Heiligenhaus Wie ein Kinderteam Kochen lernt

Heiligenhaus · In der städtischen Flüchtlingsunterkunft an der Harzstraße 9 kochen Studenten des Berufskollegs Bleibergquelle gemeinsam mit dort lebenden Familien. So funktioniert Integration geradezu nebenbei - am Herd.

 Selva, Leyan und Anas (von vorn) sind dabei, wenn es darum geht, in der Gemeinschaftsküche das Essen vorzubereiten.

Selva, Leyan und Anas (von vorn) sind dabei, wenn es darum geht, in der Gemeinschaftsküche das Essen vorzubereiten.

Foto: A. Blazy

Die Tische sind schon gedeckt, während es auf den beiden Herdplatten munter vor sich hin brutzelt. Kleine Köche sorgen sorgfältig dafür, dass nichts anbrennt und rühren stetig um. Heute gibt es Reispfanne mit Ananas und Paprika. In den Räumen der Sozialberatung für Geflüchtete an der Harzstraße 9 riecht es an diesem Nachmittag schon besonders lecker.

Denn die Kinder aus den Familien, die hier leben, haben heute geschnippelt, gewürzt und gekocht, Hilfe bekamen sie dabei von Studierenden der Bleibergquelle. "Kinderzeit Mobil" heißt das Projekt des Velberter Berufskollegs Bleibergquelle und der Bergischen Diakonie, das bereits an verschiedenen Stellen in der Stadt durchgeführt wurde. An diesem vorletzten von insgesamt zehn Terminen des aktuellen Durchgangs ist es in der Wohnung, die zur Beratungsstelle umgebaut wurde, wieder lebendig.

"Durchschnittlich kommen etwa 12 bis 13 Kinder und es sind auch immer einige Eltern dabei, was dafür sorgt, dass auch der Kontakt untereinander sich verbessert", erzählt Studentin Lina Porkert-Gehle. Sie ist eine von den fünf Studierenden des Faches Sozialpädagogik, die diese Aktion durchführen und für die dieses Projekt mehr ist, als nur ein Schulprojekt. "Es ist das Komplettpaket, das mich interessiert und weswegen ich es gewählt habe. Der Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturkreisen, der Austausch miteinander und dann natürlich das gemeinsame Kochen, bei dem man Menschen noch einmal ganz anders kennen lernt." Auch spielerisch den Spaß an gesundem Essen gilt es zu entdecken. Berührungsängste habe es sicherlich gegeben, aber nach neun Terminen sind die Studierenden beeindruckt, wie schnell man sich aneinander gewöhnt habe, wenn man zusammen arbeitet.

"Das gibt einem wirklich viel zurück", sagt Lina. Für die Familien ist das Projekt kostenfrei, finanzielle Unterstützung gibt es durch Spenden von Privatpersonen oder lokalen Unternehmen. "Wir treffen uns immer vorher bei Rewe, wo wir die frischen Lebensmittel für unser Projekt gespendet bekommen. Das ist toll." Auch die Verständigung klappt, "manchmal mit Händen und Füßen, manchmal mit Dolmetscher, aber es funktioniert immer irgendwie. Und beim Kochen lernt man quasi wie von selbst die neue Sprache", findet die Studentin, die in ihrem Studium den Praxisbezug schätzt.

"Wir Studenten lernen dabei, wie man als Team zusammenarbeitet." Auch für die Mitarbeiter der Diakonie im Haus ist das Projekt inspirierend. "Wenn die Studenten ihr Projekt beendet haben, werden wir es weiter führen", kündigt Marc Körschgen an.

Er betreut die aktuell 28 Bewohner, darunter vier Familien in der Flüchtlingsunterkunft, für die in der nächsten Woche neue Nachbarn angekündigt sind. "Bei so einer Aktion kommt man gut mit den Bewohnern ins Gespräch, und man lernt neue Seiten von ihnen kennen, nicht nur die Probleme, mit denen sie zu uns kommen", findet er. "Sie lernen dabei nicht nur die Sprache, sondern auch deutsche Kultur kennen und stärken das Netzwerk untereinander."

Die Studenten können für sich selbst aber auch viele Erfahrungen mitnehmen. "Sie profitieren beispielsweise von den interkulturellen Erfahrungen, denn sie begegnen hier Menschen aus anderen Kulturen", so Körschgen.

(sade)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort