Daniel Meier "Wir müssen Regensburg schlagen"

Ratingen · Vor dem Saisonstart des Frauen-Bundesligisten am Freitag (13 Uhr) gegen Regensburg spricht der Manager des Ratinger Tennis-Clubs über Schwierigkeiten bei der Planung, die neuen Spielerinnen und mangelnde Unterstützung.

 2013 verlor Julia Görges (Mitte) noch mit Ratingen das "Endspiel" gegen Bocholt. Nun könnte das Team von Manager Daniel Meier (r.) am Freitag auf die Ex-Spielerin treffen. Links im Bild die Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner.

2013 verlor Julia Görges (Mitte) noch mit Ratingen das "Endspiel" gegen Bocholt. Nun könnte das Team von Manager Daniel Meier (r.) am Freitag auf die Ex-Spielerin treffen. Links im Bild die Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner.

Foto: Blazy

Herr Meier, wie flexibel muss man als Manager einer Tennis-Bundesligamannschaft sein?

Daniel Meier Extrem flexibel! Ich habe zum Beispiel jetzt noch keine Ahnung, in welcher Besetzung wir am Freitag gegen Regensburg antreten werden. Daran habe ich mich nach vier Jahren in der Ersten Liga inzwischen aber gewöhnt.

Wie und wann entscheidet sich denn, wer spielt?

Meier Im Moment sind einige meiner Spielerinnen in Madrid am Start. Da gibt es 4,3 Millionen Euro Preisgeld. Dementsprechend gut ist das Teilnehmerfeld. Am Freitag ist schon das Viertelfinale, da bleiben also nur noch acht Spielerinnen übrig. Da ist allein rein rechnerisch schon wahrscheinlich, dass ein paar Damen aus meiner Mannschaft so früh ausscheiden, so dass sie rechtzeitig in Ratingen sein können.

Vorausschauend planen scheint da eher schwierig.

Meier Ich habe den Turnierkalender immer im Kopf. Und wir sprechen ja auch den individuellen Turnierplan ab. In Zeiten von WhatsApp ist die Kommunikation zum Glück viel einfacher geworden. Aber: Wenn eine Spielerin zum Beispiel in Cagnes-sur-Mer, also in Südfrankreich, spielt, dann ist der nächste Flughafen in Marseille. Und dann versuch mal, da schnell einen Flug nach Düsseldorf zu bekommen. Das geht dann manchmal nur über Frankfurt-Hahn und einen Abholdienst zu uns. Das Problem ist: Je besser die Spielerin ist, um so flexibler muss man sein.

Als gut gelten Ihre Spielerinnen nach drei Vizemeister-Titeln in den vergangenen Jahren ja. Bocholt hat nun als Meister zurückgezogen. Rückt Ratingen da automatisch als neuer Top-Favorit nach?

Meier Das wird man bestimmt so sehen. Aber andere Mannschaften haben auch aufgerüstet. Ich denke, für uns geht es um Platz eins bis drei. Wir haben den Kader ein wenig verändert, hatten im Vorjahr leider einige Spielerinnen drin, die nur auf Papier für uns aufliefen, faktisch aber nie Zeit hatten. Die haben wir nun durch Neue ersetzt, die bereits Liga gespielt haben und da auch Lust drauf haben.

Wie bewerten Sie die Zugänge?

Meier Irina Begu kommt aus Bocholt und ist sehr erfahren. Mona Barthel ist immerhin 40. der Weltrangliste. Sie überlegt, am Freitag aufzulaufen. Dazu kommen noch Kirsten Flipkens und Michaella Krajicek. Ich denke, wir haben uns verbessert.

Aus wen freuen Sie sich besonders?

Meier Unsere Stärke ist ja eigentlich, dass wir als Mannschaft sehr gut zusammengewachsen sind, daher freue ich mich auf alle. Elena Svitolina, inzwischen 27. der Weltrangliste, hat vor vier Jahren auf Platz 170 bei uns angefangen. Sie hat angekündigt, am dritten und vierten Spieltag für uns auflaufen zu wollen. Sie hätte auch gerne Freitag gespielt, aber danach fängt direkt das Turnier in Rom an. Ihr Trainer hat ihr deshalb einen Einsatz bei uns verboten. In Rom gibt es 12 000 Euro Antrittsprämie. Und es geht um viele Weltranglistenpunkte. Da kann ich nicht von ihr erwarten, zwischendurch in Ratingen zu spielen.

Am Freitag geht es gegen Regensburg. Der Aufsteiger hat sich mit Angelique Kerber und Julia Görges verstärkt.

Meier Ich glaube ehrlich gesagt, dass die beiden ein wenig als Show-Act eingeplant sind, um das Tennis in Regensburg zu pushen. Sie werden, soweit ich das gehört habe, wohl nur in Heimspielen auflaufen. Von daher haben wir etwas Glück, dass Regensburg zu uns muss. Das wird ein wichtiges Spiel: Wenn wir Meister werden wollen, müssen wir das wohl gewinnen.

Wie sieht es finanziell aus?

Meier Unser Budget ist leicht gesunken im Vergleich zum Vorjahr. Wir geben einen hohen fünfstelligen Betrag für diese Saison aus. Die Finanzierung ist nicht einfach. Und manchmal würde ich mir etwas mehr Unterstützung durch die Stadt wünschen.

Zum Beispiel?

Meier In Bocholt hat die stadteigene Marketinggesellschaft den kompletten Spieltag organisiert und alles aufgebaut. Das erwarte ich jetzt nicht. Aber ich muss mich sogar um die Verkehrskadetten selbst kümmern und diese auch bezahlen. Die städtischen Firmen buttern viel Geld in den Fußball - da wäre es auch schön, wir als Erstligist auch mal ein wenig mehr unterstützt würden.

ANDRÉ SCHAHIDI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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