Interview mit Susanne Stocks Umweltbildungszentrum am Blauen See

Ratingen · Susanne Stocks (52) sitzt seit 1989 im Rat der Stadt Ratingen. Für die nächsten Sechs Jahre weiß sie genau, was die Grünen wollen.

 Susanne Stocksauf dem Wochenmarkt in Ratingen. Sie hofft auf ein besseres Klima im Rat.

Susanne Stocksauf dem Wochenmarkt in Ratingen. Sie hofft auf ein besseres Klima im Rat.

Foto: Blazy

ratingen Susanne Stocks, Fraktionsvorsitzende der Grünen, spricht über die kommenden sechs Jahre im Rat und ihre Erwartungen an Bürgermeister Klaus Pesch (FDP).

Sie haben einem an sich bürgerlichen Bürgermeister zum Wahlsieg verholfen. Wird Ratingen jetzt ein bisschen grüner?

Susanne stocks Wir werden die Dialogfähigkeit des mit unserer Unterstützung gewählten Bürgermeisters Klaus Konrad Pesch nutzen, um grüne Ideen und Ziele zu unterschiedlichen Themen ins Gespräch zu bringen. Schon im Wahlkampf hat der neue Bürgermeister gezeigt, dass er grüne Themen durchaus vertreten will und kann. Die Fraktion ist zuversichtlich, mehr als bisher bei wichtigen Entscheidungen mit einbezogen zu werden. Dass dabei nicht immer grün pur herauskommt, liegt in der Natur des Amtes eines Bürgermeisters. Schließlich muss er die Interessen aller berücksichtigen.

Es gab anfangs Unruhe in Ihrer Partei aufgrund des gemeinsamen Kandidaten Pesch. Sind die Kritiker durch den Erfolg verstummt?

Stocks Es zeichnet unsere Partei aus, unterschiedliche Meinungen und Strategien offensiv zu diskutieren. Letztlich hat sich die Mitgliederversammlung mit deutlicher Mehrheit für die direkte Unterstützung von Klaus Konrad Pesch entschieden. Im Übrigen entscheiden unsere Wählerinnen und Wähler bei der Direktwahl so, wie sie es für richtig halten. Und sie haben sich deutlich für den neuen Bürgermeister entschieden. Das hat mich natürlich sehr gefreut, andere vielleicht weniger.

Sie sind schon lange in der Kommunalpolitik. Haben Sie da eigentlich noch Idealismus?

stocks Als ich 1989 zum ersten Mal in den Rat gewählt wurde, habe ich nicht gewusst, wie komplex Kommunalpolitik ist. Es ist immer wieder eine große Herausforderung, die vielen, vielen Themen fachlich zu begreifen und zu bewerten. Natürlich spüre ich die Belastung mit 52 Jahren stärker als mit 28 Jahren, da muss ich mit meinen Kräften haushalten. Das Gefühl, da läuft was falsch, da ist was ungerecht, da muss ich in die Bütt, um was zu verändern, das ist immer noch da. Sonst wäre ich fehl am Platz.

Nach so vielen Jahren im Rat: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Klimas in der Ratinger Politik?

Stocks Es gab immer Aufs und Abs im Rat. 1989 gab es die erste und bisher einzige rot-grüne Mehrheit im Rat. Da hatte die CDU schwer dran zu schlucken, da gab es auch noch die alten Feindbilder uns gegenüber. Die Zeiten der absoluten CDU-Mehrheit danach war unsäglich, diskutiert wurde gar nicht mehr. Dieter Rubner beantragte Schluss der Debatte, und die CDU zog alles mit ihrer Mehrheit durch, auch viel Unsinn. Die vergangenen Jahre waren geprägt von dem fehlenden Dialog des Bürgermeisters Birkenkamp mit den anderen Fraktionen. Es wurde nur noch unterschieden zwischen Freund und Feind. Das war schon sehr anstrengend und wird dem Sinn der Demokratie auch nicht gerecht. Es soll gerungen werden um den besten Weg, ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

Gibt es Hoffnung auf Besserung?

stocks Klaus Konrad Pesch hat das gemeinsame Ringen um den besten Weg im Wahlkampf vorangestellt. Da nehme ich ihn beim Wort. Und wenn einzelne im Rat nicht immer wieder in alten Wunden herumstochern, dann wird das schon. Außerdem haben wir jetzt sechs Jahre bis zur nächsten Wahl. In Zeiten des Wahlkampfes wird ja immer besonders auf den politischen "Gegner" rumgehauen.

Wie sieht Ihre ganz persönliche politische Zukunft aus?

stocks Sechs Jahre Kommunalpolitik. Darüber hinaus habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Wagen wir einen Ausblick: Was wollen Sie für Ratingen in den kommenden sechs Jahren erreichen?

stocks Wir müssen dringend bezahlbaren Wohnraum schaffen und zwar für alle Generationen. Am Blauen See soll ein Umweltbildungszentrum entstehen, Stadtwerke wieder in Bürgerhand - wir wollen Energiepolitik in Ratingen ohne RWE-Einfluss entscheiden. Ein Radschnellweg nach Düsseldorf muss her und der Kulturbahnhof Ost.

Andersrum gefragt: Gibt es Projekte, die sie definitiv ablehnen?

stocks Die Tiefgarage an der Hans-Böckler-Straße ist kompletter Blödsinn und Geldverschwendung. Der Park an dieser Stelle würde auf Jahrzehnte vernichtet. Gerade nach dem jüngsten verheerenden Sturm sollten wir die vorhandenen Bäume dort unbedingt erhalten. Den Verkauf von städtischen Wohnungen und Grundstücken werden wir ebenfalls weiterhin ablehnen.

Die Grünen haben eine lange Tradition in der Opposition. Was sind Sie denn im aktuellen Rat? Opposition? Zünglein an der Waage?

Stocks Das wird sicher von Thema zu Thema unterschiedlich sein. Das ist ja das spannende an wechselnden Mehrheiten.

WOLFGANG SCHNEIDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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