Handball Verein lebt von der Liebe der Mitglieder

Tiefenbroich · Vor Jahrzehnten waren die Handballer des TV Tiefenbroich eine Größe in der Region. Nun sitzt der Klub in der Kreisklasse fest. Die Sportler trainieren nur noch einmal in der Woche - und Zuschauer sind selten bei den Spielen.

 Im Sommer 2010 stiegen die Tiefenbroicher sang- und klanglos aus der Bezirksliga ab. Auch im Derby gegen den Turnerbund Ratingen standen die Handballer auf verlorenem Posten.

Im Sommer 2010 stiegen die Tiefenbroicher sang- und klanglos aus der Bezirksliga ab. Auch im Derby gegen den Turnerbund Ratingen standen die Handballer auf verlorenem Posten.

Foto: Archi/Blazy

Es gibt sie wirklich noch, die Handballer des TV Tiefenbroich. Einst waren die Rot-Weißen der führende Handballverein im Angerland. Das war in den 50er Jahren - gespielt wurde am Gratenpoet, wo heute eine große Flüchtlingsunterkunft steht. Vergangene Zeiten, an die sich sicherlich nur noch alteingesessene Ratinger Handballfans mit einem guten Langzeitgedächtnis erinnern können.

Vor zwei Jahrzehnten, der Hallen-Handball hatte längst das Kommando übernommen, durfte noch einmal ein Jahr in der Landesliga gespielt werden - aber dann ging es nur noch steil bergab. Nun kämpfen die Tiefenbroicher in der 1. Kreisklasse um Punkte. Dort wurden sie in der letzten Spielzeit Tabellenletzter. Aber absteigen konnten sie nicht - es gibt keine tiefere Liga. Dennoch ist aufgeben überhaupt kein Thema. "Wir haben für die kommende Spielzeit eine gute Mannschaft gemeldet", sagt Hans-Peter Kilian, ein Ur-Tiefenbroicher. Der 58-jährige Familienvater spielte schon in der Jugend beim TVT, dann mal kurz beim TV Ratingen, aber wenig später ging es schnell zurück in seinen geliebten Dorfklub. Wo ihn jeder kennt und achtet, wo er einst viele Tore schoss und wo er viele Jahre als Trainer tätig war.

Es ist nur ihm zu verdanken, dass es im TV Tiefenbroich mit dem Handball immer weiter ging. Dass nie die Lichter ausgingen wie in Hösel, Homberg und in Breitscheid. Kilian spielt auch noch aktiv mit, wenn es unbedingt sein muss. In der abgelaufenen Spielzeit holte das Team 5:23 Punkte. Es gab in der Acht-Mannschaften-Liga zwei Siege - einen davon am grünen Tisch, weil HSG Gruiten II nicht antrat. Aber davon will Kilian nichts mehr wissen. "Jetzt ist unsere Mannschaft erheblich besser," ist er fest überzeugt. "Sie hat gelernt. Keiner hat uns verlassen und vor allem in den Heimspielen wollen wir zeigen, dass es den TVT noch gibt." Große Plakate hängen vor den Heimspielen überall im Dorf, aber es ist freilich ganz schwer, Zuschauer in die große Halle an der Gothaer Straße zu locken. Zumal dort mit der SG Ratingen ein übergroßer Rivale beheimatet ist.

Peter Willim, der einst für den TuS Homberg spielte (in Homberg gibt es schon seit Jahren keinen Handball mehr), ist der Trainer. Dem 52Jährigen stehen mit Max Maurer und Reiner Herings zwei Torleute zur Verfügung. Hinzu kommen elf Feldspieler: Obmann-Sohn Patrick Kilian auf halblinks, dann Max Schröder am Kreis, in der Mitte spielen Robin Jakob und Niklas Schreiner, an der linken Seite im Wechsel Viktor Zaunick, Matthias Mitterhofer und Tobias Warnke, rechts außen ist der Rechtshänder Roman Gorell zu finden - einen Linkshänder haben die Tiefenbroicher nicht. Allrounder sind Dennis Philippen - sein Vater Ralf war einst als Fußballer beim ASV Tiefenbroich ein gefürchteter Torjäger -, und Raffaele Grosso. Tim Rottmann spielt halbrechts.

Immer noch dabei ist der unverwüstliche Hansi Mleziwa als Zeitnehmer und der Vorsitzende Jürgen Plückebaum. Der einstige Lehrer, der in diesem Jahr 71 Jahre alt wird, hilft überall, wo er gebraucht wird. "Mit den Handballern hat der Hauptverein überhaupt keine Probleme, die lösen alles selbst", sagt Plückebaum. Jupp Gräfer (76) ist aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei.

Trainiert wird einmal in der Woche: Mittwochs von 18.30 bis 20 Uhr in der Halle an der Gothaer Straße. "Wer Lust verspürt, mal vorbei zu schauen, der kann jederzeit kommen. Wir stellen eine gute Mannschaft", wirbt Hans-Peter Kilian für "seinen" Verein. Eine Prognose, welches Ziel für die nächste Saison gesteckt ist, wollte erjedoch nicht abgeben.

(w-m)
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