Ratingen Unternehmer bekennen sich zur Zeitung

Ratingen · "Die Zukunft der Medien" war das Thema, dem sich der 14. Hildener Unternehmertag widmete - ein weites Feld.

 Karl Hans Arnold bei seinem Vortrag im Kunstraum. Er scheute sich nicht, Fehler von Verlegern zu benennen und vorm "Jammern" zu warnen. "Dazu haben wir keinen Grund."

Karl Hans Arnold bei seinem Vortrag im Kunstraum. Er scheute sich nicht, Fehler von Verlegern zu benennen und vorm "Jammern" zu warnen. "Dazu haben wir keinen Grund."

Foto: Ralph Matzerath

Wie können wir Journalismus in der Zukunft finanzieren? Wollen wir das überhaupt - und braucht unsere Gesellschaft angesichts von Chats und Blogs Journalismus überhaupt noch? Um diese Fragen ging es beim 14. Hildener Unternehmertag gestern im Gewerbepark Süd, und Dr. Karl Hans Arnold war als Hauptredner bereit, Antworten zu geben. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Rheinische Post Mediengruppe räumte aber gleich zu Beginn seines Vortrags ein, dass Veränderungen es mit sich bringen, Neuland zu betreten - mit den entsprechenden Unbekannten.

Mehr als 200 Gäste hörten zu, und es wären weit mehr gewesen, wenn der Kunstraum des Gewerbeparks mehr fassen würde. Die Veranstalter (Info) sprachen von einer rekordverdächtigen Anmeldezahl; aus Hilden waren Bürgermeisterin Birgit Alkenings, Ratsleute und die Verwaltungsspitze dabei, die Brüder Braun als Hausherren begrüßten Landtagsabgeordnete und Unternehmer aus den Städten der Region. Viele von ihnen bekannten sich vorab oder in der Diskussion zur Tageszeitung - Olaf Tkotsch von der Capio Klinik will sie auf Papier nicht missen, Claus Munsch von der Allianz für Hilden bevorzugt die E-Paper-Variante und schlug vor, sie stärker zu bewerben, Ralf Kraemer vom Stadtmarketing kann sich eine Welt ohne Zeitung nicht vorstellen. Demokratie ohne Journalismus, so die einhellige Meinung, sei nicht möglich. Arnolds wichtigste Punkte: 55 Millionen Menschen werden heute täglich über deutsche Tageszeitungen im Print erreicht. "Print wirkt, und es totzureden, ist grundlos." Dennoch investiert die Mediengruppe massiv in digitale Produkte. So wurde das digitale Inhalte-Angebot erheblich erweitert. Jedoch gebe es heute noch keine klaren Antworten auf die Frage, wie journalistische Angebote in der digitalen Welt refinanziert werden können. Der eingeschlagene Weg werde allerdings konsequent fortgesetzt. So gingen die Investitionen und der Ausbau der digitalen Rubrikenmärkte (Immowelt, Kalaydo etc.) weiter. Die Gruppe habe die Kraft, sich breit aufzustellen und neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Als Beispiel nannte Arnold das zur Gruppe gehörende Unternehmen Amplexor, das weltweit Übersetzungsdienstleitungen und Dokumentenmanagement anbietet. Hinzu gekommen sind Zeitungstitel, aber auch Magazine, die bestimmte Zielgruppen ansprechen. Auf diese Art und Weise ist es möglich, journalistische Inhalte anzubieten und vor allem auszuweiten. Arnold gab einen schwerwiegenden Fehler der Verleger zu: Als sich die Rubrikenportale im Internet entwickelten, habe man zu lange gezögert und nicht entschlossen genug zugegriffen, die Märkte gingen damals zu großen Teilen verloren.

Glaubwürdigkeit und Vertrauen waren wichtige Schlagworte des Tages: "Wir erleben derzeit eine Vertrauenskrise von bisher ungekanntem Ausmaß, die weit über die Politik hinausgeht." Auch die Medien seien betroffen. Arnold forderte an dieser Stelle einen kritischeren Umgang mit sich selbst.

(RP)
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