Analyse Was die Stadt an ihrem Holz verdient

Ratingen · Die nackten Zahlen im Forstwirtschaftsbericht sagen: Das Geschäftsgebiet steckt tief im Minus. Das könnte sich schlagartig ändern, wenn der Landrat den Doppelhaushalt genehmigt. Dann wäre Geld für neues, schweres Gerät da - und auf Jahre käme wieder Gewinn in Sicht.

 Förster Hannes Johannsen setzt auf den Verkauf von Brennholz. Der Erfolg der Vorjahre gibt ihm recht.

Förster Hannes Johannsen setzt auf den Verkauf von Brennholz. Der Erfolg der Vorjahre gibt ihm recht.

Foto: blazy

Der Ratsbeschluss steht: Förster Hannes Johannsen darf einen neuen Motorschlepper anschaffen - schweres Gerät für die Arbeit im Wald. Das klingt nicht sonderlich aufsehenerregend. Aber dahinter steckt eine stramm wirtschaftliche Kalkulation auf einem Geschäftsfeld, das bestens zur "Stadt im Grünen" passt: Forstwirtschaft.

Beim ersten Lesen klingen die Zahlen allerdings gar nicht danach. Laut Forstwirtschaftsplan stehen Einnahmen durch Holzverkäufe in Höhe von 11.600 Euro Ausgaben in Höhe von 16.300 Euro entgegen. Die simple Erklärung: So lange die Stadt für Forstarbeiten nicht selbst über schweres Gerät wie den Multi-Schlepper verfügt, muss sie dessen Arbeit eben teuer einkaufen. Steht das Gerät bereit, dann mindern sich die Ausgaben um 8000 Euro jährlich - und Förster Hannes Johannsen schriebe tiefschwarze Zahlen. "Ob es so kommt, liegt jetzt in der Hand von Landrat Hendele" erläutert der Förster. Denn die Kommunalaufsicht in Mettmann muss den soeben vom Rat verabschiedeten Doppelhaushalt noch genehmigen.

Die Frage nach tauglichem Gerät ist nicht die einzige, die Johannsen derzeit umtreibt. Es sind auch die Besonderheiten der 120 Hektar großen Waldflächen in städtischem Besitz. Man spreche hier nicht über ein zusammenhängendes dichtes Waldgebiet, sondern über eine Art Flickerlteppich aus Dutzenden Teilstücken im Stadtgebiet. Und für die Verkehrssicherheit an allen Grenzen dieser Stücke ist die Försterei zuständig. Das hat Folgen: Wird hier gefällt und gerodet, lässt sich mit Brennholz ein gutes Geschäft machen - "aber wegen der besonderen Lagen ist es vergleichsweise viel Arbeit für weniger Geld", so Johannsen. Prinzipiell ist jede Grundstücksgrenze auf die Verkehrssicherheit zu kontrollieren. Was hier beim Durchforsten an Brennholz anfällt, ist etwas völlig anderes, als wenn es aus dichtem Wald geholt würde. Ein Schwerpunkt der Durchforstungsmaßnahmen liegt in der Pflege von flächenmäßig kleineren Beständen wie dem Lärmschutzwald am Wohngebiet Heide.

Bei allen Besonderheiten und Schwierigkeiten steht für Johannsen fest: "Der Brennholzmarkt ist ein Stück Zukunft." Das hätte steigende Nachfrage in den vergangenen Jahren gezeigt. So wurden im Jahr 2015 allein 117,5 Raummeter Brennholz an örtliche Privatleute verkauft. Dieses Geschäft will man nach Möglichkeit ausbauen. Denn "wer Holz aus Heiligenhaus kauft, verzichtet damit auf teuer herangeschaffte Brennstoffe", sagt der Förster. Ein weiterer Hintergrund der Brennholz-Idee: Die Bundesdeutsche Forstwirtschaft erwartet ab dem Jahr 2020 einen erhebliche Steigerung des Holzverbrauchs und der Nachfrage nach Holz, allein im Bundesgebiet in Höhe von 30 Millionen Festmetern, europaweit gar bis zu 300 Millionen Festmeter pro Jahr. Johannsen verliert aber auch einen anderen Umstand nicht aus dem Blick: "Heiligenhaus besitzt keinen Wirtschaftswald im eigentlichen Sinne. Die Funktionen hier sind Erholung - und Lärmschutz." Speziell zum Thema "Erholung" bietet der Forstwirtschaftsplan erfreuliche Nachrichten: Im Bereich Paradies und Isenbügeler Bahnhof wird in Kooperation mit dem Umweltbildungszentrum und der Vereinigung für Verkehr- und Heimatpflege der Lehr- und Erlebnispfad erneuert und erweitert.

Die Sachkosten hierfür zahlen übrigens die Kooperationspartner.

(RP)
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