Ratingen Trend: Kunden kaufen lebende Hühner

Ratingen · Geflügelzüchter Andre Eickhölter rollt alle zwei Wochen mit seiner gefiederten Fracht auf die Höfe der Raiffeisenmärkte in Heiligenhaus und Wülfrath. Für rund 24 Euro pro Tier gibt es frische Eier zum Frühstück.

 Geflügelverkauf am Raiffeisenmarkt Wülfrath: Rainer Füchtenschnieder verkauft Ingeborg Beckershoff drei Wachteln. Das Geflügel ist laut Broschüre geimpft.

Geflügelverkauf am Raiffeisenmarkt Wülfrath: Rainer Füchtenschnieder verkauft Ingeborg Beckershoff drei Wachteln. Das Geflügel ist laut Broschüre geimpft.

Foto: achim blazy

Ungeduldig wartet Ingeborg Beckershoff auf den Transporter mit dem Federvieh. Sie hat drei Wachtelweibchen bestellt. "Seit Januar haben wir ein Pärchen. Ein junger Mann hat sie zum Geburtstag bekommen, wusste aber in seinem Appartement ohne Balkon nicht wohin mit den Tieren." Inzwischen sind sie in eine eigens gebaute Villa umgezogen. "Doch der Hahn pickt die ganze Zeit auf der Henne herum. Er braucht einen größeren Harem. Deshalb bin ich heute hier", betont Ingeborg Beckershoff.

Geflügelzüchter Andre Eickhölter rollt alle zwei Wochen mit seiner gefiederten Fracht auf den Hof des Raiffeisenmarktes Wülfrath und im Anschluss daran nach Heiligenhaus. Es erwartet ihn in der Regel eine lange Reihe von Kunden mit Kisten und Körben, um Hühner, Enten, Gänse oder Wachteln in Empfang zu nehmen. "Die meisten sind Hobbyhalter. Sie kaufen im Schnitt drei bis acht Tiere. Wenn sie schon anfangen, durch den Karton mit ihnen zu sprechen, weiß ich, dass sie es dort gut haben", berichtet der Züchter aus dem Kreis Gütersloh.

Er fährt noch den Markt in Heiligenhaus an, setzt seine Tour dann weiter über Wuppertal nach Norden fort. "Mein Schwiegervater hatte die Idee, die Tour auszudehnen und es lohnt sich schon", sagt Andre Eickhölter. Wenn er sich auf den Rückweg macht, sind die meisten der rund 250 Tiere verkauft. Das Geflügel ist laut Broschüre geimpft und sieht auf den ersten Blick sehr gesund aus. "Es sollte klare Augen haben, keinen Ausfluss aus Nase und Schnabel haben und die Krallen sollten nicht zu lang sein", betont der stellvertretende Amtstierarzt Norbert Kruse. Er rät, sich zunächst entsprechende Kenntnisse anzueignen, bevor das Federvieh einzieht. Das braucht auch eine geeignete Unterkunft. "Wichtig ist ein Schutzhaus mit Nest und Sitzstangen sowie ausreichend Wasser und ein Auslauf, wo sie scharren können und ihr Futter bekommen", sagt Kruse. Ein Häuschen mit Vorgarten hat Waldemar Niwek schon gebaut. Nun kann er es kaum erwarten, dass seine zehn Wachten mit ihrem Hahn dort einziehen. Vor Konflikten mit den Nachbarn fürchtet er sich nicht. "Dort hat jeder Zweite schon Wachteln im Garten. Da können wir uns gut austauschen." Er freut sich besonders auf die frischen Eier. "Die sollen sehr gesund sein." Andre Eickhölter glaubt, dass das der Grund ist, warum seine Tiere bei Hobbyhaltern so reißenden Absatz finden. "Nach den vielen Lebensmittelskandalen möchten die Leute einfach wissen, was sie essen." Mit geübten Handgriffen verstaut er einen Blausperber, eine Bovans- und eine Tetra-Henne in einen Karton. Vorsichtig nimmt Harald Gecke seine Hühner entgegen. Er hat den ehemaligen Pferdestall für sie umgebaut.

Die meisten Tiere aus seinem Bestand hat er selbst schlüpfen lassen. "Doch das ist sehr viel Arbeit. Zwei Hennen hat der Habicht geholt, deshalb brauchte ich nun schnell Ersatz." Er bezahlt die 24 Euro und ist mehr als zufrieden mit dem Kauf. "Der Preis ist wirklich günstig und die Tiere machen einen guten Eindruck." Er freut sich schon auf ihre Eier zum Frühstück.

(RP)
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