Lokalsport "Sieben, acht, neun - Holz, Holz, Holz!"

Heiligenhaus · Die Sportkegler aus Heiligenhaus richteten den ersten Spieltag der Play-offs um die Deutsche Meisterschaft aus.

 Volles Haus im Heljens-Bad: 80 Zuschauer haben den Weg zum ersten Spieltag der Meisterrunde gefunden. Alexander Ratzko (vorne) braucht die Anfeuerungsrufe.

Volles Haus im Heljens-Bad: 80 Zuschauer haben den Weg zum ersten Spieltag der Meisterrunde gefunden. Alexander Ratzko (vorne) braucht die Anfeuerungsrufe.

Foto: Falk Janning

Viele Menschen werden von dem Spektakel gar nichts wissen: Dabei geht in Heiligenhaus die Endrunde einer Deutschen Meisterschaft über die Bühne. Die Sportkegler der Red Lions sind Gastgeber des ersten Spieltages der Play-offs im Kegeln. "Holz, Holz, Holz!" Schon von weitem sind die Schlachtrufe zu hören, die aus dem Kegelzentrum schallen. Wer in den fensterlosen Raum tritt, der wird sofort gefangen genommen von der Atmosphäre. Denn drinnen geht es turbulent zu - und brüllend laut: "Sieben, acht, neun, Holz, Holz, Holz!" Wer bislang glaubte, Kegeln sei ein Einzelsport, der merkt sofort, dass er sich da auf dem Holzweg befand, dass Kegeln vom Kameradschaftsgedanken lebt - und von der Begeisterung der Sportler und Fans.

Es gibt keinen freien Platz mehr, es herrscht eine tolle Stimmung. 80 Menschen bilden die Kulisse für den Wettkampf, der das genaue Gegenteil von einem feucht-fröhlichen Seniorenspaß ist. Wie gebannt verfolgen die Männer und Frauen im Zuschauerraum das Geschehen auf den vier Kegelbahnen und kommen dabei voll auf ihre Kosten. "Holz, Holz, Holz", schreit eine Gruppe Frauen und Männer in der drangvollen Enge, als der Spieler ihrer Mannschaft erneut alle neun Kegel abräumt. Im nächsten Moment dröhnt es von woanders: "Vier, sechs, acht, jetzt hat's gekracht."

Die vier besten Teams Deutschlands sind am Start. Eine Mannschaft besteht aus sechs Spielern, jeweils einer tritt pro Runde an. Sie stehen sich im Modus "120 Wurf kombiniert" im direkten Vergleich gegenüber und kämpfen um einen Punkt für ihre Mannschaft. Abgerechnet wird nach jedem Satz von 30 Wurf. Wer nicht gerade selbst auf Punktejagd ist, der feuert den Mannschaftskameraden an: "Auf gehts, Marcel! Auf geht's!" Sechs Runden werden gespielt - das dauert insgesamt sechs Stunden - von zwölf Uhr mittags bis sechs am Abend. Für Heiligenhaus tritt gerade Kapitän Marcel Grote an. Das Kraftpaket ist auch Fußballer des Landesligisten Heiligenhaus und donnert die Kugel so millimetergenau in die Vollen, dass er 14 Mal in Folge alle Pinne abräumt.

Die Senioren an "Tisch 2" sind begeistert. Rolf Kemper und seine Freunde sitzen nur zwei Meter hinter der Bahn 2, auf der der Mannschaftskapitän gerade seine Serie startet. Sie sind die vermutlich treuesten Anhänger der Red Lions, seit Jahren bei jedem Heimspiel dabei. Sie fahren sogar zu Auswärtsspielen mit und tragen rote Fan-Shirts. "Noch einen - zack-zack!", rufen sie nach jedem erfolgreichen Versuch Grotes. Für sie ist das mehr als nur ein Schlachtruf, für sie ist das der Klang ihres Wochenendes.

Die Spieler brauchen die Anfeuerung aus dem Zuschauerraum. Grote scheint davon im Eifer des Gefechtes aber nichts mitzubekommen. Er hat den Tunnelblick, agiert scheinbar wie im Rausch: Hat er die Kugel abgeworfen, wartet er breitbeinig und leicht gebückt auf den Einschlag, versucht der Kugel aus der Entfernung mit einem Tritt in die Luft noch die entscheidende Richtungsänderung zu geben. Und dann gibt es im Erfolgsfalle mit geballten Fäusten den Sägen-Jubel, den Kaiserslauterns Torjäger Stefan Kuntz bekannt gemacht hatte. Bleibt ein Kegel stehen, bläst er enttäuscht die Backen auf. Ein Mitspieler sitzt am Rande der Bahn und raunt: "Schön runterkommen, durchatmen!"

Am Ende reicht es für die Red Lions trotz der guten Serie Grotes nicht zum Gesamtsieg auf der eigenen Bahn, sie werden hinter der KF Obertal nur Zweiter. Grote ist nicht zufrieden. Am Ende meint er aber: "Das Beste am Kegeln ist die Gemeinschaft in der Mannschaft." Denn gemeinsam klingt es auch lauter, das "Holz, Holz, Holz".

(faja)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort