Remscheid Ärger mit vermeintlich kostenlosen Apps

Remscheid · Heute ist Weltverbrauchertag: Experten wollen vor Suchtgefahren und finanziellen Risiken in der virtuellen Welt warnen.

 Smartphone gezückt, Apps runtergeladen und gespielt - und dann kommt die böse Überraschung: Spielbeschleuniger schlagen oft zu Buche, ohne dass der Benutzer es beim Spielen bemerkt.

Smartphone gezückt, Apps runtergeladen und gespielt - und dann kommt die böse Überraschung: Spielbeschleuniger schlagen oft zu Buche, ohne dass der Benutzer es beim Spielen bemerkt.

Foto: pixabay

Online-Spiele sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen - die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Digitalverband Bitkom hat erhoben, dass im Jahr 2015 42 Prozent aller Bundesbürger Online-Spiele genutzt haben. Bei den 14- bis 29-Jährigen wird es noch deutlicher: 81 Prozent der Altersgruppe spielt Minecraft, Candy Crush & Co. Und 78 Prozent nutzen dazu das Smartphone. Auch der Umsatz der Branche ist beachtlich: 208 Millionen Euro alleine in der ersten Jahreshälfte 2016 - ein Wachstum von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch es gibt Tücken bei den bunten und fraglos abwechslungsreichen Spielen. Das hat auch die Verbraucherzentrale NRW erkannt und hat daher den Schwerpunkt am heutigen Weltverbrauchertag unter dem Motto "Free To P(l)ay" auf die Tücken kostenloser Spiele-Apps gelegt. "Wir wollen vor allem die oft ahnungslosen Eltern darüber aufklären", sagt Lydia Schwertner von der Remscheider Verbraucherzentrale.

Das Problem seien dabei nicht einmal die Spiele an sich, die oftmals das strategische Denken fördern, Geschicklichkeit trainieren und Spaß machen. "Wir stehen hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Es geht einfach darum, dass in den virtuellen Welten Suchtgefahren und finanzielle Risiken gerade eben für Kinder liegen", betont die Verbraucherschützerin, die zusammen mit Bernd Liebetrau von der Suchtvorbeugung des Diakonischen Werks Remscheid über die rechtlichen und pädagogischen Hintergründe informiert.

Die Mitarbeiter der Verbraucherzentralen haben die zehn umsatzstärksten Spiele-Apps über einen längeren Zeitraum getestet. Die Gefahr liege demzufolge darin, dass die zunächst kostenfreien Apps sehr schnell sehr teuer werden können. "Der Spieler wird mit dem Gratiserlebnis angefixt - hier ist der Vergleich zu Drogen passend, wo oft ja auch der erste Schuss, die erste Dosis, gratis ist", sagt Schwertner. Spielbeschleuniger, sogenannte Booster, kosten dann aber schnell bares Geld - von 99 Cent bis zu 99 Euro fielen in den getesteten Spielen an. "Kinder verlieren da schnell die Kontrolle und dann geht es richtig ins Geld", sagt Liebetrau.

Mit einigen Tipps könnten Eltern aber gegenwirken, ergänzt Schwertner: "Man sollte sich Passwörter im Google Play Store oder im App Store von Apple einrichten. Außerdem sollte man keinesfalls die Kreditkartendaten an die Kinder weitergeben." Am einfachsten sei es, wenn man mit PrePaid-Karten arbeite, sagt die Verbraucherschützerin: "Dann können die Kinder ihr Taschengeld dafür ausgeben, aber darüber hinaus eben nicht mehr."

Auch die sogenannte Drittanbietersperre sollte man beim eigenen Mobilfunkanbieter einrichten, da so versteckte Kostenfallen verhindert würden. Zwar gebe es in Remscheid bislang nur wenige Fälle, aber im Kollegenkreis habe sie von einem Fall gehört, in dem durch die offenen Kreditkartendaten eine Rechnung von 6000 Euro aufgelaufen sei, sagt Schwerter.

Auch auf pädagogischer Ebene könne man einiges unterstützend tun, sagt Liebetrau. Ihm geht es auch darum, dass das Suchtpotenzial der Spiele nicht unterschätzt wird und bei gefährdeten Kindern frühzeitig Symptome erkannt werden: "Interesse am Kind zu zeigen, gemeinsames Spielen und auch das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, sind wichtige Mittel", sagt der Suchtexperte. Ganz wichtig sei es, Regeln aufzustellen und deren Einhaltung einzufordern. "Das brauchen Kinder wie die Luft zum Atmen", sagt Liebetrau und ergänzt: "Man muss sich in unserer Gesellschaft, in der alles immer verfügbar ist, selbst organisieren, um sich zu begrenzen. Das ist nicht einfach."

Beratungen Bis zum 23. März sind Beratungen zum Thema "Kostenlose Spiele-Apps" bei der Verbraucherzentrale, Alleestraße 32, kostenlos. Weitere Infos, Links und Hilfestellungen gibt es auf den Seiten der Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale.nrw/freetoplay

(RP)
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