Hermann Fahlenbrach 280.000 Kilometer mit Autogas unterwegs

Remscheid · Der KFZ-Mechaniker rüstet in seiner Werkstatt am Hasten Benziner auf Gasantrieb um.

 In seiner Werkstatt an der Unterhuetzer Straße rüster Hermann Fahlenbrach Benziner auf Gasbetrieb um.

In seiner Werkstatt an der Unterhuetzer Straße rüster Hermann Fahlenbrach Benziner auf Gasbetrieb um.

Foto: Peter Meuter

Herr Fahlenbrach, wie sind Sie auf das Gasauto gekommen?

Fahlenbrach Ich war 2003 auf einer Fachmesse in Leizig. Dort wurde ich auf die Autogas-Technik aufmerksam. Danach absolvierte ich einen Einbaulehrgang bei Car Gas im hessischen Wabern. Car Gas ist ein Importeur der niederländischen Firma Prins Autogassysteme. Sie gilt als weltweit führend in der Entwicklung von alternativen Kraftstoffsystemen.

Wann haben Sie Ihr Fahrzeug auf Gasauto umgerüstet?

Fahlenbrach Ich habe es mit 150.000 Kilometern umgerüstet. Jetzt hat es 430.000 Kilometer auf dem Tacho und fährt immer noch problemlos.

Welche Fahrzeuge kann man überhaupt auf Autogas, das auch als LPG oder Flüssiggas bekannt ist, umrüsten?

Fahlenbrach Die Umrüstung ist an fast allen Benzinfahrzeugen durchführbar. Die meisten Leute machen das nicht aus Umweltgründen, sondern wegen des Sparpotenzials: Man fährt annähernd für die Hälfte der herkömmlichen Kraftstoffkosten. Hinzu kommen verlängerte Ölwechsel-Intervalle. Denn Autogas ist besonders rein und ohne Additive, die im Benzin vorhanden sind. Das Öl ist bei einigen Fahrzeugen nach mehreren Tausend Kilometern immer noch klar. Ich habe mal einen Gabelstabler in einer Sägenfabrik gesehen, der circa 15 Jahre ohne Ölwechsel war. Trotzdem war am Stab nur klares Öl.

Kann man Benziner auch auf Erdgas umrüsten?

Fahlenbrach Das wäre zu teuer und zu aufwändig. Darum gibt es Erdgasfahrzeuge nur ab Werk.

Wie stehen Sie persönlich zu Erdgas-Fahrzeugen?

Fahlenbrach Bei Erdgasautos ist als Reserve meist nur ein kleiner Benzintank mit 15 Litern montiert. Die Reichweite ist also geringer als bei umgerüsteten Benzinern, bei denen sich die Reichweite um den Gastank erhöht. Außerdem hat das Beispiel von rostenden und geplatzten Tanks bei Fahrzeugen der Volkswagen AG gezeigt, wie schnell bei Erdgas-Fahrzeugen ein wirtschaftlicher Totalschaden entstehen kann. Je nach Fahrzeug können das Kosten in Höhe von 2.000 bis 3.000 Euro sein, und das bei einem Fahrzeug, das eigentlich noch technisch gut ist.

Was kostet es, wenn der Gastank bei einem LPG-Auto nichts mehr taugt?

Fahlenbrach Die LPG-Tanks, die im Kofferraum montiert werden, machen nie Probleme - anders als die LPG-Tanks, die unter den Fahrzeugen montiert werden. Taugt ein solcher Tank nichts mehr, fallen Kosten von circa 300 bis 400 Euro an.

Wie oft gibt es überhaupt Probleme mit eingebauten LPG-Gasanlagen, von denen der Tank nur eine Komponente ist?

Fahlenbrach Die größten Probleme rühren von unsachgemäßen Einbauten her. Immer wieder kommen Kunden zu mir, weil Leitungen und Schläuche schlampig verlegt wurden. Meist haben die Kunden das Fahrzeug gerade erst gebraucht gekauft.

Warum gibt es so viele schwarze Schafe unter den Umrüstern?

Fahlenbrach Der Preiskampf bei den Firmen, die nur Gasanlagen einbauen, ist sehr groß. Da werden minderwertige Anlagen und Komponenten verarbeitet. Dabei gibt es auch preisgünstige gute Anlagen. Teilweise waren auch Mechaniker am Werk, die nicht von den Generalimporteuren geschult wurden und bei denen man sich nicht auf reibungslose Abläufe im Falle einer Garantiebearbeitung oder bei der Software-Aktualisierung verlassen kann. Leider hat der Ruf von Autogas unter den schwarzen Schafen bereits gelitten.

Kann eine Umrüstung auch zu Motorschäden führen?

Fahlenbrach Es gibt tatsächlich Motoren, die nicht für Autogas geeignet sind. Diese Motoren verfügen über nicht gehärtete Ventilsitze, weil der Hersteller des Motors fünf bis zehn Euro pro Motor einsparen wollte.

Wie erklären Sie sich, dass dennoch alle über E-Mobilität und Erdgas reden und vergleichsweise wenig über Autogas als bereits verfügbare grüne Alternative zu Diesel & Co. gesprochen wird?

Fahlenbrach Zunächst gab es eine Zeit, als sich die Leute über Schadstoffe keine Gedanken machten. Da ging es nur um die Ersparnis von Kraftstoffen. Als die Debatte um Schadstoffe und gesundheitsschädliche Abgase zunehmend aufkam, schlugen Politik und Presse nun mal einen anderen Weg ein. Auch die Hersteller und ihre Werkstätten wollen sich nicht so richtig mit dem Thema befassen.

Woran liegt das?

Fahlenbrach Die Hersteller sind nicht begeistert, weil sie nach dem Diesel-Problem Millionen in neue Benzindirekteinspritzer investiert haben. Dass eine herkömmlich einspritzende Gasanlage weniger oder genauso wenige Schadstoffe ausstößt, ist da eher störend. Und die Stadtwerke sind daran interessiert, ihr Erdgas zu verkaufen. Denn Ergastankstellen können nur am Erdgasnetz betrieben werden. Autogas-Tankanlagen hingegen kann man stationär fast überall betreiben - an Tankstellen und an Örtlichkeiten, die dazu behördlich geeignet sind.

Und reichen die vorhandenen LPG-Tankstellen aus?

Fahlenbrach Deutschland hat ein gutes Netz. Das war vor einigen Jahren noch nicht so. Bei einer Reichweite von durchschnittlich 400 Kilometern kann man heute immer eine Tankstelle finden. Auch in Remscheid gibt es ausreichend LPG-Tankstellen. Mir fallen auf Anhieb acht Stück ein. Das reicht für ein gutes Preisgefüge aus.

Was sagen Sie zum grünen Licht für Diesel-Fahrverbote?

Fahlenbrach Ich kontere mit der Frage, wann es Fahrverbote für direkteinspritzende Benziner geben wird. Auch ihre Motoren scheiden nicht zu verachtenden Feinstaub aus. Auch diese Motoren bekommen bald ab Werk einen Partikelfilter. Ich habe im Januar einen Skoda-Direkteinspritzer auf Autogas umgebaut. Nun spritzt das System herkömmliches Flüssiggas in den Ansaugtrakt ein. Seitdem ist der Feinstaubausstoß gesunken. Für das Erreichen der Klimaziele würde ich mir wünschen, dass mehr Autogas-Fahrzeuge unterwegs wären.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE MELANIE APRIN

(RP)
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