Heiligenhaus Stadt steht vor einer wegweisenden Wahl

Heiligenhaus · Finanziell steht die Stadt vor einem Scherbenhaufen - und drängt beim Stadtwandel trotzdem erfolgreich nach vorn.

 Tiefbautechnisch ist man mit der Neugestaltung der Hauptstraße am Ziel. Das allein bürgt aber noch nicht für ein komplett neues Stadtgefühl.

Tiefbautechnisch ist man mit der Neugestaltung der Hauptstraße am Ziel. Das allein bürgt aber noch nicht für ein komplett neues Stadtgefühl.

Foto: RP-Foto. A. Blazy

Selten standen die Heiligenhauser vor so gegensätzlichen Erfahrungen einer zu Ende gehenden Wahlperiode. Am 25. Mai geht es also auch um die Frage, ob Plus- oder Minuspunkte höher gewertet werden. Lässt sich der Haushalt - ein überaus fragiles Gebilde - nachhaltig in den Griff bekommen? Lässt sich der an vielen Ecken sicht- und spürbare Stadtwandel ummünzen in mehr Anziehungskraft auf Unternehmen und Privatleute? Anders gefragt: Wird Heiligenhaus zu einer neuen Adresse mit ganz neuen Möglichkeiten? Hinzu kommt die Personalfrage. Wer wird künftig die Verwaltung leiten?

Bürgermeisterfrage: Neu ist zunächst die Personenkonstellation bei der Wahl des Bürgermeisters. Es gibt erstmals drei Kandidaten. Bürgermeister Jan Heinisch tritt - zum vorgezogenen Termin - für eine dritte Amtszeit an. Mit Axel Pollert setzt die SPD am Ort nach zwei auswärtigen Kandidaten wieder auf einen Mann aus dem eigenen Ortsverband mit Erfahrung in Heiligenhause Gremien. Hinzu kommt Lothar Nuthmann als Kandidat für Bündnis 90/die Grünen. Die Partei tritt nicht in allen Stimmbezirken an, ist auch nicht im Rat vertreten. Besonderheit: Nuthmann gehörte bisher der Fraktion WAHL an, war aber vor langen Jahren einer der Sprecher der Bündnisgrünen zu der Zeit, als sie vor ihrer Auflösung am Ort noch dem Rat angehörten.

Haushalt: Das Jahr 2014 begann für die Kämmerei mit einem Paukenschlag. Binnen sechs Wochen musste faktisch ein neues Haushaltssicherungskonzept geschrieben werden. Darin stehen nun massiv erhöhte Steuern und Abgaben - letzte Chance, das Zahlenwerk sofort in ein (wenn auch sehr empfindliches) Gleichgewicht zu bringen. Die Stadt verfügt über keine nennenswerte Rücklage mehr. Und Kämmerer Beck hat die Warnung vor Überschuldung schon schriftlich von der Kommunalaufsicht bekommen. Das Dilemma: Die Haushaltsnotlage hat ihren Ursprung in der totalen Abhängigkeit der Kommune von der Gewerbesteuer.

Wirtschaft: Die Gewerbesteuer-Entwicklung ist nur ein Aspekt. Zwei weitere, nicht minder wichtig: Verkehrsanbindung durch A 44 und Ausweisung neuer Gewerbegebiete. Auch hier ist die Stadt nur bedingt Herr der Verfahren. Darüber hinaus gibt es aber Ansätze zu weiter verstärkter Eigeninitiative: Die Arbeit der Wirtschaftsförderer soll auf den Prüfstand kommen - und der Rat wird sich (auf SPD-Initiative) mit langfristigen Perspektiven für die Stadt beschäftigen. Es geht um die Fortschreibung eines Leitbildes. Dieser Gedanke stammt bereits aus den späten 90er Jahren, soll jetzt aktuell angepackt werden.

Innenstadt: Hier an erster Stelle wird sichtbar, wie langfristige Pläne allmählich zu Ergebnissen kommen: umgebaute Hauptstraße, neues Einkaufszentrum, Wiederbelebung der Industriebrache Hitzbleck, Hochschulbau auf dem Kiekert-Areal, Panoramaradweg. Es ist ein ganzes Bündel von Großvorhaben der vergangenen Jahre, das das Gesicht der Stadt verändert hat und weiter verändern wird. Wie all dies zusammengenommen sich in mess- und zählbare Ergebnisse wird ummünzen lassen, ist nicht für alle Projekte gleichermaßen klar. Natürlich wird der Panoramaradweg bestens angenommen, natürlich gibt es hohes Interesse am Hochschulstandort wie am neuen Hefelmannpark. Ob und wie alles zusammengenommen auch die Innenstadt-Geschäftswelt neu beleben wird, muss sich zeigen. Es geht hier mehr um einen Prozess, der langen Atem braucht, als um fertiggestellte Vorhaben.

Schulen: Auch hier hat die Stadt eine Sonderstellung, zumal, was das Angebot an weiterführenden Schulen angeht. Die Realschule ist mit ihrem neuen Inklusionsangebot gemessen an steigenden Anmeldezahlen auf gutem Weg. In dieser Hinsicht dürfen auch die Schulleiterinnen von Kant-Gymnasium und Gesamtschule entspannt in die Zukunft blicken. Etwas anders die Lage an den Grundschulen. Hier werden sich mittelfristig sinkende Schülerzahlen bemerkbar machen. Auch das ist keine Heiligenhauser Eigenart. Aber wie mit den vorhandenen Grundschulen langfristig zu planen sein wird, dürfte noch für Diskussionen sorgen.

(RP)
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