Diskussion Gesprächsrunde: Beim Syrien-Einsatz scheiden sich die Geister

Ratingen · Die Entscheidung, dem Syrien-Mandat zuzustimmen, sei ihr sehr schwergefallen, sagte Kerstin Griese, die direkt von der Bundestagsabstimmung in Berlin nach Velbert gereist war. Sie hatte den evangelischen Kirchenmann Nikolaus Schneider zu "Kerstin Griese trifft" eingeladen. "Manchmal kann man die Leute beneiden, die solch eine Entscheidung nicht treffen müssen", so die SPD-Bundestagsabgeordnete.

Diskussion: Gesprächsrunde: Beim Syrien-Einsatz scheiden sich die Geister
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Die Entscheidung, dem Syrien-Mandat zuzustimmen, sei ihr sehr schwergefallen, sagte Kerstin Griese, die direkt von der Bundestagsabstimmung in Berlin nach Velbert gereist war. Sie hatte den evangelischen Kirchenmann Nikolaus Schneider zu "Kerstin Griese trifft" eingeladen. "Manchmal kann man die Leute beneiden, die solch eine Entscheidung nicht treffen müssen", so die SPD-Bundestagsabgeordnete.

Nikolaus Schneider zitierte Dietrich Bonhoeffer: "Man kann schuldig sein, wenn man etwas tut, man kann schuldig sein, wenn man etwas unterlässt."

Beim Syrieneinsatz zeigte sich Schneider skeptisch: "Wenn man da reingeht, muss man sich jetzt schon Gedanken machen, wie man da wieder rauskommt", betonte er die Notwendigkeit einer Gesamtstrategie. Er sagte aber auch: "Wer meint, in dieser Situation ohne militärische Komponenten auszukommen, irrt sich." Schneider hat den Eindruck, dass die deutsche Politik eine gute Rolle spiele, "weil sie nicht als erstes mit den Waffen kommt, sondern das Zivile befördert".

"Ich bin persönlich auch dafür: keine Waffen in diese Region", antwortete Griese auf eine Forderung von Nikolaus Schneider, die Waffenexporte an Saudi Arabien und Katar einzustellen. Die Gewalt des IS sei ohne Beispiel. "Die hätten gerne: der Islam gegen den Rest der Welt." Das werde aber nicht eintreten. Christen, Jesiden, Schiiten und andersdenkende Sunniten seien gleichermaßen verfolgt und würden ermordet. "Da wird noch Aramäisch gesprochen, die Sprache von Jesus", erinnerte Griese an die Katastrophe der Christen in Syrien und dem Irak. "Wir dürfen die Glaubensgeschwister dort nicht vergessen", denn ohne sie gäbe es hier bei uns kein Christentum, appellierte Schneider, der bis 2014 an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stand.

Schneider und Griese waren sich einig, dass die Bewältigung des Flüchtlingszustroms eine enorme Herausforderung ist. "Hier sind so viele Menschen ehrenamtlich aktiv, das ist bewundernswert. Ein ganz großes Lob an alle, die sich engagieren", sagte EKD-Ratsmitglied Griese. "Wir dürfen die sozialen Fragen nicht vergessen", wies sie darauf hin, dass es Deutschland wirtschaftlich gut gehe. Griese fragte Schneider, der als "Arbeiterpfarrer" während des großen Streiks in Duisburg-Rheinhausen bekannt wurde, was das für Kirche und Politik bedeute. "Nah bei den Leuten sein, die Ängste aufnehmen", das sei die Erfahrung, die er damals bei Krupp gesammelt habe. Es gehe darum, zu verhindern, dass Leute abgehängt werden.

(RP)
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