Ratingen Streit um beleuchtete Laufstrecken

Ratingen · Die Bund-Ortsgruppe lehnt mehr Lampen in der Natur ab. Gründe: Tiere und Klima leiden - und es kostet Geld.

 Die Finnbahn im Sportpark Keramag ist beleuchtet. Bürger drehen dort regelmäßig ihre Runden. Der Kurs umfasst rund einen Kilometer.

Die Finnbahn im Sportpark Keramag ist beleuchtet. Bürger drehen dort regelmäßig ihre Runden. Der Kurs umfasst rund einen Kilometer.

Foto: Achim Blazy

Befürworter, die sich für mehr beleuchtete Laufstrecken im Stadtgebiet aussprechen, müssen sich mit aktueller Kritik auseinandersetzen. Und die kommt von Andreas Lammert, Vorsitzender der Ortsgruppe Ratingen beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Er hat ein Schreiben an die Fraktionen des Rates und die Verwaltung geschickt.

In dem Papier, das der RP vorliegt, spricht sich Lammert gegen mehr beleuchtete Strecken in freier Natur aus. Ein Grund aus Sicht des Vorsitzenden: Im Umfeld von Parks und in der freien Landschaft leben verschiedene Tiere, "und die haben Lebensraumansprüche". Lammert betonte: "Die Tiere würden durch die Beleuchtung und die Läufer auch in der Dunkelheit erheblich gestört werden. Dies gilt insbesondere für den Winter mit seinen längeren Nächten, in denen die gesamte Natur zur Ruhe kommt." Im Sommer sei hingegen bis spät in die Nacht Betrieb. Fazit laut Bund-Ortsgruppe: Aufs ganze Jahr gesehen, besteht während der Helligkeit genügend Zeit zur Erholung. Lammert ergänzte: "Lassen wir den Tieren in der Winterzeit die Ruhe."

Zudem gebe es enorme Kosten für neue Leitungen, die Anschaffung und Wartung der Lampen. Lammert stellte in seinem Papier die Frage, ob diese "neue Groß-Beleuchtung" zum Klimaschutzkonzept der Stadt passe.

Im Stadtgebiet könne man auf die bereits vorhandene Infrastruktur zurückgreifen. Lammert betonte: "In Ratingen West gibt es entlang dem Haarbach eine längere beleuchtete Strecke, die im Winter für Laufen und Walken auch genutzt werden könnte, wie es jetzt schon Bund-Mitglieder tun." Strecken im besiedelten Raum könnte man besser ausleuchten und ausschildern. An die Mitglieder des Rates und die Verwaltung stellte er die Frage: "Gibt es wirklich keine sinnvollere Möglichkeit, in Ratingen Geld zu verschwenden?"

Ende des vergangenen Jahres wurde eine neue Diskussion darüber angestoßen, wie man dem geänderten Freizeitverhalten in der Stadt Rechnung tragen kann. Michael Kreft, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, betonte, dass der Spaß an der Bewegung ein wesentliches Resultat des neuen Sportentwicklungsplanes sei. Tenor: Viele Freizeitsportler wünschen sich mehr beleuchtete Laufstrecken. Die müssen nicht auf einer städtischen Sportanlage angeboten werden, man könne dies auch in der freien Natur ermöglichen, zum Beispiel am Grünen See. Kreft erläuterte: "Es gibt da eine kleine Runde, die etwa 3,5 Kilometer lang ist. Die könnte man gut beleuchten. Läufer sind am Grünen See ja immer unterwegs, auch abends." Ein Aspekt der wissenschaftlichen Untersuchung des Stuttgarter IKPS-Institutes ist die Erkenntnis, dass sich immer mehr Bürger ungezwungen bewegen wollen, losgelöst von festen Zeiten.

Dieser Trend zeichnet sich auch in Düsseldorf ab, dort ist man allerdings schon einen Schritt weiter, wie die Fraktion der Bürger Union (BU) erklärte: Zwei Drittel der sportlichen Düsseldorfer seien außerhalb von Vereinen und Fitnessstudios aktiv. Die Stadt werde bis 2025 in jedem Bezirk eine Fläche schaffen, auf der verschiedene Sportarten für alle Altersgruppen ausgeübt werden können. Eine beleuchtete Strecke auf der Oberkasseler Seite hat vor vielen Jahren einen sechsstelligen Betrag gekostet und ist in Düsseldorf immer noch umstritten.

(RP)
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