Ratingen Stadt lehnt Umbau für Risikospiele ab

Ratingen · Zu teuer und zu aufwendig - allein 173 000 Euro kosten Zäune und Bauteile, die im Stadion eingesetzt werden müssen.

 Im Jahr 2011 gab es beim Oberliga-Fußballspiel zwischen Uerdingen und Ratingen 04/19 im Stadion massive Ausschreitungen. Das Spiel musste abgebrochen werden.

Im Jahr 2011 gab es beim Oberliga-Fußballspiel zwischen Uerdingen und Ratingen 04/19 im Stadion massive Ausschreitungen. Das Spiel musste abgebrochen werden.

Foto: achim blazy

Fußball ist längst nicht mehr die schönste Nebensache der Welt. Denn der Sport hat durchaus seine Schattenseiten, weil Chaoten die Plätze und das Umfeld fürs Ausleben roher Gewalt nutzen. All dies firmiert unter dem Titel "Risikospiele" - und die hat Ratingen 04/19 mitunter auszutragen. Auf Antrag der CDU hat die Stadt nun ermittelt, was ein Umbau des Stadions unter strengen Sicherheitsrichtlinien kosten würde. Fachplaner der Firma Geo 3 GmbH haben ein Konzept erstellt, wonach die Kosten fürs Material allein bei 173 000 Euro liegen. Hinzu kommen jeweils Beträge in Höhe von 15 000 Euro für den mobilen Abbau von Zäunen.

Die Verwaltung hat zu diesen immensen Summen eine klare Meinung: Angesichts der finanziellen Situation der Stadt will man von einer Bereitstellung entsprechender Haushaltsmittel Abstand nehmen, es gebe maximal zwei Risikospiele in einer Saison, teilt das Sportamt mit. Also: Rote Karte für einen politischen Vorstoß, der mit Blick auf gravierende finanzielle Probleme (man nehme nur das Stichwort Kommunal-Soli) kaum mehrheitsfähig ist.

Für die Organisation und Durchführung solcher Risikospiele gelten Sicherheits-Mindeststandards, die der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband (WFLV) festgelegt hat. Oberstes Gebot ist eine strikte Trennung der Fangruppen. So muss ein separater Gästeblock eingerichtet werden, die Fans müssen über spezielle Eingänge ins Stadion geführt werden. Auch die Zahl der Ordner ist vorgeschrieben: mindestens 75 Einsatzkräfte müssen am Spielort sein, davon 40 professionelle Ordner, zehn Ordner der Gästemannschaft und 25 Ordner des Heimteams. Auch die Feuerwehr muss starke Präsenz zeigen: Mit Blick auf gefährliche Pyrotechnik, die trotz Kontrollen ins Stadion gelangen kann, sind eine Staffel mit Sechs-Personen-Besatzung und ein Löschfahrzeug notwendig, die insgesamt als Brandwache bezeichnet werden. Zudem gibt es einen eigens bereitgestellten Sanitätsdienst.

Baulich ist der Aufwand ebenfalls enorm. Laut Geo 3 braucht man Zaunanlagen, um Pufferzonen zwischen Heim- und Gästebereich zu schaffen. Damit das Stadion nicht wie eine Festung aussieht und andere Großveranstaltungen (etwa das Mehrkampf-Meeting) über die Bühne gehen können, hat man sich auf "temporäre Lösungen" konzentriert. Und die sehen den mobilen Abbau von Zaunelementen vor. Diese Leistung, so meint das Sportamt, muss allerdings eingekauft werden. Grund: Städtische Mitarbeiter und Vereinspersonal könnten dies nicht bewerkstelligen, argumentiert die Stadt. Fazit: Der finanzielle und logistische Aufwand ist enorm hoch.

Aber auch ohne Umbau hat Ratingen 04/19 bei Risikospielen insgesamt hohe finanzielle Hürden zu nehmen. Ein Beispiel: Beim Pokalspiel gegen RW Essen mussten die Sicherheitsvorkehrungen wieder deutlich verschärft werden. Kosten: 10 000 Euro, die beide Vereine getragen haben. Jens Stieghorst, der Vorsitzende von 04/19, betont: "Sollten wir in die Regionalliga aufsteigen, so steigt die Zahl der Risikospiele." Denn in dieser Liga seien Vereine mit zum Teil sehr problematischen Fangruppen unterwegs, man denke nur an Aachen, Essen und Uerdingen. Ein Hochsicherheitstrakt kommt für den Fußball-Manager nicht in Frage. Klar ist aber: Ein Aufstieg in die Regionalliga wäre unter Sicherheitsaspekten problematisch.

Was in Velbert an drastischen Absperrmaßnahmen entstanden sei, könne für ihn kein Maßstab sein. "Wir wollen den familiären Charakter im Stadion erhalten", sagt Stieghorst, der die gute Zusammenarbeit mit der Polizei ausdrücklich lobt.

(RP)
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