Lintorf Wo man noch sorglos urlauben kann

Lintorf · Am 1. April 1977 eröffnete Dietmar Wennmann sein Reisebüro in Lintorf. 40 Jahre lang hatte er seine Kunden rund um die schönste Zeit im Jahr beraten. Nun hat er das Zepter an Ralf Wibbe übergeben. Die aktuellen Trends.

 Ralf Wibbe (links) hat von Dietmar Wennmann das Reisebüro übernommen.

Ralf Wibbe (links) hat von Dietmar Wennmann das Reisebüro übernommen.

Foto: Achim Blazy

Stabwechsel an der Speestraße: Nach nunmehr 40 Jahren hat Dietmar Wennmann sein bekanntes Reisebüro aus Altersgründen verkauft. Er hat das Zepter an Ralf Wibbe übergeben. "Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, denn die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht. Trotzdem ist irgendwann einmal Schluss. Ich möchte jetzt gerne selber mehr und länger verreisen", sagte Wennmann.

Um seinem Nachfolger die Übernahme zu erleichtern, war er zuletzt noch einige Zeit hinter seinem altbekannten Schreibtisch zu finden gewesen. Zum 40-jährigen Firmenbestehen am vergangenen Samstag hat er offiziell das Reisebüro verlassen, wird aber trotzdem in Zukunft hin und wieder dort aushelfen. Auch die bisherigen Mitarbeiter bleiben den Kunden erhalten.

In den vergangenen 40 Jahren hat sich in der Reisebranche einiges verändert. "Früher wurden primär Pauschalreisen aus dem Katalog nachgefragt, heute interessieren sich die Kunden mehr für individuell zusammengestellte Touren von zumeist unterschiedlichen Reiseveranstaltern. Das war damals schon allein aus technischen Gründen gar nicht so leicht abzuwickeln. Wir bekamen etwa einmal wöchentlich Micorfiche, auf denen man die Verfügbarkeit der einzelnen Reisen ablesen konnte. Dann musste man noch einmal telefonisch nachfragen und erhielt nach zwei bis drei Tagen eine Antwort. Heute geht alles viel schneller und einfacher", erzählte er. Dabei spielt auch das Internet eine große Rolle. Als direkte Konkurrenz sieht Wibbe es aber nicht. "In erster Linie dient es den Kunden als Informationsquelle, die Beratung und Buchung erfolgt dann im Reisebüro. Denn kein Internet kann eine individuelle Beratung ersetzen, und das wissen die Kunden zu schätzen. Oft werden werden sie nämlich von einer Vielzahl von Informationen überflutet und sind dann überfordert", so der neue Inhaber des Reisebüros. Sie seien aber preisbewusster geworden und vergleichen mehr. Und wenn das vorhandene Geld bei dem ein oder anderen knapper werde, am Urlaub werde in der Regel erst zuletzt gespart. Wichtig sei es für die Reisenden, einfach aus dem Alltagstrott heraus zu kommen.

Nicht nur die Technik, auch die Reiseziele haben sich geändert. "Die Welt ist kleiner geworden, was früher exotisch war, ist heute normal. Die Auswahl der Reiseziele und -veranstalter hat sich vergrößert. Fliegen war zum Beispiel damals etwas Besonderes gewesen, Kreuzfahrten nur etwas Elitäres", ergänzte Wibbe. "Derzeit liegen allerdings Reiseziele in Deutschland, Österreich, Frankreich und Spanien ganz weit vorne. Urlaub in den Bergen erlebt seine Renaissance. Was Katastrophen, Unruhen und Ähnlichs betrifft, vergessen die Menschen allerdings schnell, wenn nicht gerade aktuell wieder etwas passiert. Reisen in arabische Länder werden wieder mit unterschiedlicher Intensität nachgefragt. Marokko ist beispielsweise zurzeit sehr populär und auch Ziele in Ägypten sind wieder im Kommen", sagte Wennmann. Die Nachfrage nach "sicheren Urlaubsländern" ist nicht so einfach zu beantworten. "Denn wo ist es heute noch sicher? Und auch wenn es an einem bestimmten Ort unruhig oder gefährlich ist, ist es dann über 2.000 Kilometer weiter südlich auch kritisch? Selbstverständlich beraten wir den Kunden und geben auch die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes weiter", erklärte Wibbe. Aber jeder Reisende müsse zuvor für sich selber entscheiden, welche Vorbehalte er gegenüber potenziellen Urlaubszielen habe. "Gut ist, dass das deutsche Reiserecht in Fällen höherer Gewalt Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten vorsieht", so Wibbe.

(mvk)
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