60 Jahre besteht in diesem Jahr das Teo Otto Theater. So wird es in großen Lettern pünktlich zum Start des Vorverkaufs für die neue Saison plakatiert. Seit 60 Jahren geht der Vorhang dort über hundert Mal pro Spielzeit auf. Seit 60 Jahren sorgt eine wendige Truppe an Technikern dafür, dass die Kulissen am richtigen Ort stehen, die Scheinwerfer ihr Illusionslicht ausstrahlen und die Musik aus den Lautsprechern ertönt. Seit 60 Jahren kümmern sich Menschen um das Wohlergehen des Zuschauers. Sie bedienen Kartenwünsche, wann immer es geht, sie helfen bei der Platzsuche, nehmen die Garderobe in Obhut, sorgen für ein Glas Wein in der Pause und bestellen ein Taxi nach der Vorstellung. Seit 60 Jahren mühen sich die jeweiligen Intendanten um einen Spielplan, der möglichst ein volles Haus bringen soll, aber auch einige Entdeckungen im Programm hat.

Seit 60 Jahren ähnelt das Theater einem gut sortierten Gemischtwarenladen, der Vieles für Viele im Angebot hat. Und vor allem zählt: Seit 60 Jahren sind es die Künstlerinnen und Künstler, die aus dem Dunkel der Bühne dieses gediegen schönen Theaterbaus heraustreten und die Zuschauer für ein paar Stunden aus der Zone des Alltäglichen entführen wollen. Seit 60 Jahren ist der Besuch einer Vorstellung immer ein Abenteuer mitten in der Stadt. Ende offen. Für eine Institution wie das Theater sind 60 Jahre kein besonderes Jubiläum, aber immer ein Grund zur Freude. Eine neue Saison umgibt stets etwas Geheimnisvolles, weil sich der Almanach wie ein Versprechen auf Momente des Theaterglücks, der Erkenntnis und der Begegnung liest. 60 Jahre sind für das Teo Otto Theater kein Alter, weil gutes Theater immer jung bleibt.