Ratingen Wo liegt Wilhelm von Muralt begraben?

Ratingen · Die Spuren des früheren Belagerers von Kaiserswerth führen in die evangelische Stadtkirche. Pfarrer sucht Hinweise.

 In der Evangelischen Stadtkirche gibt es ein geheimnisvolles Grab. Es wurde 1965 geöffnet, wurde aber nicht untersucht.

In der Evangelischen Stadtkirche gibt es ein geheimnisvolles Grab. Es wurde 1965 geöffnet, wurde aber nicht untersucht.

Foto: Achim Blazy

Es ist eine spannende Geschichte. Am 20. Oktober beginnt die Ausstellung zur Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Ratingen im Stadtmuseum. Aber es gibt noch ein Rätsel, das mit der Geschichte der Evangelische Kirchengemeinde verbunden ist und auf seine Auflösung wartet. Vielleicht können Sie, liebe Leser, weiterhelfen?

Es begann im Januar 2016. Alexandra König, Leiterin des Ratinger Stadtmuseums, konnte eine erstaunliche Nachricht mitteilen: Die seit langem verloren geglaubte Umrahmung des Muralt-Grabmals in der Ratinger Stadtkirche auf der Lintorfer Straße ist wieder aufgetaucht. Im Familienarchiv von Bern fand sich eine exakte, sogar farbige Zeichnung - mit Wappen, Rüstungen und dem sonstigen Zierrat eines barocken Grabmals. Auch eine Zeichnung des damaligen Innenraums der Kirche ist dabei - und sie zeigt außer dem Grab Muralts noch ein weiteres Grab im Altarraum.

Wer aber war Wilhelm von Muralt, Mitglied einer der führenden Familien in Bern, von dessen Grabmal heute nur noch die Schrifttafel in der Stadtkirche existiert?

Im Jahr 1702 fand die blutige und verlustreiche Belagerung von Kaiserswerth statt. Wilhelm von Muralt, Oberst des Schweizer Regiments Muralt in niederländischen Diensten, gehörte zu den Belagerern. Bei einem der Sturmangriffe kam er ums Leben und wurde als reformierter Christ in der Ratinger Stadtkirche beigesetzt. Wie wir jetzt wissen, erhielt er nicht nur ein Grabmal in der Kirche - seine Familie in Bern ließ auch eine genaue Abbildung davon anfertigen. Leider ist die Umrahmung des Grabmals bei der Renovierung der Kirche am Ende des 19. Jahrhunderts zerstört worden. Und die Grabinschrift, die vorher auf der Stirnseite der Kirche, links neben dem Altar ihren Platz hatte, wurde in der linken Seitenwand der Kirche eingemauert. Die Umrahmung des Grabmals ist jetzt wieder da - zumindest als Zeichnung. Sie wird auch in der Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen sein. Aber wo liegt Muralt heute begraben?

Im Jahr 1965 erhielt die Stadtkirche eine neue Fußbodenheizung. Dabei öffnete man nicht nur das Grab Wilhelms von Muralt, sondern auch das andere Grab auf der rechten Seite des Altarraums. Für die wissenschaftliche Betrachtung der Gräber kam die Öffnung leider zu früh: Im damaligen Artikel in der Rheinischen Post wird nur von den Sargbeschlägen berichtet, die man gefunden hatte. Und es wird mitgeteilt, dass im Grab Muralts kein Degen gelegen habe. Die Möglichkeiten der heutigen Archäologie, in der die wissenschaftliche Untersuchung von Knochen eine eigene Disziplin darstellt, waren noch nicht vorhanden. Das ist sehr schade - denn heute würden die Gebeine von Verletzungen und Krankheiten erzählen, vielleicht sogar einen Hinweis auf die genaue Todesursache geben. Über das andere, geheimnisvolle Grab im Altarraum wissen wir zudem nur, dass es vorhanden war. Wer dort bestattet war, ein Soldat von 1702 oder eine andere Person, könnten die Gebeine verraten. Leider gibt es bislang keinen Hinweis, was mit den Gräbern nach dem Ende der Bauarbeiten geschehen ist. Das Grab Wilhelms von Muralt ist vielleicht noch am alten Platz, mit den wiederbestatteten Gebeinen - aber dort, wo das andere Grab war, befindet sich jetzt ein Heizungsschacht.

Können Sie, liebe Leserin, lieber Leser uns einen Hinweis geben? Haben Sie vielleicht selbst an den damaligen Arbeiten in der Kirche mitgewirkt, kennen Sie die Firma, die 1965 in der Stadtkirche gearbeitet hat oder wissen Sie, wie man damals mit gefundenen menschlichen Überresten verfahren ist? Wurden sie wieder im ursprünglichen Grab beigesetzt oder brachte man sie auf einen Friedhof? Jede Information kann ein wertvoller Mosaikstein sein. Infos an Pfarrer Stephan Weimann, Telefon 02102/490411.

(RP/kle)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort