Lokalsport Regenschlacht beim Lintorfer Turnier

Ratingen · Die Dressurreiter hatten auf Gut Bolten Glück - sie durften in die Halle. Die Springer mussten jedoch "schwimmen".

 Simon Berchem aus Mettmann belegt mit "Peppino" den zweiten Rang beim Springen im Matsch.

Simon Berchem aus Mettmann belegt mit "Peppino" den zweiten Rang beim Springen im Matsch.

Foto: Achim Blazy

Nadja Hoffmann stopft sich schnell noch ein paar Haarsträhnen unter den Helm. "Kopfnummer 289, sie sind in der nächsten Abteilung", schallt es durch die Halle. Kopfnummer 289 ist Nadja Hoffmann. Ein letzter Griff ans Jackett, den Reithelm gerade gerückt und schon geht es in die Prüfungshalle. Ihr Pferd "Coconut Kiss" ist relativ entspannt. Für die sechsjährige Stute ist es erst die zweite Teilnahme an einer Dressurprüfung. Eigentlich ist sie laut Abstammung ein Springpferd.

Die 33-jährige Reiterin, die für den Ratinger RuFV Volkardey startet, ist nervös. Sie hat rund fünf Minuten Zeit, die Richter von ihrem Können zu überzeugen und sich bestmöglich unter ihren 25 Mitstreitern zu platzieren. Geritten wird eine A-Dressur zu viert. Die Prüfung beginnt, Grußaufstellung zum Richterteam. Dann geht es los im Trab. Schlangenlinien durch die Bahn, dabei leichttraben, Mitteltrab. Coconut Kiss läuft konzentriert durch die Prüfung. Blumen und Verzierungen sind ihr schnuppe. Sie ist ganz bei ihrer Reiterin. Es folgt der Galopp, Hoffmann reitet vorsichtig, riskiert nichts und will keine Fehler machen. Bis auf einen kleinen Schnitzer klappt alles gut.

Nach vier Minuten ist der Spuk vorbei. Die vier Reiter warten gespannt auf ihre Bewertungen. "Die Wertnote für die Programmnummer 289: 7,2!", schallt es durch den Lautsprecher. Hoffmann fällt ihrer Stute um den Hals und freut sich über beide Ohren. "Meine erste Wertnote über 7,0!" Das Duo rangiert am Ende auf Platz sieben. "Ich bin so stolz auf mein Nüsschen", sagt sie, knutscht ihr Pferd und reitet zur Ehrenrunde ein. Währenddessen wartet Mutter Hoffmann mit einer riesigen Tasche gefüllt mit Gamaschen, Handtuch, Leckerlis und Regenjacke auf ihre glückliche Tochter.

Dank der reibungslosen Organisation des Turniers und der optimalen Gegebenheiten konnten Dressurreiter trockenen Hauptes ihr Können unter Beweis stellen. Die Prüfung selbst fand in einer Reithalle statt. Diese Vorzüge beeinflussten auch das Starterfeld höherer Prüfungen. Selbst in der Dressur Klasse S* gingen über die Hälfte der genannten Paare an den Start. Platz eins holte die für den RuF Wattenscheid startende Corinna Thuning-Reen mit "Remarkable."

Die Springreiter hatten allerdings eher mit dem Dauernass von oben zu kämpfen und mussten sich im S* -Springen entscheiden, ob sie das Seepferdchen absolvieren, oder eine Null-Fehler-Runde hinlegen. Zwar war der Boden griffig und die Drainage tat, was sie konnte, doch was zu viel ist, ist zu viel. Der Platz glich einem Feuchtgebiet. Von den 60 genannten Reitern gingen nur zwölf an den Start. Martin Sterzenbach vom RV-Lippe-Bruch-Gahlen war mit "Balougraf EHC" der Schnellste, gefolgt von Lokalmatador Simon Berchem mit "Peppino" vom RFV Metzkausen.

Drei Tage Reitsport in 30 Prüfungen zu bewerkstelligen, eine Glanzleistung für die vielen Helfer des Lintorfer Reit- und Fahrvereins. Ihr großartiges Sommerturnier hat sich Familie Bolten selbst von ungeahnten Wassermassen nicht nehmen lassen und kann sich zufrieden schätzen. Alles lief reibungslos und vorbildlich. Die Reitanlage selbst, deren Gemäuer im Eingangsbereich daran erinnern, wie der einstige Hof mal aussah, ist nach der Modernisierung ein Paradebeispiel für modernste Pferdehaltung.

(bso)
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