Ratingen-Lintorf Stets gut gelaunt und positiv gestimmt

Ratingen-Lintorf · Die Lintorferin Sina Hubrig (24) ist Logopädin. Ihre lebensbejahenden Eigenschaften und ihre Liebe zur Sprache kommen ihr und ihren Patienten zugute.

Nicht selten antworten Abiturienten auf die Frage nach dem bevorzugten Berufswunsch "was mit Menschen" oder "was mit Medien". "Was mit Menschen" macht auch Sina Hubrig, 1991 in Lintorf geboren, nun auch beruflich als Logopädin. Aber sie ist nicht mit diesem vagen Gefühl in eine Ausbildung gestartet, sondern ist bei einer Jobmesse in Köln auf die Logopädie aufmerksam geworden, hat sich ab dann sehr intensiv damit beschäftigt und sich fortan kräftig ins Zeug geschmissen, wie man so sagt.

Denn die Ausbildung wird deutschlandweit nur an wenigen staatlichen Schulen angeboten, ansonsten zu beachtlichen Gebühren an privaten Einrichtungen. Der Ansturm ist entsprechend stark: In Münster, wo Sina Hubrig gern lernen wollte, standen mehrere hundert Bewerber um die 15 Plätze an, die zu vergeben waren.

Sina Hubrig brachte sehr ordentliche Deutschnoten mit, verfasste ein begeisterndes Motivationsschreiben und legte ein überzeugendes Vorstellungsgespräch hin. Die gewünschte Ausbildungsstelle war ihr sicher. Inzwischen hat sie ihr Sprachenspektrum erweitert, sie spricht nicht nur englisch, französisch und spanisch, sondern hat gerade vier Wochen portugiesisch in Brasilien gelernt.

Die Nähe zum Klinikum in Münster, auch die Ausbildungsnähe, ermöglichte damals schon ab dem zweiten Semester überwachte Arbeit mit Patienten, was schon frühzeitig der Praxis half. Ergänzend zur Erstausbildung absolvierte Sina erfolgreich einen Bachelor-Modellstudiengang zur sprachsystematischen Therapie bei Aphasie-Patienten. Das gibt ihr das Rüstzeug, sich eventuell irgendwann selbständig zu machen oder in leitenden Funktionen zu arbeiten.

Doch erst einmal arbeitet sie bei einem entsprechenden Düsseldorfer Therapiezentrum und betreut wöchentlich mehr als 40 Patienten. Manche haben nach einem Schlaganfall Sprach- und Sprechstörungen, manche haben eine Krebsoperation oder -Behandlung hinter sich gebracht, manche sind mutlos, manche hoffnungsfroh.

Und da hakt Petra Hubrig, die Mutter, ein: "Die Sina hat schon als Kind im Kindergarten die Herzen angezogen, ist eigentlich immer gut gelaunt und positiv gestimmt. Und das hilft ihr auch dabei, mit den Patienten schnell einen guten Kontakt aufzubauen."

Der Ausspruch macht gleich zwei Dinge klar: Die gute Beziehung zu den Kranken, denen Sina Hubrig bei jedem Therapiebesuch ein bisschen mehr den Weg in die Normalität ebnet, und die überaus positive Haltung der Eltern, die stets den beruflichen Weg ihrer Tochter unterstützt haben.

Und nicht nur den beruflichen, sondern auch den jugendlichen. Die Schülerin spielte in der Band, sang im Chor, spielte Klavier, kann auch Hip-Hop. Spaß an Musik wiederum ist ein guter Einstieg in einen Heilungsprozess, von dem sie sagt: "Man kann oft auch noch nach langer Zeit eine Verbesserung herbeiführen, wenn das Sprechvermögen eines Patienten eingeschränkt ist. Doch eine direkte Therapie ist natürlich das Allerbeste. Aber immer lassen sich Strategien für die Verbesserung überlegen und einleiten."

Natürlich kann Sina Hubrig auch sehr lustig vorspielen, wie man sich mit Hilfe eines Korkens zwischen den Zähnen zum Beispiel für einen Vortrag warmredet. Sie beurteilt, fast schon von Amts wegen, wie Gesprächspartner mit ihren Sprechwerkzeugen umgehen, hält sich jedoch mit dem Urteil eher zurück. Aber, wenn es drauf ankommt, sagt sie schon, wo's langgeht.

(RP)
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