Brauchtum Die Sebastianus-Glocke ist gegossen

Ratingen · Es sollte eigentlich ein feierlicher Tag werden: Vertreter des Ratinger Brauchtums, Schützen, Karnevalisten und Heimatvereine wollten am Montag live dabei sein, als im westfälischen Gescher die lang ersehnte Brauchtumsglocke gegossen wurde. Sie soll die achte Glocke in St. Peter und Paul werden. Doch kaum war der Bus an der Stadthalle gestartet, stand er im Stau. Pfarrer Daniel Schilling hielt die Gäste bei Laune, erzählte kurz die Geschichte zur Brauchtumsglocke: Als er 2014 seinen ersten Schützengottesdienst abhielt, bemerkte er fast nebenbei, dass eigentlich noch eine Sebastianus-Glocke fehlen würde. Aus dem Running Gag wurde Ernst, Schützen, Karnevalisten, Heimatvereine und viele Privatleute füttern bis heute die Sammeldosen. Etwa 16.000 Euro kostet die Glocke, sogar im Bus ging noch ein Hut herum.

 Georg Hoberg, Gero Keusen, Fabian Pollheim und Peter Hense (v.l.).

Georg Hoberg, Gero Keusen, Fabian Pollheim und Peter Hense (v.l.).

Foto: Joachim Preuss

Es sollte eigentlich ein feierlicher Tag werden: Vertreter des Ratinger Brauchtums, Schützen, Karnevalisten und Heimatvereine wollten am Montag live dabei sein, als im westfälischen Gescher die lang ersehnte Brauchtumsglocke gegossen wurde. Sie soll die achte Glocke in St. Peter und Paul werden. Doch kaum war der Bus an der Stadthalle gestartet, stand er im Stau. Pfarrer Daniel Schilling hielt die Gäste bei Laune, erzählte kurz die Geschichte zur Brauchtumsglocke: Als er 2014 seinen ersten Schützengottesdienst abhielt, bemerkte er fast nebenbei, dass eigentlich noch eine Sebastianus-Glocke fehlen würde. Aus dem Running Gag wurde Ernst, Schützen, Karnevalisten, Heimatvereine und viele Privatleute füttern bis heute die Sammeldosen. Etwa 16.000 Euro kostet die Glocke, sogar im Bus ging noch ein Hut herum.

 Kirchen-Experte Hans Müskens sammelte Stoff für ein neues Kapitel.

Kirchen-Experte Hans Müskens sammelte Stoff für ein neues Kapitel.

Foto: Joachim Preuss

Schützenchef Gero Keusen ahnte früh Böses, nahm Kontakt mit der Gießerei auf. Nein, hieß es dort, warten könne man nicht, die "Glockenspeise" (78 % Kupfer und 22 % Zinn) wird Stunden vorher aufgeheizt, bei etwa 1100 °C hat die Bronzeschmelze die erforderliche Gusstemperatur. Und länger auf dem Herd köcheln lassen, bis der Bus da ist, das ginge nicht. Was nun?

 Daniel Schilling hielt die Mitfahrer bei Laune.

Daniel Schilling hielt die Mitfahrer bei Laune.

Foto: Joachim Preuß

Der heiße Draht zur Gießerei glühte ohnehin, am anderen Ende berichtete Ellen Hüesker, Frau des Glockengießers Hans-Göran Hüesker, live aus der Werkstatt. Bernd Jeuken und Schilling hielten das Bordmikrofon ans Handy - und alle lauschten gespannt: "....die Schmelze fließt in die Form, die Flammen gehen hell leuchtend nach oben... - jetzt wird noch ein Schluck nachgegossen..." Das hätten die Dumeklemmer gerne selbst erlebt. Immerhin geht es um ein Jahrhunderte altes Handwerk. Schilling erinnerte daran, dass einst auch die Glocken von St. Peter und Paul (wie die Märch anno 1498) vermutlich direkt auf dem Marktplatz gegossen wurden: "Absolut faszinierend, was hier einst geleistet wurde." Ansonsten kenne er das Glockengießen nur aus der "Sendung mit der Maus". Als in Gescher der "Endschluck" verabreicht wurde und die Flammen erloschen, stauten die Ratinger immer noch. Als sie endlich eintrafen und von der Ingenieurin Hüesker durch die Gießerei geführt wurden, rauchte es aus der Gussform immerhin noch ein bisschen. Von der Glocke ist ohnehin fast nichts zu sehen: Die Form ist im Boden eingegraben und kühlt dort nun aus. Erst in den nächsten Tagen stellt sich heraus, ob der Guss gelungen ist.

 Bürgermeister Klaus Pesch (r.) war dabei, als die Sebastianus-Glocke gegossen wurde.

Bürgermeister Klaus Pesch (r.) war dabei, als die Sebastianus-Glocke gegossen wurde.

Foto: Heinz Hülshoff

Immerhin hatten es unter anderem Bürgermeister Klaus Pesch, der singende Wirt Heinz Hülshoff und Karnevalsurgestein Hanno Paas rechtzeitig zur Gießtermin geschafft. "Es war ganz toll", sagte Paas, deutlich beeindruckt. Für den Gießmeister gab es eine Flasche "Schimmershofsekt". Er wird ihn wohl noch einmal wiedersehen. Denn Paas übernimmt den Transport der etwa 250 Kilogramm schweren Sebastianus-Glocke nach Ratingen. Es ist übrigens fünfte Glocke aus dem Traditionsbetrieb in Gescher.

Eine Glockenweihe ist eine bischöfliche Aufgabe, doch Schilling hat dafür den Auftrag bekommen. JoPr

(JoPr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort