Ratingen Wie Ratingen den Palmsonntag feiert

Ratingen · In Erinnerung an das zeitweise Asyl, das die Peter und Paul-Gemeinde in der Kirche an der Lintorfer Straße wegen Renovierung genoss, findet die Palmweihe immer noch bei den evangelischen Christen statt.

 In der Suitbertuskirche stehen bei den Palm- und Ostergottesdiensten Körbchen mit Buchsbaumgestecken bereit.

In der Suitbertuskirche stehen bei den Palm- und Ostergottesdiensten Körbchen mit Buchsbaumgestecken bereit.

Foto: achim blazy

Die Heiligen Schriften sind voller bildreicher Geschichten, die von der profanen Wirklichkeit eigentlich nicht getoppt werden können. So steht im Evangelium nach Matthäus zum Palmsonntag: "Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten eine Eselin, .... legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg". Soweit die religiöse Historie.

Im Ratingen unserer Tage müssen die Organisatoren der Palmweihe daran denken, die Rauchmelder in der evangelischen Stadtkirche außer Betrieb zu setzen, weil christkatholischer Weihrauch sie sonst mächtig zum Tönen bringen würde.

 In der Gemeinde St. Peter und Paul wurden am vergangenen Wochenende Palmstöcke gebastelt, zum Beispiel von (von rechts) Christina Wasse, Priska Müsgens und Stefanie Schäper.

In der Gemeinde St. Peter und Paul wurden am vergangenen Wochenende Palmstöcke gebastelt, zum Beispiel von (von rechts) Christina Wasse, Priska Müsgens und Stefanie Schäper.

Foto: achim blazy

In Erinnerung an das zeitweise Asyl, das die Peter und Paul-Gemeinde in der Kirche an der Lintorfer Straße vor Jahren während ihrer Kirchen-Renovierung genießen durfte, findet die Palmweihe immer noch bei den evangelischen Christen statt, die auch die Fürbitten vortragen. Danach zieht eine Prozession singend und betend zur Kirche am Markt; Kommunionkinder gehen mit selbst gebastelten Palmstöcken auch mit.

Die Palmweihe gehörte früher, bevor sie in vielen Gegenden auf den Palmsonntag verlegt wurde, zu den heidnischen Ostergebräuchen. Die geweihten Zweige sollten nicht nur das Haus bis zur nächsten Erneuerung vor Blitz und Feuersgefahr schützen, sondern sie wurden auch mit den Schalen der Ostereier und den Kohlen der Osterfeuer in den Ecken der Felder eingesteckt oder vergraben, um diese fruchtbar zu machen.

Beim Einzug Jesu in Jerusalem waren es sicher nicht die Buchsbaumzweige wie jetzt bei uns, sondern Palmwedel. Palmen wurden vielerorts als heilige Bäume verehrt, waren etwa im griechischen Delos dem Apollo heilig. Im Mittelmeerraum galten sie von alters her als Sinnbild des Lebens und des Sieges, in Israel insbesondere auch als Symbol für die Unabhängigkeit und den siegreichen König. Von daher stellte der so gestaltete Einzug Jesu in Jerusalem für die Römer eine besondere Provokation dar. Der Esel wiederum war ein Sinnbild des gewaltlosen Friedenskönigs und der Bescheidenheit. Der Palmsonntag heißt in der römisch-katholischen Kirche auf Lateinisch "Dominica in Palmis de passione Domini", "Palmarum" für die evangelische Kirche. Er ist der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, die in der evangelisch-lutherischen Kirche auch Stille Woche genannt wird. Die Große, beziehungsweise Heilige Woche der katholischen und der orthodoxen Tradition umfasst darüber hinaus auch Ostern. Am vergangenen Sonntag haben die Kommunionkinder der Pfarre ihre Palmstöcke gebastelt - haben Buchsbaum an Holzstecken gebunden. Für alle Gemeindemitglieder werden nach den Gottesdiensten an den Ausgängen der Kirchen geweihte Zweige zum Mitnehmen bereitgehalten. Wer zu Hause noch ein Kruzifix hat, pflegt, nach alter Tradition, sicher noch diese Zweige dort anzubringen. Reiser, die übrig geblieben sind, werden vor Aschermittwoch (wenn sie schon staubtrocken sind) verbrannt und als Basis fürs Aschenkreuz verwandt. Bei den Ankündigungen für den Palmsonntags-Gottesdienst heißt es: "Kollekte für das Heilige Land". Das heißt, das das im Gottesdienst gesammelte Opfergeld für den Deutschen Verein vom Heiligen Lande gedacht ist, der seine Aufgabe vor allem in der Unterstützung der Christen im Heiligen Land und darin sieht, Pilgerreisen für deutschsprachige Christen ins Heilige Land zu ermöglichen. Präsident des Deutschen Vereins ist der Erzbischof der Erzdiözese Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki.

(RP)
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