Ratingen Stadtführung: Wo Ratingens Geschichte lebendig wird

Ratingen · Gibt's das Golden Gate auch in Ratingen? Warum fehlen an manchen Häusern die Hausnummern? Welcher Ratinger steht im Guinness-Buch der Weltrekorde? Diese und weitere Geheimnisse lüftete Helga Langheinrich (76), junggebliebene und passionierte Stadtführerin auf einer rund zweistündigen Stadtführung durch die Ratinger Innenstadt. Mit Hut, Schirm und Fotoapparat ausgerüstet, starteten um die 20 Ratinger und Ratingen-Interessierte an der Kirche zu St. Peter und Paul. Die gotische Hallenkirche offenbart bei näherem Hinsehen einen Turm im Barockstil. Dieser wurde nach einem Blitzeinschlag vom ortsansässigen Zimmermann nachträglich hinzugefügt.

 Helga Langheinrich erzählt während der Stadtführung spannende Dinge über Ratingens Geschichte.

Helga Langheinrich erzählt während der Stadtführung spannende Dinge über Ratingens Geschichte.

Foto: Achim Blazy

"Man kommt von hier und kennt doch kaum die eigene Stadtgeschichte. Deshalb war es für mich höchste Zeit, einmal an einer Führung teilzunehmen", erzählt Petra Baumgarten. Der große Kornsturm, der eigentlich ein Kanonenturm war, ist heute ein Karnevalsmuseum und beeindruckt zusammen mit den Stadtmauern Gottfried Beicht. Er urteilt: "Ich finde die Türme und Mauern total gut gelungen."

Die Golden Gate Bridge gibt es in Ratingen zwar nicht, dafür lag aber neben dem Kornsturm das Tor die "goldene Pforte". Es soll dem Scharfrichter von Bergen als Eingangstor zur Stadt gedient haben. Auch das Waller'sche Fachwerkhaus, in dem sich die Suitbertus-Stuben befinden, ist sehr geschichtsträchtig.

"Es hat nicht nur den Stadtbrand im 16. Jahrhundert, sondern auch alle Kriege überstanden.", erzählt Langheinrich. Geschichte ist spannend, interessant und manchmal traurig. Zur Geschichte des Waller'schen Hauses gehören auch zwei Stolpersteine, die an die im Zweiten Weltkrieg ermordeten jüdischen Besitzer erinnern.

Ein typisches Merkmal der alten Fachwerkhäuser sind Wappen. Hausnummern wurden erst unter Napoleon eingeführt. "Es ist interessant zu sehen, wie historische Gebäude heute genutzt und restauriert werden", meint Heinz Westphal.

Der Trinsenturm ist einer von drei noch erhaltenen Türmen, der zur Aufbewahrung von Waffen diente. Aktuell beherbergt er ein Spielzeug- und Puppenmuseum. Die Inhaberin steht mit zuletzt mehr als 15.000 Barbiepuppen im Guinness-Buch der Rekorde.

Wo früher die vier Stadttore standen, sind goldene Gedenkplaketten im Boden. "Mit Denkmalschutz hatten die es damals aber nicht so" ,verrät Langheinrich. Dennoch ist vieles erhalten geblieben, so die Originalstadterhebungsurkunde aus dem Jahre 1276, die im Stadtarchiv bestaunt werden kann.

Auch das Marktplatzgebäude entspricht noch dem allerersten Rathaus. "Ich mache Fotos und schicke sie später als Postkarte an Freunde im Ausland", erzählt Melanie Kapusta Westphal.

Tina Hümbs ist mit ihrem Mann aus Duisburg gekommen. "Wir überlegen, hierhin zu ziehen und dachten, am besten beginnen wir mit einer Stadtführung!" Nach mehr als 20 Jahren ist und bleibt die Stadtführung für Helga Langheinrich etwas Besonderes, "Ich treffe immer wieder andere Menschen, und oft ergeben sich spannende Unterhaltungen, bei denen auch ich Neues lerne." Die Stadtführung endet am alten Steinhaus. Die jüngste Teilnehmerin Helene Herr (2) hat ihr eigenes, fast handzahmes Highlight am Stadtgraben gefunden. "Die Enten", sagte sie schwärmerisch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort