Ratingen Trefz gibt sein Spielwarengeschäft auf

Ratingen · Nach 37 Jahren ist Schluss. Nachfolger Sven Bartz wird die Räume auf der Bechemer Straße übernehmen.

 Das war's. Spielwarenhändler Günter Trefz (links ) hört heute nach 37 Jahren auf, Sven Bartz übernimmt nach Umbau den Laden an der Bechemer Straße.

Das war's. Spielwarenhändler Günter Trefz (links ) hört heute nach 37 Jahren auf, Sven Bartz übernimmt nach Umbau den Laden an der Bechemer Straße.

Foto: Achim Blazy

Es ist ein ganz besonderer Tag für Günter Trefz. Wenn er am heutigen Morgen die Tür seines Spielwarengeschäfts an der Bechemer Straße aufschließt, wird er das zum letzten Mal machen. Nach 37 Jahren ist Schluss, der Einzelhändler geht in Rente: "Ich bin jetzt 65. Irgendwann muss einmal Schluss sein", erzählt der Ratinger. Die endgültige Entscheidung wurde bestärkt, als im vergangenen Jahr ein alter Schulfreund von Trefz schwer erkrankte: "Da war für mich dann klar, dass jetzt Schluss sein muss. Ich will noch etwas vom Leben haben."

Wie die Zeit ohne den Laden, dessen Schaufenster wohl fast jeder Ratinger in seiner Kindheit schon einmal bewundert hat, werden wird, darüber hat sich Günter Trefz noch nicht viele Gedanken gemacht: "Es wird wohl gewöhnungsbedürftig werden. Zuerst geht es deshalb auch erst einmal in den Urlaub. Zur Wiedereröffnung will ich aber auf jeden Fall wieder hier sein", verrät er. Darauf hofft auch sein Nachfolger Sven Bartz. Und der ist wie Trefz ein echter Experte in Sachen Spielwaren: "Meine Familie betreibt ein großes Spielwarengeschäft in Oberhausen. Insgesamt sind wir seit 101 Jahren in der Branche tätig."

Seit vielen Jahren schon sind die beiden Familien befreundet. Die Idee, das Geschäft zu übernehmen, kam letztlich bei einem Grillabend zustande. "Zwei, drei Tage später habe ich Günter angerufen und gesagt, ich würde es gerne machen." Durch viele Besuche kennt er die Ratinger Innenstadt gut: "Die Lage ist ideal für so ein Geschäft", so der 31-Jährige. In den nächsten Wochen wird der Laden komplett renoviert, bevor es pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wieder losgeht - mit demselben Sortiment: "Vielleicht wird es hier und da kleine Ergänzungen geben. Aber alles in allem wird sich bis auf die Optik des Geschäfts nichts verändern."

Für Sven Bartz wird die Zweigstelle des Familienbetriebes eine Herausforderung: "Am Anfang werde ich viel hier sein, damit sich die Kunden einfach an das neue Gesicht gewöhnen." Damit nicht zu viel Neues kommt, wird er aber Günter Trefz' Mitarbeiterin behalten, was auch den ehemaligen Chef sehr freut. Für den war sein Beruf immer eine schöne Sache: "Man kann sicherlich schlimmere Dinge verkaufen als Spielwaren", sagt er schmunzelnd. Und: "Geschenke zu verkaufen, bereitet wirklich Freude. Wenn die Omas und Opas ein tolles Geschenk gefunden haben, verlassen sie genauso so glücklich das Geschäft wie die Kinder, die es später aufmachen."

Verändert hat sich in all den Jahren nicht viel. Zwar sei immer mehr Elektronik dazu gekommen, doch Kuscheltiere, Puppen und Spiele laufen immer noch wie früher: "Die Grundbedürfnisse der Kinder ändern sich schließlich nicht", sagt Günter Trefz. Und so macht er sich keine Sorgen, dass sein Nachfolger schwere Zeiten haben wird: "Klassische Spielwaren sind immer noch sehr gefragt." Angst vor dem Internet hat Sven Bartz als lokaler Einzelhändler übrigens nicht: "Wir haben selbst einen Internetshop und verbinden das mit dem Ladenlokal", erklärt er.

Mit Trefz geht einer der letzten Einzelhandels-Mohikaner der City. Viele, die so lange da sind wie er, gibt es in der Innenstadt nicht mehr. Trotzdem blickt er optimistisch in die Zukunft: "Ratingen ist auf einem positiven Weg. Wenn jetzt die Stadtverwaltung ihre Regulierungswut noch ein bisschen einschränkt, würde sich alles deutlich nach vorne bewegen."

Ob dem so sein wird, kann er demnächst ganz in Ruhe beobachten: "Dann sitze ich hier schön auf einer Bank oder einer Terrasse und schaue mir das bunte Treiben in der Fußgängerzone an."

(RP)
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