Ratingen Strauss macht Geschäft in der City dicht

Ratingen · Plakate verkünden jetzt auch offiziell das Ende der Filiale, die für die Innenstadt eine besondere Bedeutung hat.

 Die Plakate an den Fenstern sind ganz frisch: Das Ende der Ratinger Strauss-Filiale ist längst beschlossene Sache.

Die Plakate an den Fenstern sind ganz frisch: Das Ende der Ratinger Strauss-Filiale ist längst beschlossene Sache.

Foto: Janicki, Dietrich

Die Innenstadt verliert eines ihrer wichtigsten Geschäfte: Die Strauss-Filiale auf der Bechemer Straße schließt in wenigen Wochen. Große Plakate verkünden nun auch offiziell das Aus des Geschäftes, das für die City eine wichtige Funktion hatte und im abgelaufenen Weihnachtsgeschäft noch einmal für eine sehr ordentliche Kundenfrequenz gesorgt hat.

 Die Plakate an den Fenstern sind ganz frisch: Das Ende der Ratinger Strauss-Filiale ist längst beschlossene Sache.

Die Plakate an den Fenstern sind ganz frisch: Das Ende der Ratinger Strauss-Filiale ist längst beschlossene Sache.

Foto: Dietrich Janicki

In der Ratinger Kaufmannschaft sieht man die Schließung mit Sorge, denn ein langfristiger Leerstand an dieser Stelle würde den Einkaufsstandort schwächen. Bereits vor Weihnachten war klar, dass Strauss auch seine Filiale in Ratingen aufgeben wird.

Nach drei Insolvenzanträgen und ebenso vielen Versuchen, mit einem neuen Investor doch wieder auf die Beine zu kommen, ist das Ende der Handelskette beschlossene Sache. Insolvenzverwalter Dirk Andres teilte Ende des vergangenen Jahres mit, er werde den Geschäftsbetrieb "stufenweise einstellen und mit dem Abverkauf beginnen". Das habe er den rund 670 Beschäftigten in den 57 Filialen und der Hauptverwaltung in Langenfeld mitgeteilt. Spätestens Ende Februar schließt die letzte Niederlassung.

Strauss hatte Ende September zum dritten Mal binnen knapp drei Jahren einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen, das ein Sortiment mit einer Mischung aus Textilien, Lebensmitteln und Kurzwaren anbietet, war im vergangenen Jahr von der Deutschen Mittelstandsholding (DMH, Frankfurt) übernommen worden. 20 von 77 Niederlassungen waren geschlossen, mehr als 500 Arbeitsplätze abgebaut worden.

Ein Jahr zuvor hatte Strauss über ein Schutzschirmverfahren versucht, die drohende Insolvenz in Eigenregie abzuwenden. Zwischendurch war seinerzeit ein Investor gefunden worden, doch die Beteiligungsgesellschaft Mühleck Family Office aus der Nähe von Würzburg war bald wieder abgesprungen - angeblich mit dem Argument, man sei über die Umsatzchancen bei Strauss getäuscht worden.

Nun wollte niemand mehr Geld geben. Trotz intensiver Bemühungen sei kein Investor gefunden worden, der Unternehmen und Belegschaft übernehme, teilte Insolvenzverwalter Andres mit und erklärte: "Ohne die Unterstützung durch einen oder mehrere Investoren ist es uns aufgrund von wirtschaftlichen und insolvenzrechtlichen Vorgaben nicht möglich, Strauss Innovation dauerhaft weiterzuführen."

Damit endet die Geschichte eines Traditionsunternehmens, das vor 114 Jahren in Düsseldorf gegründet worden ist - als Geschäft für Kurz-, Weiß- und Wollwaren durch die Eheleute Heinrich und Maria Strauss. In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Unternehmen beständig, expandierte quer durch Deutschland. 2008 wagte Strauss den Schritt ins Ausland.

Doch noch im gleichen Jahr tauchten Probleme auf. Der Finanzinvestor EQT übernahm Strauss, das damals schon in der Krise steckte. Die Skandinavier schlossen insgesamt 15 Niederlassungen, bauten mehr als 400 Stellen ab (seinerzeit mehr als ein Viertel aller Arbeitsplätze bei Strauss) und installierten die britische Handelsmanagerin Paula Minowa als neue Chefin des Konzerns. Aber auch mit ihr ging es nicht mehr bergauf. Es folgten der Verkauf an den nächsten Finanzinvestor, weitere Filialschließungen, weiterer Stellenabbau - alles ohne Erfolg.

Derzeit hat Strauss noch 670 Beschäftigte in 57 Filialen und der Hauptverwaltung in Langenfeld.

(RP)
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