Ratingen Tragödchen: Wenig Töne mit Bildstörung

Ratingen · Normalerweise beginnen künstlerische Darbietungen im Tragödchen mit einer Auflistung all der Dinge, die bei der Vorbereitung nicht geklappt haben. Doch das eigentliche Event - der Auftritt der Sängerin Isabelle Kusari und ihrer musikalischen Begleiterin Ehyun Hüttermann - toppte diesmal jegliche Aufzählung.

Mittags erst erfuhr Bernhard Schultz, dass die beiden Damen nur eine, und nicht zwei Stunden auftreten würden (Was dann auch noch unterschritten wurde). Sie vergaßen dann leider die Beine des E-Pianos. Das konnte geregelt werden, denn die junge koreanische, preisgekrönte Pianistin setzte sich klaglos aufs geschäftseigene Bänkchen und positionierte das Instrument auf Tisch 3, wo im Buchcafé meist Kekse und Streuselkuchen angeboten werden.

Das Haus-Piano, ein Quäntchen nach unten verstimmt, fand dann immerhin bei den unbesungenen Liedern Verwendung.

Die Sängerin wiederum nutzte ihre Darbietung quasi als Probe für einen Auftritt im kommenden August, wenn sie beim NRW-Tag singt und Gedichte vorträgt: Sie transferierte Moderation mit Inhalt einfach ins Tragödchen, sie verkürzte ein Droste-Hülshoff-Gedicht nicht, sondern baute es "aus Zeitgründen" übel um. Und dann warf sie den Fotografen dieser Zeitung ziemlich rüde aus der Lokalität.

Schade - denn nun kann man kein aktuelles Foto von ihr sehen. Ist sie doch eine attraktive Frau mit schöner Gestalt, war anmutig in viele Pailletten gehüllt, hübsch geschminkt. Sah vielleicht nicht mehr so aus wie auf ihren eigenen Pressebildern.

Beim nicht unwitzigen restlichen Programm gab es viele Gedichte zu hören, auch verdammt traurige, die von NRW-Autoren geschrieben worden waren. Das Publikum erfuhr alle Lebensdaten der Dichter, lauschte auch gern dem einen oder anderen Lied, das Isabelle Kusari mit wohltönender Stimme vortrug.

Die gebürtige Französin hat erst nach längerer bürgerlicher Berufstätigkeit zum Gesang gefunden und ist heute im Dozententeam der Robert-Schumann-Musikhochschule vertreten. Sie lehrt französische Aussprache. Die Pianistin Ehyun Hüttermann, zurückhaltend auftretend, mit innigem, konzentriertem Spiel und bescheidener Attitude zeigte damit allein schon ihre Klasse. Souverän war sie auf jeden Fall: Wie sonst hätte sie sich an das Schultz'sche Pianoforte mit seinen Defiziten gesetzt, um unter anderem den 1. Satz von Beethovens Mondscheinsonate wunderbar zu spielen?

Als nun die Klassik abgerauscht war, übernahmen der Chef aller Scherze, die Sängerin Nadja Meroni und Lorenz Görzen in bewährter Manier die Gestaltung der Stunde, die allen noch blieb. Und das war nicht das Schlechteste.

Informationen: www.buchcafe.com.

(gaha)
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