Heiligenhaus Vier Elfen mit dem Gespür für Regen

Heiligenhaus · Tanztheater Wuppertal beendet seine Trilogie mit einer Open-air-Aufführung im Wald hinterm Museum.

 Das Wuppertaler Tanztheater beendet die Trilogie "1001 Tropfen" in Heiligenhaus unter Baumwipfeln.

Das Wuppertaler Tanztheater beendet die Trilogie "1001 Tropfen" in Heiligenhaus unter Baumwipfeln.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Bei 1001 Tropfen kommt einem Märchenhaftes in den Sinn. Und dann auch noch im Paradies? Im Dunkeln? Man durfte gespannt sein auf das, was ein Tanztheater dem Wald hinter dem Heimatmuseum entlockt. Nach den Aufführungen im Frühjahr und im Sommer in Wuppertal wurde der letzte Teil der Trilogie "1001 Tropfen" nun inmitten abendkühler Herbstatmosphäre unter Heiligenhauser Baumwipfeln getanzt.

Die Entdeckung des Paradieses hatten die Tänzerinnen übrigens der Empfehlung von Armin Schmidt zu verdanken. Der Künstler, selbst Gründungsmitglied des "Kunstquadrats", hat augenscheinlich einen aufmerksamen Blick für besondere Orte. "Wir haben uns das dann angeschaut und es fühlte sich sofort gut an", erinnert sich Irina Hortin. Für die Waldtänzerinnen hieß das vor allem, die Natur in all ihren Facetten spürbar werden zu lassen. Es tropft. Es plätschert. Es rauscht. Irgendwo ruft ein Vogel sein Lied in den Wald. Und mittendrin, dem Dunkel der Nacht entrinnend: Vier elfengleiche Tänzerinnen. Sie laufen durch den Bach, legen sich auf Kieselsteine, sind ineinander verschlungen. Es ist eine wunderbare Stille, die dieses Bild umhüllt. Wann steht man schon mal nachts am Wasser? Nur selten wird man so hineingezogen in die Tiefe der Nacht und die Geheimnisse der Natur. Begleitet von Bratsche, Steinxylophon und einem Chor wandelten die vier Grazien gemeinsam mit dem Publikum durchs Paradies. Kulissen waren nicht nötig. Die Natur war Bühne genug.

"Wir hatten hier vorher drei intensive Wochen geprobt", erzählt Irina Hortin von einer durch Eulenrufe begleiteten Lichtprobe und vom prasselnden Regen. Davon gab es in den vergangenen Septembertagen genug. Auch wenn die Tänzerinnen seit Jahren durch Feld, Wald und Wiesen tanzen, so waren sie dennoch froh, dass sich der Herbst zum Ende der Trilogie nicht von seiner kühlsten Seite zeigte. "Kleine leise Tropfen, Prasseln, Strömen: Wer in dieser Region lebt, kennt die 1001 Varianten des Regens", erzählt Gabriele Koch über die Nähe zum Wasser, an dem entlang sich das Tanztheater durch die Nacht bewegte. Die sanften und wilden Geräusche und das Gefühl, vom Regen gepeitscht zu werden. Der kleine Bach, der unentwegt plätschert. Und die Gefühle, die so in einem wach gerufen werden: All das seien sich in der Natur spiegelnde Aggregatzustände des Lebens. "Wasser ist ein Sinnbild für Leben und Tod und damit Ausdruck all dessen, was im Fluss ist", so die Choreografin. Von sanftem Licht geleitet folgten die Zuschauer dem Tanztheater durch die Nacht im Paradies. Still werdend, von Eindrücken gebannt und entrückt.

(magu)
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