Ratingen Wo kräftige Farben zum Tanz auffordern

Ratingen · "Der Ursprung der Malerei" heißt die Ausstellung von Beuys-Schülerin Barbara Heinisch. Heute ist Eröffnung.

 Barbara Heinisch arbeitet dynamisch und mit kräftigen Farben. Sie mag es am liebsten großformatig, zeigt in Ratingen aber auch kleinere Gouachen.

Barbara Heinisch arbeitet dynamisch und mit kräftigen Farben. Sie mag es am liebsten großformatig, zeigt in Ratingen aber auch kleinere Gouachen.

Foto: achim blazy

"Mit diesem Ansatz ist noch nie eine Ausstellung meiner Arbeiten gemacht worden", sagt Barbara Heinisch und freut sich. Der Ansatz ist der Titel der Schau, die heute um 18 Uhr offiziell im Museum Ratingen eröffnet wird und den anspruchsvollen Namen "Der Ursprung der Malerei" hat. Museumsleiterin Alexandra König geht denn auch im Katalog auf den Ursprung ein, aus dem sich Heinischs Arbeiten entwickelt haben: Es ist unter anderem die Auseinandersetzung mit der Kunst der Vorzeit, mit der wohl bekannten, dicken wie kleinen Venus von Willendorf und den steinzeitlichen Höhlenmalereien.

Der Ursprung der Ausstellung wiederum lag im Bild "Tanz die Orange" aus der Sammlung Ganteführer, die seit gerade einem Jahr im Museum Ratingen eine Heimstatt gefunden hat, und das erst mal ohne Ende. Dieses Bild ermunterte die Museumsleiterin zu einem Kontakt mit der Beuys-Schülerin Heinisch. Und das Ergebnis hängt nun im Obergeschoss des Museums.

"Ich kann noch größere Bilder", erklärt Barbara Heinisch. Denn einige der Arbeiten in Ratingen sind schon ziemlich großformatig. Daneben gibt es aber auch kleinere Gouachen zu sehen, die bisher noch nie ausgestellt waren. Ihnen zugeordnet sind nun diese Talisman-artigen pummeligen Frauengestalten, die als Repliken aus den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen ausgeliehen worden sind. Dazu gehören jetzt als Antwort die "Muttergöttin nach der Venus von Willendorf" und andere propere Frauengestalten, die lebensbejahend, üppig und kraftvoll dastehen.

Dennoch sind die kleinen dicken Frauen die Ausnahme in Barbara Heinischs Werk. Sie stellt gut und gerne große, bewegte Frauen und Männer da, die unter anderem als Performance-Akteure auf die Leinwand gekommen sind. Sie nennt es "Prozessmalerei". Und wenn man ganz genau wissen will, wie so etwas funktioniert, kann man einmal einen Film betrachten, in dem eine Schauspielerin/Tänzerin, natürlich mit einer ganz individuellen Körpersprache, die sich jenseits der Leinwand - die dann wie eine Membran wirkt - bewegt, sich an den Stoff schmiegt, während hier mit Farbe ihre Konturen und Bewegungen nachgezeichnet werden. Geplant ist aber auch, dass dieses letztlich rituelle Vorgehen der Malerin bei einer Performance in Ratingen als Prozess gezeigt wird. Am Freitag, 22. August, wird sie ab 18 Uhr mit einer Tänzerin auf diese Weise ein Bild kreieren, das dann in Ratingen bleiben wird. Und sie verspricht, dass sein Untergrund eine Reminiszenz an Ratinger Geschichte zeigen soll. Die großformatigen Arbeiten, manchmal Phoenix genannt, manchmal Körperkreis oder Energiefeld, bestechen durch schwungvollen, kraftvollen und starkfarbigen Pinselstrich. Und nicht selten zeigen Schnitte in die Leinwand, dass das Modell mitsamt der Idee aus dem Versteck durch die Öffnung wieder in die Realität der Zuschauer und der Malerin zurückgekehrt ist. Damit ist das wieder ein Gemälde, was kurz zuvor vielleicht nur eine Projektionsfläche war.

Erklärende Führungen mit der Künstlerin, einer großen Frau mit ruhiger Stimme, werden sehr aufschlussreich sein. Die Ausstellung ist bis zum 14. September im Museum Ratingen, Peter-Brüning-Platz 1, zu sehen, dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet drei, ermäßigt 1,50 Euro. Kontakt: Telefon 5504181.

(gaha)
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