Ratingen Wie man die dunklen Tage verschönert

Ratingen · Ganz sicher: Mit Kaminfeuer, heißem Tee, guten Büchern und Schokolade kommt man bestens durch Herbst und Winter.

Ein bewährtes Mittel gegen das Düstere ist natürlich auch - Licht, was sonst! Wenn die Tage kürzer und weniger sonnig werden, kann man sich mit sehr hellem Kunstlicht vor dem gefürchteten Winterblues retten. Zu hell sollte es auf Dauer natürlich auch nicht sein, sonst wird's ungemütlich, aber Leuchten zwischen 2500 und 10 000 Lux werden schon empfohlen. Außerdem kann man seine tägliche Lichttherapie begrenzen, indem man sie beispielsweise zum Frühstück, am besten irgendwann zwischen 7 und 10 Uhr, absolviert. Und so wird's gemacht: Im Abstand von zirka 80 Zentimetern vor eine Leuchte mit möglichst 10 000 Lux setzen und nicht die ganze Zeit, aber schon regelmäßig Richtung Lichtquelle schauen. Das Licht erreicht die Netzhaut auch durch geschlossene Augenlider. Eine halbe Stunde reicht, dann sollte das Glückshormon Serotonin über das Schlafhormon Melatonin gesiegt haben und Supermann/Superfrau kann wieder voller Elan in den Tag starten, um die Welt zu retten.

"Haste mal Feuer?" dürfte vermutlich die beliebteste Frage unserer Vorfahren in der Steinzeit gewesen sein. Sie hatten irgendwann herausbekommen, dass ein Feuer nicht nur wärmt, Licht spendet und den Bärenbraten garen lässt, sondern auch einen hohen Unterhaltungswert hat. Denn rund ums Lagerfeuer wurden dann die Jagdgeschichten vom Tage erzählt, während man in die knisternden Flammen blickte. Was früher das Lagerfeuer war, ist heute der Fernseher. Aber der wärmt nicht so schön, so dass man sich wieder vor den Kaminofen setzt. Dessen Infrarotstrahlen erwärmen weniger die Luft als vielmehr den Körper. Das wird als sehr angenehm empfunden und toppt Fußbodenheizungen um ein Vielfaches. Eine Decke hält von hinten die Kälte ab. Dazu gibt es heißen Tee, wer mag, auch mit "Schuss". Richtig Spaß macht das Kaminfeuer aber erst, wenn man (zwei Jahre) zuvor Holz gesägt, gespalten und gelagert hat und jeden Scheit schon mal kennengelernt hat. Übrigens gibt es auch Öfen, die mit Ethanol brennen und keinen Kaminanschluss benötigen. Manche Leute heizen sogar damit.

Schlechte Laune oder Herbstblues? Miese Stimmung kann man nicht unbedingt der Jahreszeit in die Schuhe schieben. Sie ist oft die törichte Schwester des Selbstmitleids. Und wenn diese Tatsache durch scharfes Nachdenken geklärt ist, ist man schon auf einem guten Weg - dann braucht man das Wohlfühl-Programm nur deshalb abzuspulen, weil Wolldecken, Tee (beides warm), Thriller im Buch oder im Fernsehen (beides blutig) sowie weiches Sofa wie Recamiere (beides vorhanden) einfach schön sind.

Wer sich dann richtig die Kante zum Frohsein geben will, dem sei systematisches Schnüffeln in sozialen Netzwerken empfohlen: Da findet man vielleicht den ehemaligen Mitschüler, Modell "Strandgeflüster", als glatzköpfigen Besitzer eines Reiheneigenheims wieder oder die Freundin, damals als flotter Feger eingestuft, als braves Wesen in der Bergwaldgegend. Alles ehrenwert, aber schon zum Kichern angetan. Wenn man denn ein bisschen Gehässigkeit zulässt.

(jopr/gaha/hup)
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