Ratingen Stellensuche mit System

Düsseldorf · In einem "Life/Work-Planning"-Seminar bekamen Frauen aus West die Grundlagen für eine erfolgreiche Jobsuche an die Hand. Hierbei waren nicht nur Umdenken, sondern auch Initiative, Teamgeist und Aktivität gefragt.

Wer einen neuen Job sucht, wird feststellen: Der Arbeitsmarkt ist groß und jede freie Stelle heiß umkämpft. Dabei gibt es Systeme, die die Suche nach dem geeigneten Arbeitsplatz vereinfachen können. Eines davon ist ein Verfahren aus den USA, das sich "Life/Work-Planning", kurz L/WP, nennt. Zu diesem Thema haben im Rahmen des Bundes-Förderprogamms "Stärken vor Ort" elf Frauen aus West ein 18-tägiges Intensivseminar besucht.

Die Teilnehmerinnen lernten im Saal des Freizeithauses nicht nur die eigenen Fähigkeiten und Talente besser kennen, sie bekamen auch noch Tricks und Kniffe an die Hand, um die Möglichkeiten des Arbeitsmarktes voll ausschöpfen zu können. L/WP ist ein Planungsverfahren, das Menschen bei der Suche nach Arbeit hilft.

Das Besondere an diesem Verfahren ist, dass die suchende Person in den Mittelpunkt gestellt wird und nicht der Arbeitgeber, der Arbeitsmarkt oder die Beschäftigungsprognosen. Es werden konkrete Hilfen vermittelt. "Nur ein geringer Prozentsatz an freien Stellen ist auf dem offiziellen Arbeitsmarkt ausgeschrieben," erklärte Trainer Marc Buddensieg. Er leitete das Seminar gemeinsam mit seiner Assistentin Christiane Maschetzke. "Der größte Teil an freien Jobs findet sich aber im 'verdeckten Arbeitsmarkt'. Das sind die Stellen, die nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet werden oder in der Zeitung stehen, sondern über Beziehungen vermittelt werden."

Die eigenen Talente entdecken

Und genau da setzt das Projekt L/WP an. Es geht zuerst darum, die Bewerber in ihren eigenen Talenten und Fähigkeiten zu stärken und zu fördern. "Welche Möglichkeiten den Bewerbern offen stehen, wissen die meisten oft gar nicht," sagte der Trainer. Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie gefragt wurde, an welchen Dingen sie Spaß habe und was sie gerne tue.

Dabei gab es die Anweisung, alles zu nennen, egal wie alltäglich es sei. "Als ich erzählt habe, dass es mir Spaß gemacht hat, das Zimmer meiner Mutter neu zu streichen und zu dekorieren, wurde mir erstmal klar, was alles hinter solchen Alltäglichkeiten steckt. Das war sehr spannend," sagte sie. Buddensieg: "Das Organisieren von Helfern beispielsweise oder auch das farbliche Gestalten — das sind Talente, die für selbstverständlich gehalten werden und die deshalb lange verborgen bleiben."

Sobald der Bewerber weiß, in welche Richtung er sich bewegen will, wird der nächste Schritt in Angriff genommen: Persönliche Gespräche mit den Menschen, die bereits in dem Metier arbeiten. "Internetrecherchen oder Besuche bei Berufsinformationszentren sind immer nur der Anfang. Man muss mit Leuten sprechen, die den Beruf bereits ausüben. So bekommt man am meisten Informationen über den Job", so der Seminarleiter.

Diese persönlichen Gespräche bringen auch die Kontakte, die auf dem verdeckten Arbeitsmarkt so dringend benötigt werden. Die Frauen, die zum Teil in einem Alter sind, in dem sie bei Personalchefs auf herkömmliche Weise schwer Gehör finden, haben auch das im Seminar geübt. Jeweils zu zweit sind sie in Firmen gegangen und haben mit den Arbeitnehmern gesprochen. "Das kostet zwar Überwindung, bringt einem aber auch enorm viel, zum Beispiel Selbstvertrauen," berichtete eine weitere Teilnehmerin.

Das Seminar ist beendet, jetzt beginnt die Stellensuche. Aber nach dem Kurs können die Damen viel optimistischer in die Zukunft blicken. Für nächstes Jahr sind weitere Seminare in Planung.

(RP)
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