Ratingen Stadthalle kommt auf den Prüfstand

Ratingen · Nach der Gastro-Pleite stellten die Grünen die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Stadt legt jetzt Zahlen vor.

 Die Stadthalle ist in die Jahre gekommen.

Die Stadthalle ist in die Jahre gekommen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Nach dem Rathaus-Abriss könnte die Stadthalle an der Reihe sein. Das dachten nicht wenige Bürger, als im vergangenen Jahr Gastronom Heinz Hülshoff das Handtuch warf und man sich Sorgen um die Zukunftsfähigkeit des 41 Jahre alten Gebäudes machte. Die Grünen starteten eine Anfrage, die Antwort der Verwaltung liegt jetzt vor. Fazit von Ratsherr Hermann Pöhling: "Die Zahlen sind im Vergleich zu anderen Einrichtungen und Städten besser als ich dachte. Die Halle muss noch einige Jahre durchhalten."

"Der Wegfall des bisherigen Gastronomen der Stadthalle zeigt Defizite in der Hallenkonzeption auf", so die Grünen vor einem Jahr. Sie stellten die Frage nach der Zukunft der Einrichtung und baten um umfassendes Zahlenmaterial.

Konkret ging es um Sanierungsbedarf, Veranstaltungen, Raumauslastung, Einnahmen/Ausgaben und Veranstaltungsideen. Auf den ersten Blick sehen die Zahlen dramatisch aus. Angesichts schwacher Auslastung und alter Gebäudesubstanz frisst die Halle immer mehr Steuergelder. Gemeinsam mit dem Freizeithaus West hat die Stadt seit 2009 jährlich zwischen 243.000 und 807.100 Euro zugebuttert. Laut Verwaltung ist eine getrennte Darstellung nicht möglich, da beide Objekte "zusammengefasst bewirtschaftet" würden.

In der Halle werden drei Räume angeboten: Suitbertussaal (Großer Saal) mit 850 Quadratmetern, Angersaal (Kleiner Saal) mit 250 Quadratmetern und das Foyer mit 600 Quadratmetern. Die Auslastung bei 365 Veranstaltungstagen lag in den vergangenen drei Jahren mit 41 Prozent beim Angersaal am höchsten, dicht gefolgt vom Suitbertussaal mit bis zu 37 Prozent. Für den Betrieb der Halle gibt die Stadtverwaltung einen Kostendeckungsgrad von etwa 43 Prozent an. "Das mag auf den ersten Blick nicht besonders viel sein", so Pöhling. Doch im Vergleich zu anderen Einrichtungen wie Stadttheater und auch Schwimmbäder seien die Zahlen sehr gut.

Der Kostendeckungsgrad von 43 Prozent sei "verdammt gut für eine Stadthalle". Da sei Ratingen gut aufgestellt, sagte Pöhling mit Blick auf andere Städte. Er sei selbst ein bisschen überrascht gewesen.

Gleichwohl ist es ein Altbau. Seit 2004, so weit geht die Auflistung der Verwaltung zurück, wurde viel Geld in die Sanierung gesteckt: Brandmeldeanlage, Elektrik, Betonarbeiten am Parkdeck, Restaurant-Umbau, neue Kühlung, neue Toiletten und in diesem Jahr wieder Erneuerungsarbeiten im Restaurantbereich. In 2017 wird die Heizungslage ausgetauscht und ans Fernwärmenetz angeschlossen. Die Dächer sind saniert worden und sollen nun 30 Jahre halten.

Allerdings ist die Dachkonstruktion der Stadthalle aus Spannbeton gebaut worden. Sie stammt aus dem Jahr 1975 und wies bereits zwei Jahre später Mängel im Dach auf. Es wird, auch vor dem Hintergrund des Halleneinsturzes in Bad Reichenhall vor ein paar Jahren, im Jahre 2017 wieder eine Prüfung durch einen Spezialisten für "weitgespannte Dächer" geben.

Probleme für Veranstalter bereiten die Räumlichkeiten: Kleinere Einheiten können nur durch Stellwände abgetrennt werden, was aber zu akustischen Beeinträchtigungen führt. Unterschiedliche Veranstaltungen in Foyer und in den beiden Sälen sind nicht möglich. Die Stadt berichtet von Anfragen für Workshops, für die unterschiedliche große Seminarräume benötigt würden. Auch in anderen Städten sind die Stadthallen in die Jahre gekommen. In Mettmann beispielsweise wird seit Längerem über die Zukunft der Neandertalhalle diskutiert.

(jop)
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