Lokalsport SG startet mit Debakel in die Rückrunde

Ratingen · Der Handball-Drittligist war für Spitzenreiter Neuss nicht mehr als ein Spielball. Gewehrt hat sich kaum einer.

 Trauriger Abgang: SG-Zugang Bastien Arnaud sah gleich in seinem ersten Spiel die Rote Karte nach drei Zeitstrafen und musste eine Lehrstunde mit seinem neuen Team über sich ergehen lassen.

Trauriger Abgang: SG-Zugang Bastien Arnaud sah gleich in seinem ersten Spiel die Rote Karte nach drei Zeitstrafen und musste eine Lehrstunde mit seinem neuen Team über sich ergehen lassen.

Foto: Dietrich Janicki

Ein Blick in das Gesicht von Bastien Arnaud reichte schon während des Spiels. Der neue Kreisläufer der SG Ratingen wirkte streckenweise völlig entsetzt angesichts dessen, was sich da um ihn herum abspielte. Der Franzose hatte krankheitsbedingt am Donnerstag erstmals mit seiner neuen Mannschaft trainiert, musste Samstag gleich im Spitzenspiel gegen den Neusser HV ran - und das erlebte er nur 41 Minuten lang, weil er dann mit einer Roten Karte nach seiner dritten Zeitstrafe das Feld räumen musste. So erlebte er die Schlusssirene in einer Partie, in der sich das Löwenrudel beim 16:33 gegen den Spitzenreiter als wehrloses Schlachtvieh präsentierte, von der Tribüne mit.

Worte zu finden, die das Heimdebakel zum Rückrunden-Auftakt treffend beschreiben, fällt schwer. Auch Bastian Schlierkamp rang mit sich. Während der Partie, zu dem der Verein im Rahmen des Neujahrsempfangs viele Gäste und Sponsoren eingeladen hatte, saß der Geschäftsführer manchmal wie ein Häufchen Elend auf der Bank. "Das ist super enttäuschend", sagte er nach dem Spiel. "Das war einfach schlecht. Wir haben uns komplett den Schneid abkaufen lassen, immer nur halbe Zweikämpfe geführt. Der Rückraum funktionierte überhaupt nicht - und David Ferne im Tor war die ärmste Sau."

Tatsächlich offenbarte sich gegen den bislang ungeschlagenen Spitzenreiter ein Klassenunterschied, der sich gewaschen hatte. Beide Teams trennten Welten. Die Ratinger waren im Angriff völlig hilflos angesichts der groß gewachsenen Deckung der Gäste. Einzig über Außen gelangen ab und an freie Würfe, doch auch hier wurde vor allem vor der Pause (bis dahin erzielten die Ratinger ganze sechs Tore) viel zu viel vergeben.

Sechs Treffer aus dem Rückraum erzielten die Ratinger insgesamt - eine indiskutable Quote. "Wir brauchen definitiv einen Shooter, das bringt alles nichts", sagte Schlierkamp. Das alles bringt allerdings erst recht nichts, wenn es an der Einstellung mangelt. Nach dem frühen 1:5-Rückstand gingen sofort die Köpfe nach unten. Während die Neusser selbst mit einer großen Führung im Rücken kräftig zupackten und immer motiviert waren, war es auf Ratinger Seite gespenstisch ruhig. In der Deckung leisteten die Löwen meistens nicht einmal mehr Geleitschutz auf dem Weg zum Tor. "Wir haben uns viel zu früh ergeben", befand Spielertrainer Simon Breuer.

Und das ist der größte Vorwurf, den man der Mannschaft machen muss: Natürlich war gegen diesen Neusser HV, der sich qualitativ längst in anderen Sphären befindet, kein Punktgewinn drin. Trotzdem muss man von einem Abstiegskandidaten erwarten können, dass er sich nicht willig zur Schlachtbank führen lässt, sondern sich wenigstens ein bisschen wehrt.

So wie Neuzugang Arnaud. Der bullige Kreisläufer packte an, motzte, motivierte - und hatte Pech mit zwei frühen Zeitstrafen. "Die zweite war völlig übertrieben", meinte der Franzose, und er hatte recht. Fortan konnte auch er nicht mehr mehr richtig zugreifen, da die Rote Karte bei der dritten Zeitstrafe ständig wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf hing. "Er hat gezeigt, dass er uns weiterhelfen kann", befand Schlierkamp nach dem Spiel - es waren die einzig positiven Worte, die der Manager hervorbringen konnte.

Auf ihn und Spielertrainer Simon Breuer wartet nun eine Menge Arbeit. Denn aktuell hat es den Anschein, als setze sich die Abwärtsspirale ungebremst in Richtung Abstieg fort.

(RP)
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