Ratingen Stimmen-Festival droht der Abgesang

Ratingen · Im Etatentwurf für 2013 schlägt die Verwaltung vor, den städtischen Zuschuss für Voices zu streichen. Organisator Peter Baumgärtner fehlt nach eigenen Angaben der Rückhalt aus den Reihen von Stadt und Politik.

Ratingen: Stimmen-Festival droht der Abgesang
Foto: veranstalter

Erst wenige Wochen ist es her, da begeisterten Marla Glen, der Jazzchor Mönchengladbach, Frau Contra Bass oder Hellmuth Karasek das Ratinger Publikum. Sie waren nicht die einzigen musikalischen Größen, die in den vergangenen fünf Jahren bei "Voices", dem Festival der Stimmen, dabei waren. Man denke nur an Auftritte von Mark Knopfler oder Helen Schneider. Doch ob das Voices-Festival eine Zukunft hat, ist momentan äußerst fraglich. In der nächsten Ratssitzung am Dienstag, 18. Dezember, werden Bürgermeister Harald Birkenkamp und Kämmerer Martin Gentzsch den Etatentwurf 2013 einbringen. Darin schlagen sie vor, den städtischen Zuschuss für Voices komplett zu streichen.

Bürgermeister Harald Birkenkamp erklärte auf RP-Anfrage, dass dies nicht unbedingt das Aus für das Festival der Stimmen bedeuten müsse. "In anderen Städten finanzieren sich solche Veranstaltungen über Sponsoren und Eintrittsgelder", so Birkenkamp, "wieso soll das in Ratingen nicht funktionieren?"

Darüber kann Organisator Peter Baumgärtner, der unter anderem auch für die Hildener Jazztage verantwortlich ist, nur den Kopf schütteln. "Illusorisch", lautet sein Kommentar. Wenn der städtische Zuschuss wegfalle, dann "gibt es Voices im nächsten Jahr nicht mehr". Denn erfahrungsgemäß frage jeder Sponsor, wie viel die Stadt dazu gibt. "Wir können nicht Sponsorengelder in Höhe von 50 oder 60 000 Euro akquirieren." Besonders schade sei die Diskussion, weil das jüngste Voices-Festival so erfolgreich wie nie gewesen sei. "Wir hatten eine hervorragende Resonanz, die Leute kamen aus Köln und aus dem Ruhrgebiet und haben hinterher E-Mails geschrieben, wie toll sie es fanden." Das Festival sei den Kinderschuhen entwachsen und habe sich in der gesamten Region etabliert. "Jetzt könnten wir anfangen zu blühen", so Baumgärtner.

Zurzeit stellt Baumgärtner gemeinsam mit Kulturamtsleiterin Andrea Töpfer die genauen Zahlen zusammen. In einem Gespräch will man beim Verwaltungsvorstand für das Festival werben. Allerdings habe er schon länger nicht das Gefühl, vollen Rückhalt in der Stadt zu haben. "Dieses Jahr war nicht ein Mitglied des Kulturausschusses bei Voices." Während die Zuschauerzahlen stimmten, scheine bei Politik und Verwaltung ein gewisses Desinteresse zu herrschen nach dem Motto "Lass die doch wieder nach Düsseldorf gehen", glaubt Baumgärtner.

Er sei in jedem Fall zu einer konstruktiven Lösung bereit, so Baumgärtner. Allerdings gebe es bei Voices einen Qualitätsanspruch. "Wir werden nicht aus Sparzwängen nur noch drittklassige Künstler buchen." Das mache keinen Sinn.

Wie schwierig die Situation ist, weiß auch Andrea Töpfer. "Wir müssen gemeinsam mit der Politik eine Entscheidung treffen." Natürlich sei Voices ein wichtiges Festival, im Kulturamt sei man aber auch stolz darauf, andere Kulturveranstaltungen wie die drei Abo-Reihen im Stadttheater weiter anbieten zu können. Ob Voices nur mit Sponsoren- und Eintrittsgeldern zu finanzieren ist, weiß Töpfer nicht. Die endgültige Entscheidung trifft die Politik bei der Etatberatung.

(cebu)
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