Serie Nachtschicht (2) Acht Stunden alarmbereit

Remscheid · Alkohol und Ruhestörung - besonders an Wochenenden sind Polizisten auch nachts gefragt.

 Streifenfahrten gehören dazu ebenso wie das, was im Fernsehen meist nicht zu sehen ist - die Schreibarbeit.

Streifenfahrten gehören dazu ebenso wie das, was im Fernsehen meist nicht zu sehen ist - die Schreibarbeit.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Straßen an der Polizeiwache Remscheid sind an diesem Freitagabend menschenleer. In der Ferne zeichnen sich zwei Lichtpunkte ab. Der Streifenwagen hält auf das Polizeigebäude zu und stoppt im Innenhof. Polizeihauptkommissar Dirk Drescher und Polizeikommissarin Larissa Voigt kehren für ihre Stehzeit zur Wache zurück.

"Von 21.30 bis 5.30 Uhr dauert die Nachtschicht bei uns für gewöhnlich", erklärt Drescher. Von den acht Stunden verbringt der erfahrene Polizist eine mit seiner 23-jährigen Kollegin auf der Wache. Dort steht Arbeit auf dem Programm, die man Sonntagabend beim Fernseh-Tatort wohl nur selten sehen wird: Drescher und die anderen zehn Beamten nehmen Anzeigen auf, halten Dienstbesprechungen oder kontrollieren auch schon einmal eine der fünf Zellen. "An 50 von 52 Wochenenden haben wir hier jemanden zum Ausnüchtern", sagt der Polizeihauptkommissar. Doch selbst wenn viele Handgriffe zur Routine werden und auch mal Zeit für einen Kaffee und einen Plausch mit den Kollegen bleibt, ist Polizeiarbeit niemals vorhersehbar.

 Routine in der Nachtschicht: Polizeizellen werden kontrolliert.

Routine in der Nachtschicht: Polizeizellen werden kontrolliert.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

"Dirk, Einsatz!", schallt es aus der Sprechanlage im Zellentrakt. Dann geht es schnell. Drescher und Voigt eilen zum Wachraum, der im abgesicherten Bereich des Gebäudes liegt. Dort laufen alle Fäden zusammen. "Hier verteilt der Funker die Einsätze", erklärt Drescher im Stechschritt. Doch ganz so viel Eile ist nicht geboten. Der Einsatz ist eine Ruhestörung, die ein anderer Streifenwagen übernimmt. "Je nach Dringlichkeit kann es schon einmal wie im Fernsehen zugehen und wir rennen raus und fahren mit Blaulicht los", sagt der 47-Jährige, der die besonderen Bedingungen der Nachtschicht kennt.

"Die heftigsten Widerstände habe ich in Folge von Ruhestörungen erlebt", meint Drescher. Schuld sei so manche Party, die aus dem Ruder lief. Zudem steige am Wochenende in der Nachtschicht spürbar die Zahl der Einsätze. Das hat auch schon Voigt festgestellt. "Wenn der Alkoholpegel hochgeht, bekommen wir mehr zu tun", sagt sie. Deswegen ist die Nachtschicht an den Wochenenden auch personell stärker besetzt. Das Team der Remscheider Polizei gliedert sich in vier Dienstgruppen, von denen jede im Wechsel alle Schichten belegt.

 Larissa Voigt und Dirk Drescher holen ihre Waffen aus besonders gesicherten Fächern. Zum Glück werden sie meist nicht gebraucht.

Larissa Voigt und Dirk Drescher holen ihre Waffen aus besonders gesicherten Fächern. Zum Glück werden sie meist nicht gebraucht.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Doch ist die Nachtschicht härter als andere Schichten? Drescher überlegt und kommt zu keinem eindeutigen Urteil. "Man muss bei jeder Schicht damit rechnen, dass etwas passiert", sagt er. Dadurch ist es umso wichtiger, dass die Beamten zusammenarbeiten. "Die Polizeiarbeit ist Teamwork", meint der Polizeihauptkommissar und betont, dass der Beruf anders gar nicht zu meistern sei.

Bevor er und seine Kollegin Voigt sich nach der Stehzeit wieder auf die Remscheider Straßen begeben, gönnen sie sich noch einen Kaffee und Tee mit den Kollegen. "Auch das gehört dazu", meint Drescher mit einem Grinsen.

(RP)
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