Kreis Mettmann Zecken möglichst schnell entfernen

Kreis Mettmann · Sie lauern im hohen Gras auf mögliche Wirte. Die Blutsauger können Krankheiten übertragen.

Wie Sie Zecken schnell entfernen und sich schützen können
Foto: dpa, Patrick Pleul

Zumeist bemerken wir ihn eher zufällig, diesen kleinen schwarzen Punkt in der Kniekehle, der Leistengegend oder am Haaransatz. Die Zecke ist ein unangenehmes Mitbringsel von einem Spaziergang in der Natur oder nach einem Garteneinsatz. Über die kleinen Vampire kursieren jede Menge Gerüchte. Ein Experte informiert über mögliche Krankheiten und wie wir uns schützen können.

Im Sommer haben die kleinen Blutsauger Hochsaison, aber schon acht Grad Celsius reichen ihnen, um sich zu vermehren. "Sie sind Überlebenskünstler, die es seit Millionen von Jahren gibt", sagt Prof. Dr. Michael Linnebank, Leitender Neurologe am Helios Klinikum Niederberg. Normalerweise hockt die Zecke in Büschen oder im Gestrüpp, kommt ein geeigneter Wirt vorbei - Mensch oder Tier - erwacht die Zecke und klammert sich fest. "Zecken sitzen nicht auf Bäumen und lassen sich auch nicht herunterfallen. Wenn sie ein potenzielles Opfer entdeckt haben, krallen sie sich fest, stechen zu und saugen Blut", sagt Linnebank.

Deutschlandweit sind 10 bis 35 Prozent der Zecken Träger der bakteriellen Infektionskrankheit Borreliose. "Ein charakteristisches Borreliose-Symptom ist die Wanderröte. Diese ringförmige Hautrötung kann einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich rund um die Einstichstelle beobachtet werden. Wer diese beobachtet, muss zum Arzt", so Linnebank. Da zahlreiche Organe befallen werden können, sind die Symptome sehr vielfältig. Viele Erkrankte leiden zunächst an Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Lymphknotenschwellungen. Später sind oft die Haut, die Gelenke, das Zentralnervensystem und das Herz betroffen.

Seltener wird die FSME übertragen: Selbst in Risikogebieten erkranken nach Schätzungen nur etwa 0,3 Prozent der Gestochenen. "Bei etwa 70 Prozent der Patienten zeigen sich zunächst grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen", erklärt der Mediziner. Aber bei einem Teil der Patienten "überspringt" die Erkrankung auch diese Phase, und das Virus befällt direkt das Gehirn, was mit hohem Fieber einher geht und sogar tödlich enden kann. Wer in FSME-Risikogebiete fährt oder dort lebt, kann sich impfen lassen. Gegen Borreliose jedoch nicht.

"Sie müssen auf jeden Fall schnell und komplett entfernt werden. Wichtig ist, dass die Zecke nicht zerquetscht wird", so Linnebank. Am besten nutzt man dafür eine langstielige Pinzette oder eine spezielle Zeckenzange, greift unter den Körper und zieht sie vollständig heraus.

Eine ausreichende Übertragung mit den Bakterien, die zur Borreliose führen, benötigt mehrere Stunden. Um dies zu vermeiden, macht es also Sinn, eine Zecke zügig zu entfernen. Gelingt dies nicht, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. "Nach Schluss der Hausarztpraxis ist das kein Fall für den Notarzt, aber das Kontaktieren des hausärztlichen Notdienstes erscheint gerechtfertigt", erklärt der Mediziner. Aber: Sollte es zur Borreliose kommen, zeigt sich dies durch eine nach Stunden oder wenigen Tagen um die Einstichstelle herum ausbreitende deutliche Rötung. Durch Antibiotika kann die Borreliose dann zuverlässig behandelt werden. Eine zunächst übersehene Zecke ist also bei in Folge entsprechender Aufmerksamkeit hinsichtlich der Borreliose keine allzu große Gefahr.

Am besten schützt man sich mit langer, geschlossener Kleidung. Freie Hautstellen und die Kleidung, sofern entsprechende Mittel keine dauerhaften Flecken hinterlassen, können zusätzlich mit insektenabweisenden Mitteln eingesprüht werden. Für einige Zeit überdeckt deren Geruch den des Menschen, so dass die Zecke das potenzielle Opfer schlechter wahrnimmt. Nach einem Aufenthalt an Orten mit (hohem) Gras oder Gebüsch (auch im eigenen Garten) oder Wald sollten Haut und Kleidung auf Zecken abgesucht werden, insbesondere bei Kindern, und auch Hunde sollten abgesucht werden.

(RP)
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