Lokalsport TVR will nach der Pause noch mal angreifen

Ratingen · Der Handball-Verbandsligist hat noch eine Minimalchance auf den Titel - doch dafür müssten praktisch alle Spiele gewonnen werden.

 Moritz Metelmann (mit Ball) kann kaum trainieren und ist trotzdem der überragende Spieler des TV Ratingen.

Moritz Metelmann (mit Ball) kann kaum trainieren und ist trotzdem der überragende Spieler des TV Ratingen.

Foto: Achim Blazy

Über zwei Jahrzehnte führt Thomas Oberwinster nun schon die Handball-Abteilung des TV Ratingen. Er ist Realist, vom Scheitel bis zur Sohle. Gibt es noch eine Chance, Verbandsliga-Meister zu werden? Und in die ersehnte Oberliga aufzusteigen? "Mathematisch ist alles drin", sagt der gelernte Schriftsetzer, "aber man muss dann schon ein kleiner Träumer sein. Sieben Punkte liegen wir hinter der Spitze und der verlustpunktfreie LTV Wuppertal ist bärenstark. Dennoch werden wir diese Saison niemals abhaken. Der LTV kann in eine Krise kommen und dann müssen wir es sein, die nach oben stoßen."

Es gibt durchaus einige Punkte, die dafür sprechen, dass mit dem Traditionsverein vom Europaring zu rechnen ist. Er ist heimstark. Die fünf Heimspiele wurden alle gewonnen, und das überzeugend. Zudem gelang es Cheftrainer Ralf Trimborn, hinter den Wuppertalern die zweitbeste Abwehr der Liga zu bauen. Solch kernige Abwehrrecken wie Simon Krämer, Max Beckmann und die Heimes-Brüder im Mittelblock hat in dieser Verbandsliga kaum ein anderes Team. Und dann haben die Ratinger in der Rückrunde sowohl gegen den LTV (25. März) als auch gegen den SV Kettwig (Tabellenzweiter, 15:4 Punkte/ 29. April) Heimrecht. Wenn die Ratinger den Abstand noch etwas verkürzen können, also ausschließlich Siege landen, dann platzt der Europaring in den genannten Spitzenspielen aus allen Nähten.

Keine Frage, Ralf Trimborn hat in den knapp drei Jahren, in denen er am Europaring tätig ist, die Mannschaft ständig verbessert. Vor seiner Zeit war der Abstiegskampf Normalität. Nun mischt sein Turnverein in der Spitze mit. Mit der Reaktivierung von Justus Abs konnte er zunächst die rechte Angriffsseite verbessern. Aber Verbesserungsmöglichkeiten gibt es weitere. Moritz Metelmann ist auf Halbrechts der überragende Akteur. Der Blondschopf ist beruflich völlig überlastet, der 26-jährige Wirtschaftsingenieur kann oft kaum trainieren. Vielleicht lässt sich dieses Riesenproblem mildern. Mit Jens Szonn wurde aus Gerresheim ein weiterer wuchtiger Angreifer verpflichtet, er ist in seinem zweiten Jahr beim TV oft für zehn Tore gut, vor allem daheim. Läuft es im Team nicht, trifft auch er nicht. Also eine weitere Steigerungsmöglichkeit. Das ist zudem bei Tristan Beckmann der Fall, der couragierte und umjubelte Tempogegenstöße laufen kann, dies aber häufig unterlässt. Zudem stößt der ballsichere Passgeber Chris Schweinsberg wieder zum Team, der Mittelhandbruch ist ausgeheilt. Aber verfügt der 30-jährige Moerser schon über die nötige Form, um auf Anhieb Impulse setzen zu können? Er lieferte bis zu seiner schweren Verletzung eine bärenstarke Hinrunde.

Keine Frage, eine weitere Niederlage dürfen sich die Grün-Weißen kaum noch erlauben, sonst geht es um Platz zwei, drei oder vier und der LTV, vielleicht sogar Kettwig, wird Meister. Die Mannschaften der zweiten Tabellenhälfte sind alle schwach. Aber auch diese Aufgaben muss der TV mit voller Konzentration, vor allem auswärts, angehen. Ende dieses Monats setzt sich Thomas Oberwinster mit dem Trainerteam zusammen. "Ich möchte sie alle für die kommende Saison halten," so der Abteilungsleiter, "also neben Ralf Trimborn auch dessen Assistenten Kai Müller und Manni Köhler. Alles deutet eigentlich auf Vertragsverlängerungen hin und dann sprechen wir mit den Spielern. Auch dort sehe ich gegenwärtig kaum Probleme." Das hört sich gut an.

(w-m)
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