Handball SG zerlegt armseliges Schlusslicht

Ratingen · Mit dem 40:24 war der Absteiger aus Wiesbaden noch gut bedient. Ratingen zeigte eine starke Leistung.

 Johann Oesterwind (l.) wirft, die Wiebadener Deckung hebt die Arme. So viel Gegenwehr gab es im Duell der beiden Drittliga-Aufsteiger für die SG Ratingen allerdings nur selten.

Johann Oesterwind (l.) wirft, die Wiebadener Deckung hebt die Arme. So viel Gegenwehr gab es im Duell der beiden Drittliga-Aufsteiger für die SG Ratingen allerdings nur selten.

Foto: Achim Blazy

Mathis Stecken versuchte wirklich alles. Der Torhüter der SG Ratingen sprang nach links. Nach rechts. Blieb stehen. Ließ den Ersatzmann ran. Doch es half nichts. Fünf Siebenmeter-Versuche hatte Yakub Kaplan. Und fünf waren drin. Alle etwas merkwürdig, langsam, fast ein wenig arrogant geworfen. Stecken wurde von Versuch zu Versuch wütender. Dann, beim sechsten Siebenmeter, blieb er einfach auf der Torlinie stehen.

Und hielt den Ball locker, garniert mit ein paar netten Worten in Richtung des Wiesbadeners. "Die sind aber leider nicht zitierfähig, ich hatte mich zu sehr über ihn geärgert", betonte Stecken. Warum diese Randgeschichte zu Anfang eines Textes über die Partie zwischen der SG und der HSG VfR/Eintracht Wiesbaden? Weil es das mit Abstand spannendste Duell in einem Spiel war, das ansonsten einseitiger nicht sein konnte. Im Duell der Aufsteiger fertigte die Mannschaft von Richard Ratka den hessischen Gegner, der nach der Pleite nun auch offiziell aus der Dritten Liga abgestiegen ist, 40:24 (22:12) ab.

Was die Wiesbadener, die in den vergangenen Wochen immerhin gegen Rheinhausen und Krefeld gewinnen konnten, vor 223 Zuschauern an der Gothaer Straße ablieferten, grenzte schon an Arbeitsverweigerung. Noch hatte die Mannschaft die theoretische Chance auf den Klassenerhalt. Doch Kampfeswillen versprühten die Gäste zu fast keinem Zeitpunkt. Das Deckungsverhalten war lächerlich, der Angriff - bis auf die leicht gepfiffenen Siebenmeter Kaplans - viel zu vorhersehbar. Und Paul Windheim, der hüftsteife Torhüter der Wiesbadener, hätte getrost auch durch einen Sandsack ersetzt werden können.

Weil die SG das Spiel von Anfang an extrem konzentriert anging, stand es nach weniger als vier Minuten schon 5:0. Nach 15 Minuten und einem Zehn-Tore-Rückstand hatte HSG-Trainer Stephan Metz seine beiden Auszeiten verbraten. "Ich frage mich wirklich, was die da gemacht haben", sagte Torhüter Stecken.

"Wenn wir in Gladbeck auch so gespielt hätten, hätten wir da gewonnen", befand Trainer Richard Ratka. So jedoch sparte sich die SG ihre Konzentriertheit für das armselig aufspielende Schlusslicht auf, das mit dem Pausenstand von 12:22 gut bedient war. Das Tor des Tages erzielte Geburtstagskind Dominic Kasal, dessen Wurf aus dem Rückraum wohl vorbeigegangen wäre. Doch Windheim lenkte ihn sich beim Umfallen selber ins Tor.

Die Zuschauer quittierten die gute Leistung der Ratinger mit viel Applaus, die Akteure selbst waren verwundert. "Ich habe doch mit etwas mehr Gegenwehr gerechnet", gab Ratka offen zu. Am Ende, auch weil der Trainer munter durchwechselte, stand ein für die HSG noch schmeichelhaftes 40:24 auf der Anzeigetafel. "Wiesbaden hat nicht so gespielt, als wollten sie ihre Chance noch nutzen", sagte Ratka. "Aber das ist nicht unser Problem."

(RP)
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