Ratingen Wo Hiob wieder mit Gott hadert

Ratingen · Im Theaterring I im Stadttheater kommen die Freunde klassischer Schauspiele zum Zug. Am 2. Oktober geht es los.

 Szene aus dem Schauspiel "Hiob" in einer Inszenierung des Rheinischen Landestheaters Neuss - im Ratinger Stadttheater zu sehen am Dienstag, 11. November.

Szene aus dem Schauspiel "Hiob" in einer Inszenierung des Rheinischen Landestheaters Neuss - im Ratinger Stadttheater zu sehen am Dienstag, 11. November.

Foto: landestheater

Im Theaterring I des Kulturamtes sind wie immer klassische Theaterstücke zusammengefasst - in dieser Saison unter anderem von Schiller, Klaus Mann und Kleist. Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr im Stadttheater am Europaring.

Den Auftakt macht Heinrich Kleists "Der zerbrochene Krug" am Donnerstag, 2. Oktober. In Huisum ist ein Krug zu Bruch gegangen. Marthe Rull, die Besitzerin des wertvollen Stücks, hat Ruprecht, den Bräutigam ihrer Tochter, im Verdacht, heimlich die Nacht bei Eve verbracht und bei der überstürzten Flucht den Krug vom Sims gestoßen zu haben. Nun soll Dorfrichter Adam den Fall klären. Doch der zeigt wenig Ehrgeiz bei der Aufklärung des nächtlichen Vorfalls.

Weiter geht es am Dienstag, 11. November, mit "Hiob" nach dem Roman von Joseph Roth. Alles beginnt mit der Geburt des vierten Kindes Menuchim, das an Epilepsie leidet. In die Ehe zwischen Mendel Singer und seiner Frau Deborah zieht Entfremdung ein. Auch die drei anderen Kinder bereiten Sorgen. Die Lebensumstände der Familie werden immer schwieriger, so dass sich Mendel und Deborah entschließen, mit Mirjam zum Sohn Sam nach Amerika zu ziehen und den behinderten Menuchim zurückzulassen. Doch ein Sohn fällt im Ersten Weltkrieg, der älteste Sohn ist als vermisst gemeldet, Mirjam wird verrückt und Deborah stirbt vor Kummer. Nachdem Mendel alles ertragen hat und im Glauben unerschütterlich geblieben ist, beginnt er nun, an Gott zu zweifeln. Joseph Roth verschränkt die biblische Geschichte von Hiob, dem Gott ohne Grund alles nimmt, mit dem Schicksal des Menschen in der modernen Welt, der seine Kinder, seine Frau und seine Heimat verliert. Das Stück ist Thema des NRW-Zentralabiturs 2014/15.

Am Dienstag, 9. Dezember, steht mit Folklore/Carmina Burana ein zweiteiliger Ballettabend auf dem Spielplan. Die Deutsche Tanzkompanie schlägt im ersten Teil des Abends mit der Produktion "Folklore!" auf unterhaltsame Weise Brücken zwischen Moderne und Tradition. Im Mittelpunkt steht aber nach der Pause die "Carmina Burana" von Carl Orff. Dessen Vertonung mittelalterlicher Liebes-, Trink- und Spiellieder ist seit der Uraufführung 1937 eine große Herausforderung. Musik, Gesang und Tanz künden in diesem großen Welttheater vom ewigen Wandel menschlichen Lebens, vom Werden und Vergehen der Jahreszeiten, von Anfang, Ende und Neuanfang. Am Montag, 12. Januar 2015, wird es dann mit Molières "Der Geizige" ganz klassisch: Alle wollen nur sein Geld - Kinder, Kutscher, Koch - davon ist Harpagon überzeugt. Und Harpagon will vor allem eines: mehr Geld. Radikaldiäten sind ebenso Ausdruck seines krankhaften Geizes wie Hungerlöhne und der feste Wille, seine Kinder gewinnbringend unter die Haube zu bringen. Als Harpagons Geldkassette verschwindet, wird alles andere zur Nebensache. Der Geizige tobt wie ein verzweifelt Liebender, weil ihm sein Lebenselixier gestohlen wurde. Weiter geht es am Donnerstag, 5. März, mit Schillers "Kabale und Liebe". Es ist die Geschichte einer Liebe, die von Beginn an alle Konventionen unterläuft. Die Protagonisten sind jung: Luise Millerin und Ferdinand von Walter, die bürgerliche Geigerstochter und der adlige Präsidentensohn. Friedrich Schiller war 24 Jahre alt, als er mit "Kabale und Liebe" ein Stück voll beißender Gesellschaftskritik schrieb und damit die Willkür politischer Eliten kommentierte - auch ein Thema fürs Zentralabitur.

Den Abschluss des Rings bildet Klaus Manns "Mephisto" am Mittwoch, 15. April. Manns Roman, der 1936 im Amsterdamer Exil erschien, gehört zu den bekanntesten Prosawerken des 20. Jahrhunderts. Die Bühnenfassung konzentriert sich auf die Parabel über das Verhältnis von Kunst und Macht und kontrastiert die Karriere zweier Schauspieler in den Wirren der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus: Der eine opfert seiner Laufbahn Freundschaften und politische Überzeugungen, der andere übt Widerstand und wird ermordet.

(wol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort