Ratingen Vier Stunden Arbeit für 120 junge Detektive am See

Ratingen · Alle fünf Sekunden zeigt Jan Langguth einen neuen Buchstaben. Das klingt erst einmal leicht - nach buchstabieren in Zeitlupe. Doch Jan hat nur zwei gelbe Flaggen in den Händen. Und Emilie (10), Clara (11), Annika (9) und Muriel (11) starren auf den Zettel mit dem Flaggenalphabet.

 Emilie, Clara, Annika und Muriel mit Fabian von den Pfadfindern - sie mussten alte Seefahrts-Fahnen-Schwenkungen entschlüsseln.

Emilie, Clara, Annika und Muriel mit Fabian von den Pfadfindern - sie mussten alte Seefahrts-Fahnen-Schwenkungen entschlüsseln.

Foto: achim blazy

Auf ein "L" folgte ein "I" - der dritte Buchstabe bleibt unklar, der vierte ist ein "A". Nicht nachdenken, weiter konzentrieren. "Jeder von uns guckt auf eine Reihe der Buchstaben auf dem Blatt, so lösen wir das schneller", schlägt Clara vor. Und richtig: Das zweite Wort ist "Blau", eine Fabe. "Dann war das erste "Lila"", sagen die vier Mädchen beinahe gleichzeitig. Und ab da winken sie diese Station lässig durch. Denn nun ist ihnen klar: Jan Langguth zeigt Farben. "G" und "R" - "jetzt kommt "Grün"...

Rund 120 Rätsellöserinnen, Spürnasen, Meisterdetektive und Agenten schwärmten am Samstagnachmittag rings um den Grünen See aus. Der Stadtjugendring hatte Sieben- bis Zwölfjährige zur großen Detektiv-Rallye eingeladen. Treffpunkt der Rätselrunde XXL: Der Parkplatz an der Volkardeyer Straße. Dort übergaben die Eltern ihre Töchter und Söhne in die Obhut der mehr als 40 Helferinnen und Helfer rings um den See. Viele hatten Schlafsäcke und Kuscheldecken mitgebracht. Denn nach vier Stunden Detektivarbeit mit 15 kniffeligen Stationen, gab es zur Stärkung Stockbrot und Würstchen im Eiszeitlichen Gehöft und eine anschließende Nachtwanderung.

Frage an Mutter Sigrid Vesting, deren Kind gerade mit einem flüchtigen "Tschüss" in der Gruppe der aufgeregt palavernden Teilnehmer verschwand: "Ist das nicht ein merkwürdiges Gefühl?" Nein, sagt sie, mit Elf übernachten die Kurzen schon mal Freunden. Außerdem ist ihr und ihrem Mann Matthias der freie Samstagabend sehr recht. "Wir haben heute Hochzeittag und werden mit einem Restaurantbesuch zu zweit feiern."

Organisatorin Andrea Laumen muss eine Menge Fragen beantworten. Ja, es gibt Sanitäter. Und nein, falls es regnet, wird die Übernachtung nicht kurzfristig abgesagt. Das Technische Hilfswerk hat große Zelte aufgebaut. Dann startet die Seerunde der Meisterdetektive.

Als erstes haben sich Emilie, Clara, Annika und Muriel einen Namen für ihr Team ausgedacht. Die vier Mädchen einigen sich auf "Die Pfefferkörner", woraus im Lauf der folgenden Stunden "Die vier Pfefferkörner" werden. Alle vier sind ehrgeizig: "Los, kommt, wir wollen gewinnen." Und in der Tat, die ersten Aufgaben lösen sie im Handumdrehen. Das Zahlenmemory, das Zuordnen von Handabdrücken, der schnelle Spurt durch einen Seilgarten, ohne die Seile zu berühren - problemlos gelöst. Doch dann knubbelt es sich an den Stationen. Als sie mit verbundenen Augen Lebensmittel erkennen sollen, schreckt Clara zurück: "Ich bin Vegetariern." Die Aufsicht beruhigt: "Da ist garantiert kein Fleisch dabei." Aber so ein Maiskorn aus der Dose schmeckt auch nicht gerade toll, die vier verziehen die Gesichter.

Als sie, auf einem Teppich stehend, diesen umdrehen sollen, ohne den Boden zu berühren, kullern alle durcheinander. Immerhin gibt es acht von zehn Punkten. Weil sie bei den nächsten vier Stationen wegen zu großen Andrangs weitergeschickt werden, schwindet der Ehrgeiz. "Dennoch macht das hier einen riesigen Spaß", sagen sie. Wie Clara haben nach drei Stunden alle einen Mordshunger und freuen sich auf das Stockbrot.

(RP)
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