Remscheid 600 Stahl-Anker sollen Hang sichern

Remscheid · Bahn-Kunden auf der Strecke Remscheid-Solingen müssen sich weiter gedulden. Die Trasse der S 7 nach Solingen bleibt bis Ende Januar gesperrt. Die Arbeiten gehen weiter.

Lautes Dröhnen hallt durch die Schlucht. Ein Spezialbagger, der schief auf den Hang steht, bohrt tiefe Löcher in das Erdreich. Staubwolken breiten sich aus. Windböen treiben die grauen Wolken mal in die eine, mal in die andere Richtung. Dann legt sich der Staub auf Mensch und Maschinen.

Auf dem Hang, an dem vor anderthalb Wochen der Erdrutsch abgegangen ist und die Strecke blockierte, wird weiterhin unter Hochdruck gearbeitet. Denn die Sicherung der Hänge beidseits der Strecke gestaltet sich weitaus schwieriger als zunächst gedacht. Ursprünglich war geplant, dass der Streckenabschnitt heute Nacht freigegeben wird und dass die S 7 ab morgen den regulären Betrieb wieder aufnimmt.

Doch das war offenbar viel zu optimistisch. Nachdem die Bahn bereits am Dienstag auf die besonderen Schwierigkeiten und Verzögerungen hingewiesen hatte, hieß es gestern Nachmittag, die Strecke bleibe voraussichtlich bis Ende Januar gesperrt.

Die Arbeiten an den Hängen gestalten sich unterdessen aufwendig. Mit Hilfe besonders ausgerüsteter Bagger treiben die Arbeiter einer Spezialfirma sogenannte Erdanker in den Boden. Das sind sechs bis neun Meter lange Lanzen aus Stahl. "Diese werden tief in den Fels gerammt", erklärte ein Bahnsprecher.

Nur so könne sichergestellt werden, dass sie genügend Halt im Untergrund haben. Mit Hilfe von Spezialbeton werden sie fest verankert. Am oberen Ende der Lanzen werden anschließend Netze gespannt, die ein erneutes Abrutschen des Hanges verhindern sollen.

Das Arbeitssfeld der Spezialisten an den beiden Hängen hat sich inzwischen stark ausgeweitet. Auf mehr als 3000 Quadratmetern sollen in Abständen von etwa zweieinhalb Metern bis zu 600 Anker gesetzt werden. Zuvor muss allerdings die Fläche von Bäumen und Sträuchern befreit werden, damit die Spezialbagger genügen Freiraum haben, um ihr Werk zu verrichten. Auf einer Länge von mehr als 200 Metern ist der Hang inzwischen bereits gerodet.

Ein Grund für die Verzögerung sind Probleme mit der Verankerung, heißt es bei der Bahn. Unterirdische Strömungen von Oberflächenwasser im Hang machen laut Gutachter das Gelände instabil. Die beauftrage Fachfirma hat angekündigt, ab morgen zwei weitere Spezialbagger einzusetzen, um die Arbeiten zu beschleunigen.

Die Bahn wollte zunächst die Strecke bei laufenden Sicherungsarbeiten einspurig freigeben und so den Fahrgästen zumindest einen eingeschränkten Schienenverkehr ermöglichen. Doch musste dieser Plan verworfen werden, da immer wieder Gestein vom Hang auf die Gleise abrutscht. Für den Zugverkehr ist das laut der Deutschen Bahn eine zu große Gefahr. Außerdem sind möglicherweise auch an anderen Stellen Sanierungsarbeiten notwendig. Um das genauer zu prüfen, werden parallel zu den Sicherungsarbeiten weitere Gutachten erstellt.

Je nachdem wie diese Prüfungen ausfallen, kann die Sperrung des Streckenabschnittes auch durchaus länger dauern, hieß es gestern. Der nun angestrebte Termin Ende Januar ist demnach nicht mehr als eine Prognose.

(RP)
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