Lokalsport Vetter genießt den Sieg und das Publikum

Ratingen · Die Niederländerin holt bei ihrem ersten Auftritt in Ratingen direkt den Gesamtsieg im Siebenkampf.

Am Ende kann sie nicht mehr. Völlig ausgepumpt liegt Anouk Vetter auf der Tartanbahn des Ratinger Stadions. "Mir ist ein bisschen schlecht", sagt sie, ein Messgerät wird an ihren Finger angeschlossen. Die 22-Jährige hat sich über 800 Meter noch einmal komplett ausgepumpt. Doch es hat gereicht: Bei ihrem ersten Auftritt in Ratingen lässt Vetter die gesamte deutsche Konkurrenz hinter sich und holt den Sieg.

Dabei avancierte die jüngste Teilnehmerin im Feld schon schnell zu einem der Lieblinge der Zuschauer. Laut war der Jubel, als Vetter den Speer auf die Bestweite von 52,75 Meter warf. Niedlich waren ihre Interviewversuche auf Deutsch, die das Ratinger Publikum mit viel Applaus quittierte. "Es war großartig hier, die Stimmung hat mich durch den Wettbewerb getragen", sagte die Arnheimerin. "Ich fand es großartig, dass die Zuschauer hier beim Kugelstoßen und Hochsprung so nah dran waren." Und auch ihre Leistungen hätte sie so nicht erwartet. "Die deutschen Mädels sind super stark. Ich hätte niemals gedacht, dass ich hier in Ratingen gewinnen würde."

Den Sieg schreibt Vetter vor allem den starken Wurfdisziplinen zu. Im Speerwurf war sie die Beste, genau wie im Kugelstoßen. "Dafür war der Hochsprung ein absolutes Drama", sagte Vetter. "Ich bin nur 1,72 gesprungen, während meine persönliche Bestleistung bei 1,81 liegt. Da ist also noch viel Verbesserungspotenzial."

Natürlich profitierte die Niederländerin ein wenig davon, dass die Favoritinnen Claudia Rath und Carolin Schäfer es angesichts ihres sicheren WM-Tickets ein wenig gemächlicher angingen. Rath lieferte einen ganz entspannten Wettkampf mit für sie relativ durchschnittlichen Leistungen ab, während Schäfer zu den Lauf-Disziplinen erst gar nicht antrat und am Ende außerhalb der Wertung landete.

So waren es andere, die im Stadion aufhorchen ließen. Cindy Roleder aus Leipzig zum Beispiel, die erstmals in Ihrer Karriere über 6000 Punkte holte und mit 6055 Zählern Fünfte wurde. Oder die Hildenerin Simone Mrotzek, die mit 5432 Punkten ebenfalls eine neue persönliche Bestleistung aufstellte. Und natürlich war da noch das Glanz-Comeback von Jennifer Oeser, die sich neben Rath und Schäfer das dritte Ticket für die Weltmeisterschaft in Peking sicherte.

Dort wird Anouk Vetter auch hinfahren, wie auch zu den Olympischen Spielen in Rio 2016. "Wir konnten uns in diesem Jahr bereits für beide Wettbewerbe qualifizieren", sagte die Studentin. "Da haben wir es etwas einfacher als die deutschen Mädchen. Aber bei uns ist die Leistungsdichte auch nicht so hoch. Wir haben drei starke Mehrkämpferinnen - und drei Startplätze für die Weltmeisterschaft. Da ist es etwas einfacher." Nach ihrem Sieg möchte Vetter auf jeden Fall nach Ratingen zurückkehren. "Das hat mir viel zu viel Spaß gemacht hier", sagte sie. "Wenn es irgendwie passt, bin ich auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder am Start."

(RP)
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