Kreis Mettmann Überfälle auf Tankstellen: Die Angst bleibt

Kreis Mettmann · Mit einem Raub in Hilden setzt sich die Reihe fort. Die Zahl der Taten ist in den letzten drei Jahren kreisweit gestiegen.

 Mit diesem Foto suchte die Polizei 2015 nach einem Täter - ohne Erfolg.

Mit diesem Foto suchte die Polizei 2015 nach einem Täter - ohne Erfolg.

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Der ältere Mann muss den Tätern genau gegenüber gestanden haben. Das vermutet Nadine Vukan. Sie ist Pächterin der Hildener Shell-Tankstelle an der Hochdahler Straße, die vor einer Woche überfallen wurde. Der Fahrer des Kleinwagens wollte den Verkaufsraum der Tankstelle betreten. "Doch als er erkannte, was dort passierte, lief er weg und fuhr mit quietschenden Reifen von der Tankstelle", berichtete Tommy Vaessen, Lebensgefährte von Nadine Vukan, bei Facebook. Beide hoffen, dass sich der Fahrer meldet, um bei der Identifizierung der Täter zu helfen.

 Die Polizei sichert nach einem Überfall ein Tankstellengelände in Neuss. Im Kreis Mettmann ist die Zahl der Tankstellenüberfälle gestiegen: Von einem Fall 2013 auf vier im Jahr 2014 und sieben im vergangenen Jahr.

Die Polizei sichert nach einem Überfall ein Tankstellengelände in Neuss. Im Kreis Mettmann ist die Zahl der Tankstellenüberfälle gestiegen: Von einem Fall 2013 auf vier im Jahr 2014 und sieben im vergangenen Jahr.

Foto: Patrick Schüller

Mit einer Waffe hatten zwei maskierte Männer am 6. Februar um 21.50 Uhr kurz vor Geschäftsschluss der Shell-Tankstelle an der Hochdahler Straße den 22-jährigen Mitarbeiter mit einer Waffe bedroht. Sie entkamen mit einer geringen Menge Bargeld. Mit der Tat setzt sich die Reihe der Tankstellen-Überfälle im Kreis Mettmann fort. Nach Angaben von Polizeisprecherin Claudia Partha gab es 2015 vier Überfälle in Hilden, keinen in Haan. Ebenso wie die jetzt betroffene Shell-Tankstelle lag im Mai vergangenen Jahres auch die überfallene Star-Tankstelle an der Hochdahler Straße - einer Ausfallstraße, die den Tätern eine schnelle Flucht garantiert.

Damals suchte die Polizei mit Fotos einer Überwachungskamera nach dem Mann, der, mit einer schwarzen Sturmhaube maskiert, den 31-jährigen Angestellten mit einer Schusswaffe bedrohte. Nachdem der Mitarbeiter mehrere hundert Euro Bargeld übergeben hatte, flüchtete der Täter zu Fuß. Doch die intensive Fahndung brachte keinen Erfolg: "Sie ergab leider gar nichts, der Täter konnte nicht identifiziert werden", sagt Partha.

In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Überfälle in der Region gestiegen. 2015 wurden im Kreis Mettmann sieben Tankstellen überfallen. Im Jahr zuvor waren es nur vier, 2013 nur einer. Dabei gibt es keine bevorzugten Städte: Von den zehn im Jahr 2011 verübten Überfällen geschahen zwei in Hilden, zwei in Haan, drei in Heiligenhaus sowie je einer in Langenfeld, Mettmann und Ratingen. 2012 waren es drei Überfälle, einer davon ereignete sich in Haan, zwei in Langenfeld. Der einzige Überfall im Jahr 2013 passierte in Erkrath. Und von den vier Überfällen 2014 geschahen zwei in Langenfeld, einer in Monheim und einer in Ratingen. 2015 wurden vier Tankstellen in Hilden, eine in Erkrath, eine in Langenfeld und eine in Wülfrath überfallen.

"Ein Trend ist anhand dieser Fälle nicht abzulesen", sagt Partha. Im Bundesdurchschnitt sinkt die Zahl der Raubüberfälle auf Tankstellen übrigens: Nach Angaben des Bundeskriminalamts gab es 2009 noch 926 Überfälle in Deutschland, 2014 war die Zahl auf 681 geschrumpft.

Das liegt womöglich an modernen Sicherungssystemen. "Die Sicherheitsstandards bei Shell sind die höchsten in der Branche. Durch das i-cash-Kassensystem ist Bargeld faktisch nicht verfügbar, sondern wandert beim Kassiervorgang in einen gesicherten Tresor, den nicht mal der jeweilige Tankstellenbetreiber selbst öffnen könnte, so dass sich ein Raub eigentlich überhaupt nicht lohnt. Offenbar wussten das die Täter nicht, was gewisse Rückschlüsse auf den Täterkreis zulässt", berichtet Tommy Vaessen. Soll heißen: Die Männer waren seiner Einschätzung zufolge offenbar keine Profis.

Doch die Angst bleibt. Dass ein Mitarbeiter mit einer Waffe bedroht wurde, macht sie wütend, sagt Nadine Vukan. Daher hofft sie, dass die Polizei den Täter doch noch fasst.

(arue)
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