Heiligenhaus Wie Glas von Plastik langsam verdrängt wird

Heiligenhaus · Im Abtskücher Heimatmuseum geht es noch bis Oktober um Glas und Ersatzprodukte. Das Ehepaar Degen zeigt Teile seiner Sammlung.

 Diese reich verzierte gläserne Bonbonglas stammt vermutlich aus dem Schwarzwald (Mitte des 19. Jahrhunderts).

Diese reich verzierte gläserne Bonbonglas stammt vermutlich aus dem Schwarzwald (Mitte des 19. Jahrhunderts).

Foto: Achim Blazy

Wenn Monika Meyer-Degen über Glas spricht, dann wird schnell deutlich, wie dieser Werkstoff sie und ihren Mann Horst begeistert. Am gestrigen Sonntag eröffnete das Velberter Paar die Ausstellung "Glas oder GlasErsatz" in der Heimatkundlichen Sammlung - und reist damit in die wechselhafte Geschichte zwischen Glas und seinem Verbraucher. Senfgläser und Babyflaschen, aber auch Mausefallen, Eisbecher und Feuerlöscher sind zu sehen. Wie wurde Glas im Alltag früher genutzt? Warum verschwindet es immer mehr aus dem Leben?

Über die Gründe und Vor- und Nachteile von Glas sprach die Kuratorin der Ausstellung und fand deutlich mehr Pro-Argumente, als Argumente dagegen. "Glas nimmt keine Gerüche auf. Es besteht auch sonst keine Wechselwirkung mit dem Inhalt", war dabei ihr erster Punkt. "Mein Mann weigert sich zum Beispiel beständig, Wasser aus Plastikflaschen zu trinken. Er sagt, dass das Wasser, spätestens eine Nacht nach dem Öffnen, auch nach Plastik schmecke." Demgegenüber stellt sie dann aber auch das Gegenargument: "Glasflaschen sind schwerer und müssen auch getragen werden." Glas sei außerdem leicht zu reinigen, sorge für Transparenz in der Aufbewahrung und zeichne sich durch seine Recyclebarkeit aus.

Außerdem, so habe eine Studie gezeigt, bleibe zum Beispiel der Vitamingehalt in Fruchtsäften erhalten. Es sei allerdings auch, und das habe nicht nur bei Babyflaschen aus Glas oft für Scherben gesorgt, äußerst zerbrechlich, sofern es sich nicht um spezielle Gläser wie Panzer-, Brille oder Sicherheitsglas handele. "Und der Werkstoff ist formbar. Bei etwa 800 Grad kann man es gut bearbeiten und in beinah jede erdenkliche Form verwandeln", sagt Meyer-Degen.

Die Sammel-Leidenschaft des Paares begann vor 50 Jahren mit dem Ankauf von Trinkgläsern, die finden in der Ausstellung allerdings wenig Platz. Denn zu sehen ist nur ein kleiner Teil der Sammlung, und die soll sich gezielt auf die Frage zwischen Alltagsglas und seinen Verdrängungsprodukten konzentrieren.

Der stellvertretende Bürgermeister Heinz-Peter Schreven leitete die Eröffnung mit nur wenigen Worten ein, denn mit der ausgewiesenen Fachfrau könne er bei dem Thema "ohnehin nicht mithalten". Trotzdem erinnerte die Besucher noch einmal daran, bewusst wahrzunehmen. "Ohne Glas wäre es zum Beispiel hier im Anbau des Museums nicht so schön lichtdurchflutet." Die Ausstellung ist noch bis 1. Oktober in der Heimatkundlichen Sammlung, Abtskücher Straße 37, mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

(sade)
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