Ratingen Wer wird Wickie spielen?

Düsseldorf · Gestern war das Casting für das Sommerspektakel am Blauen See. Im Stadttheater waren viele lustige, kluge und talentierte Wickies. Doch es kann nur einen geben.

Wären alle 350 Bewerber auf die Rolle des Wickie gekommen, hätte sich die Innenstadt im Wikinger-Ansturm verdunkelt. Doch die Auswahlarbeit des Regisseurs Ralf Reiniger hat die Flut gedrosselt und so bleibt das Wetter gestern Mittag vor dem Stadttheater ruhig und sonnig. "Heute kommen 53 Leute, ein paar haben abgesagt", sagt Tanja Bockelkamp, Assistentin der Geschäftsführung im Concept Theater.

Vier Wochen lang hat sich das Theaterteam mit den Unterlagen der Bewerber beschäftigt, Ganzkörper- und Portrait-Fotos angesehen, Lebensläufe gelesen, Auftritte nachrecherchiert und Lieder gehört – falls die Schauspieler singen können. Wer heute kommt, ist auf die Theaterlandschaft eingespielt. Und wer heute nicht Wickie wird, hat Chancen auf eine andere Haupt- oder eine Nebenrolle. Das Stück beschäftigt zwölf Schauspieler. Die Jury hält für alle Rollenbesetzungen die Augen offen. Eine intime Atmosphäre ist Reiniger und seinem Kollegen Bartholomäus Kleppek beim Vorsprechen wichtig, den Schauspielern zuliebe. Nur die beiden Juroren hören zu.

Jan-Philip Hilger (25) aus Ratingen hat an der Theater-Akademie Stuttgart studiert. Gleich beim ersten Vorsprechen hatten sie ihn genommen. In Ratingen hat er schon einmal gespielt: den "Sommernachtstraum" mit der Stuttgarter Theater-Kompagnie. Auf der Naturbühne war er bisher nur Zuschauer, hat Winnetou und Lukas, den Lokomotivführer, gesehen. "Es wäre echt schön, auf der sagenhaften Naturbühne und in der Heimat zu spielen". In ein paar Minuten ist Hilger dran. Er zieht schon mal Schuhe und Pullover aus, greift hinter den Rücken, dehnt sich, testet den Boden an mit einem Moonwalk. Er freut sich: "Ich brauch' eben Bewegung." Für Boris Banischewski (29) aus Köln ist die Naturbühne "ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene". Den Spieltrieb spürt er auch heute, obwohl er eine schwere Grippe hat. Die merkt man ihm erst nach dem Vorsprechen an, die Tabletten machen müde. "Wenn ich für die Vorstellung spiele, gilt Grippe auch nicht als Entschuldigung." Als nach dem Vorsprechen Anspannung und Medikamentenwirkung abfallen, bleibt für den schlanken, langen Schauspieler nur noch "auskurieren und abwarten. Ich habe gegeben, was ich kann." Das Saallicht ist gedimmt. Nun ist Nika Krosny (26) dran. Sie führt einen formvollendeten "Bogengang" vor, eine Art Handstand mit langsam geführtem Überschlag. Als Kleppek sie anfeuert: "Red' mit mir!", hüpft, singt, tanzt und fürchtet sich die 1,60 Meter kurze Blonde noch eine Spur engagierter.

Beim Vorsprechen spielt sie ihre Rolle aus einer jüngst produzierten Show für den Kinderkanal: Prinzessin Lillifee. Dem Regisseur gefällt's.

Und wer kapert nun auf seinem Beutefeldzug die Naturbühne am Blauen See? Bockelkamp: "Sachlich sind hier alle gut. Jetzt geht es nur noch darum, ob der Funke überspringt."

Am Montag werden die Darsteller bekanntgegeben.

(RP)
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