren Form ist. Ohne den Regisseur in guter Verfassung fehlt den Ratingern zu oft die Struktur im Aufbau - die sie aber benötigen. Gegen Hagen gab Kasal ein Comeback, das nicht zufriedenstellend lief. In Krefeld musste er nach gut 40 Minuten runter, weil der Akku komplett leer war. Möglicherweise reichen die Reserven gegen Zweibrücken wieder ein bisschen länger.

Mittelmann Kasel wird es allerdings nicht allein richten können. Alle müssen einen Schritt nach vorne machen, damit der Weg aus dem Keller gelingt - und das fordert Trainer Ratka nicht nur von den erfahrenen Leuten. "Die jungen Leute müssen erwachsen werden", sagt der SG-Coach, der zuletzt in kritischen Situationen immer wieder viel Hektik und eine hohe Fehlerquote registrierte. Ob sich der Klassen-Neuling in diesem Punkt zu steigern vermag und selbst unter Druck diszipliniert seine Linie verfolgt, könnte im Kampf um den Klassenerhalt sogar entscheidend sein.

Während bei den Ratingern das Selbstvertrauen eher dürftig ausgeprägt ist, dürften die Gäste momentan mit sich und der Welt zufrieden sein. Die 4:2 Zähler und der achte Tabellenplatz liegen sicher nicht unter den Erwartungen des SV als Aufsteiger. Eins hat das Team von Trainer Stefan Bullacher trotzdem mit den Gastgebern gemeinsam: Auch Zweibrücken pflegt sich selbst - wie die Hausherren - mit dem Beinamen "Löwen" zu versehen. Die sollen ja laut brüllen können. Welches der Rudel aus Raubtieren die größere Beute erzielt hat, wird am Samstagabend kurz vor 20 Uhr feststehen. Wenn es nicht Ratingen ist, hat die SG ein großes Problem.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort