Postskriptum Die Woche In Unserer Stadt Vorzeigemodell Ratingen

Ratingen · Was für eine Idee: eine Seilbahn quer durch Ratingen. Als schnelle Verbindung zwischen West und Ost, zwischen Flughafen-Fernbahnhof und Westbahn und vielleicht noch bis zum Bahnhof Ost. Schnapsidee? Keineswegs. Kabinenbahnen gelten längst bei Stadtplanern als mögliche Lösung, wenn andere öffentliche Verkehrsmittel wie Straßenbahnen nicht zu stemmen sind. Urbane Seilbahnen werden aktuell in Wuppertal, Stuttgart, Bonn, Düsseldorf, Mannheim/Ludwigshafen sowie weiteren Städten diskutiert. In Köln verbindet eine Kabinenbahn seit Jahrzehnten beide Rheinufer, allerdings eher als touristische Attraktion. Seilbahnen, leise, kostensparend, umweltschonend, haben den Vorteil, dass sie vergleichsweise recht wenige Investitionen erfordern: Halstestellen und ein paar Trägerstützen. Was allerdings Anwohner dazu sagen, steht auf einem anderen Papier. Dieses Projekt ist es wert, ernsthaft auf Machbarkeit untersucht zu werden. Es würde der Stadt als Innovationsstandort einen enormen Imageweginn bringen - und die Lust auf ÖPNV geradezu beflügeln.

Die jecken Feierlichkeiten sind in Ratingen gewohnt unspektakulär über die Bühne gegangen. Stadt, Jugendrat und Hilfsdienste sorgten für Sicherheit der Jugendlichen auf dem Marktplatz und in der Stadthalle. Doch auf die gewohnten Sonderbusse der Rheinbahn warteten einige der jungen Gäste vergeblich. Darauf machte Andrea Lemke die Redaktion aufmerksam (RP berichtete).

Wie sich nach Anfragen der RP bei Jugendamt und Rheinbahn nun herausstellte, war der Fahrer der DiscoLinie (DL) 1 über die Routenänderung offenbar nicht informiert worden. Er sollte wie immer seit acht Jahren vom Standort Tiefenbroich aus starten und sollte ausnahmsweise auch die Stadthalle anfahren.

Das tat er aber nicht."Eine peinliche Panne, die nicht hätte passieren dürfen", sagte Eckhard Lander von der Rheinbahn. "Wir entschuldigen uns dafür." Die Mitteilung aus dem Fahrplanbüro habe den Fahrer wohl nicht erreicht.

Lemke hatte schon Probleme, die genaue Route ausfindig zu machen, um Kinder abholen: "Den gesamten Vormittag habe ich versucht herauszufinden, welche Route dieser Bus nimmt und welche Haltestellen im Ort angefahren werden. Jugendamt, Jugendrat, Bürgermeisterbüro, Rheinbahn - mit allen habe ich im Vorfeld telefoniert um herauszufinden, wann ich die Kinder zurückerwarten kann und ob sie noch einen Fußweg vor sich haben - bei minus vier Grad." Die Auskünfte seien sehr unterschiedlich gewesen. Von "Sonderbussen" habe aber niemand etwas gewusst. Um Mitternacht hätten die Kinder verschwitzt die Stadthalle verlassen und in der Kälte warten müssen. Eltern hätten sie dann abgeholt. Man erwarte ja nicht, dass sich Veranstalter um die Rückfahrt kümmere, doch wenn es überall angekündigt, müsse man sich auch darauf verlassen können.

Michael Hansmeier vom Jugendamt war entsetzt, dass es zum ersten Mal eine solche Panne gegeben habe. "Das darf einfach nicht passieren", sagte er. Reibungslos lief dagegen der von der Stadt organisierte Bustransport von den Schulzentren Lintorf und West ab. Die von der Stadt bereitgestellten Busse brachten die Schüler pünktlich zur Altweiberparty auf dem Marktplatz. Längst gilt Ratingen als Vorzeigestadt in Sachen Jugend und Karneval. Im Jugendamt glühen stets zu Sessionsbeginn die Drähte: Andere Städte interessieren sich für das Konzept. Doch meist winken sie wieder ab, wenn sie von den Kosten erfahren. Doch wer mit Kosten argumentiert, dem kann die Sicherheit der Jugend nicht wirklich am Herzen liegen. Das ist hier anders - und muss mal gelobt werden.

(RP)
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