Heiligenhaus "Unsere alte Brücke muss bleiben"

Heiligenhaus · Anlieger halten sowohl den Neubau als auch eine "große Verkehrslösung" in Hofermühle für überflüssig.

 Eine neue Brücke auf unserem Grund? Das fragen sich Jürgen Knoll, Oliver Zulbeck und Michael Röskes (v. l.) . Sie halten die Pläne für verzichtbar.

Eine neue Brücke auf unserem Grund? Das fragen sich Jürgen Knoll, Oliver Zulbeck und Michael Röskes (v. l.) . Sie halten die Pläne für verzichtbar.

Foto: Blazy

Nur ein schmaler Weg führt zu den idyllisch abgelegenen Grundstücken mitten in Hofermühle. Es geht über eine winzige Angerbrücke, die Kalkbahnschienen verlaufen quer durch das offene Areal. Und in Sicht ist die weit über 100 Jahre alte Eisenbahn-Bogenbrücke, über die der Verkehr der L 156 fließt. Noch. Sie soll nach Vorstellungen von Landes-Verkehrsplanern durch einen Neubau ersetzt werden. Doch so einfach ist das offenbar nicht.

Viele Fragen, keine Antworten, zunehmender Frust. In diese Lage gebracht sehen sich Jürgen Knoll, Oliver Zulbeck und Michael Röskes mit ihren Familien. Sie sind seit Jahrzehnten Nachbarn auf einem gut ein Hektar großen Grundstück rund um den alten Bahnhof Hofermühle. Ihre Verwirrung begann schon, bevor Straßen.NRW kürzlich erstmals eine Baustellenampel oben auf der L 156 einrichtete und die Brücke einer "Sonderprüfung" unterzog. "Wir haben uns schon im vergangenen Jahr gewundert. Da standen plötzlich Leute vom Landesbetrieb Straßen.NRW unangekündigt auf dem Grundstück", erinnert sich Knoll. Ihr Auftrag habe gelautet: "Vermessen für eine Baustraße". An konkreten Informationen fehlt es seither.

Was für eine Baustraße? Warum wird 2015 schon vermessen, wenn erst 2016 Probebohrungen im Untergrund stattfinden? Warum überhaupt ein Neubau? Auf all das gibt es aus ihrer Sicht bisher keine schlüssige Antwort. Inzwischen hätten auch Tiefbau-Experten der Stadt das Gelände unter die Lupe genommen - "übrigens auch ohne Anmeldung", wie die Anwohner verwundert feststellen. An solches Vorgehen will man sich in Hofermühle nicht gewöhnen: "Ich möchte schon wissen, wer, wann und warum Zutritt haben möchte", sagt Knoll, selbst Garten- und Landschaftsbau-Experte. Er ist vor 20 Jahren mit Familie von Ratingen Ost aus hierher gezogen. Auf der Suche nach dem ganz besonderen Wohnen wurde er hier fündig. "Dass die Autobahn 44 hier dereinst vorbeiführen würde, das wussten wir von Anfang an", sagt er. Seinen Frieden gemacht hat er auch damit, dass der Verkehr binnen 20 Jahren "um gefühlte 500 Prozent zugenommen hat". Wie seine Nachbarn legt Knoll großen Wert darauf, jetzt "nicht als Wutbürger oder so etwas" abgestempelt zu werden. Aber man wolle informiert sein. Das Grundstück haben mehrere der heutigen Anwohner der Bahn gemeinsam abgekauft. Das ganze Gelände hat beträchtlichen Naturschutzwert, wie Experten des Nabu schon bei Besuchen attestiert haben. Steinkäuze gibt es hier, um den Giebel des Knoll'schen Hauses schwärmen in der Dämmerung Fledermäuse ("Die haben hier ihren Brutplatz"). Zum Gelände gehört auch eine Streuobstwiese, Vogelkundler beobachten Eisvögel und Wasseramseln an der Anger. Ein Teil des Grundstücks ist inzwischen vom Kreis als Biotop ausgewiesen. Die Anlieger sehen ihre Lebensqualität bedroht für den Fall, dass eine neue Brücke gebaut wird. Die führe dann über ihren Grund und Boden - und könne kein einziges Verkehrsproblem lösen.

Das sieht die Stadt Heiligenhaus anders. Im Clinch mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW - der will einen Neubau an alter Stelle bis 2021 - favorisiert die Stadt eine "große Lösung". Die sähe aktuell so aus: "Planerisch wäre es wünschenswert, die scharfe S-Kurve der L 156 in Hofermühle zu entschärfen." Dazu seien "topographische Fragen" zu klären. Und: "Weiterhin ist Grunderwerb erforderlich." Dazu habe der Landesbetrieb bisher nur angemerkt, es sei dann ein Planfeststellungsverfahren nötig. Knoll und seine Nachbarn halten dagegen: "Die alte Brücke muss überleben." Man könne sie instandsetzen, unter Denkmalschutz stellen und "ablasten" - also für Schwerverkehr sperren.

(RP)
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