Lokalsport SG Ratingen spielt fast ohne Rückraum

Ratingen · Vier der sechs Rückraumspieler des Handball-Drittligisten fallen vor dem Derby gegen Neuss (heute, 18 Uhr) aus.

Lokalsport: SG Ratingen spielt fast ohne Rückraum
Foto: Blazy, Achim (abz)

Simon Breuer ist in diesen Tagen als Improvisationskünstler gefragt. Der Trainer der SG Ratingen hat Löcher zu stopfen. Ziemlich große. Denn vor dem ersten Spiel des neuen Jahres gegen den Neusser HV (heute, 18 Uhr) fehlt dem Handball-Drittligisten quasi der komplette Rückraum. Dominic Kasal fällt mit gebrochenem Fuß aus. Arthur Giela hat Probleme mit der Achillessehne. Johann Oesterwind ist schon quasi seit Saisonbeginn draußen.

"Wir hatten in den letzten Wochen einige Varianten ausprobiert", sagt Breuer. Doch dann fiel anfang dieser Woche auch noch Fabian Bednarzik aus, der sich einer kleinen OP unterziehen musste. Und damit wurden alle Planspiele über den Haufen geworfen. Nun muss Simon Breuer in hinterster Linie quasi Alleinunterhalter, Spielmacher und Fernschütze in einer Person sein. "Wir sind nur noch zwei Spieler im Rückraum", sagt Breuer. "Da müssen wir uns etwas einfallen lassen." Einzig Yannick Eckervogt steht dem Spielertrainer zur Verfügung.

Es gibt mehrere Optionen. Zum einen könnte Breuer Spieler von weiter vorne zurückziehen. So haben in der Vergangenheit Sebastian Bartmann oder Ben Schütte bereits im Rückraum gespielt. Eine andere Variante wäre, Spieler aus der zweiten Mannschaft zu holen. "Marcel Müller hat bereits für die Erste gespielt", betont Breuer. Und er könnte gar den Vorsitzenden Bastian Schlierkamp reaktivieren, der sich hin und wieder unter Leszek Hoft in der zweiten Mannschaft fit hält.

So oder so - die Vorzeichen vor dem Duell gegen die Neusser könnten besser sein. Zumal das Löwenrudel gegen den NHV noch etwas zu reparieren hat. Im Hinspiel nämlich ging das Ratinger Team nach der Pause förmlich unter und sah überhaupt kein Land mehr. "Das war wohl das einzige Spiel, in dem wir, zumindest nach der Pause, richtig chancenlos waren", sagt Breuer.

Da trifft es sich vielleicht gut, dass in Neuss der Baum schon ziemlich abgebrannt ist. Zwei Spieler wurden kürzlich freigestellt, auch der Trainer trat zuletzt zurück. Das hoch bezahlte Star-Ensemble findet in keiner Weise zusammen - der Sieg gegen die SG war einer der wenigen Höhepunkte einer insgesamt sehr durchwachsenen Neusser Hinrunde. "Ich weiß aber nicht, ob das wirklich ein Vorteil für uns ist", betont Breuer. "Neuss hat ziemlich viel Qualität im Kader, es war nur bislang noch kein Team. Wenn die Spieler sich aber jetzt zusammenraufen und, wovon ich ausgehe, es den Kritikern zeigen wollen, wird es vor allem in unserer Situation eine ganz enge Geschichte."

Eigentlich hatte Breuer einen klaren Plan für die Rückrunde gehabt. Möglichst ähnlich erfolgreich wie die Zeit vor dem Winter soll die SG sein. "Vor allem wollen wir unser positives Punktekonto beibehalten", betont Breuer. Doch weil Kasal und Giela wohl noch bis Anfang Februar ausfallen, könnte das ein ambitioniertes Ziel werden. "Im bisherigen Saisonverlauf hatten wir ziemliches Glück, was Ausfälle angeht", betont Breuer. "Nun müssen wir gucken, ob und wie wir das wegstecken. Bis zur Karnevalspause werden wir uns wohl irgendwie behelfen müssen." Denn neue Spieler, das weiß Breuer, sind aktuell nicht drin. Wenn, dann müsste es ein Linkshänder sein, der auch dem Team direkt weiterhilft. So einer ist mitten in der Saison nicht für kleines Geld zu haben. "Aber wir schauen schon für das nächste Jahr. Da wollen wir diese Probleme natürlich nicht mehr haben", betont Breuer.

Und bis dahin sind - oder zumindest noch bis Karneval - seine Talente als Improvisationskünstler gefragt.

(RP)
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