Ratingen Typisierung: Hilfsbereitschaft ist groß

Ratingen · Um der an Leukämie erkrankten Ratingerin Petra W. zu helfen, kamen gestern 823 Menschen in die Stadthalle, um testen zu lassen, ob sie als Stammzellenspender in Frage kommen.

Typisierungsaktion: Deswegen will ich helfen
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Petra W. hofft nach sechs erfolglosen Chemotherapien auf eine lebensrettende Stammzellenspende. Doch dafür muss der Spender in acht von zehn Gewebemerkmalen mit Petra W. übereinstimmen, ein solcher genetischer Zwilling ist nur schwer zu finden. Um Petra zu unterstützen, organisierten Familie und Freunde am Sonntag eine große Typisierungsaktion in der Stadthalle. Schon kurz nach Beginn der Aktion waren so viele Leute gekommen, dass sich im Eingangsbereich eine lange Schlange bildete. Kai Lange ist Petras bester Freund und koordinierte die Aktion: "Das direkt zu Beginn so viele Leute kommen, damit haben wir nicht gerechnet. Es ist unglaublich, ich hoffe, das bleibt bis heute Abend so." Am Ende des Tages waren es 823.

Zunächst musste jeder potenzielle Spender seine Daten und Krankengeschichte angeben. Denn außer der Altersvorgabe von 17 bis 55 Jahren und dem Mindestgewicht von 50 Kilogramm gibt es noch andere Ausschlusskriterien. "Jeder, der chronisch erkrankt ist, kann keine Stammzellen spenden. Am häufigsten müssen wir Menschen ablehnen, die Diabetes oder Rheuma haben. Das ist auch heute schon vorgekommen. Trotzdem ist es unglaublich toll, dass die Leute gekommen sind", sagte Bettina Steinbauer von der Deutschen Knochenmarkspende (DKMS).

Nach der ersten Datenerfassung mussten die Spender ihre Daten erneut kontrollieren lassen, da manchmal im ersten Schritt Ausschlusskriterien übersehen werden. Wer dann alle Voraussetzungen erfüllte, bekam fünf Milliliter Blut abgenommen. Volker Vetter kam aus Heiligenhaus in die Ratinger Stadthalle, um sich typisieren zu lassen. Petras Schicksal hat ihn sehr berührt. "Ich habe ihre Geschichte in den Medien mitbekommen. Ich bin ebenfalls leidenschaftlicher Motorradfahrer und wir Biker müssen einfach zusammenhalten", sagte Vetter.

Nach der Blutentnahme ging es noch einmal zur Endkontrolle, die Proben gehen danach zur Untersuchung ins Labor. Etwa acht Wochen braucht das Labor für die Bearbeitung sämtlicher Proben, dann können alle Getesteten als Stammzellspender angefragt werden. "Wir suchen für Petra auf der ganzen Welt nach einem passenden Spender. Doch natürlich soll diese Aktion auch anderen Erkrankten helfen. Jeder, der sich heute testen lässt, kann einem anderen Menschen das Leben retten", so Bettina Steinbauer.

Nico Nier und Natalie Schmidt haben über Facebook von der Aktion erfahren und sagten: "Wir hatten immer schon vor, uns testen zu lassen. Irgendwie kommen dann immer Dinge dazwischen, die einem wichtiger erscheinen, dabei ist es kein großer Aufwand und man kann anderen Menschen helfen."

Petra W. wäre sehr gerne bei der Typisierungsaktion selbst dabei gewesen, konnte aber wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos nicht kommen. Doch Familie und Freunde schickten ihr den ganzen Tag über Fotos von der Aktion zu. Petras Sohn Jan (17) freute sich sehr über die vielen Leute, die sich testen ließen: "Diese große Anteilnahme ist unglaublich toll. Es gibt uns allen neue Kraft, dass so viele Leute gekommen sind. Hoffentlich finden wir jetzt bald einen passenden Spender."

(ans)
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