Remscheid Ärzte veröffentlichen ihre Honorare

Remscheid · 38 Remscheider Ärzte und Kliniken erhielten im vorigen Jahr 104.069,22 Euro von der Pharma-Branche, etwa für Tagungen. Bundesweit haben sich nur 30 Prozent der Mediziner zu einer Veröffentlichung der Beträge entschlossen.

Dass Mediziner Geldbeträge von der Pharma-Branche erhalten, ist nicht neu. Zum ersten Mal aber gibt es nun eine detaillierte, deutschlandweite Auflistung der Summen, die Ärzte und Kliniken für Vorträge, Beratungen, Tagungen und Reisen von der Arzneimittel-Industrie erhalten haben. In der von "Spiegel Online" und dem Recherche-Netzwerk "Correctiv" zusammengestellten Datenbank tauchen auch 38 Remscheider Mediziner und Kliniken auf. Insgesamt erhielten sie 2015 exakt 104.069,22 Euro.

Die Zahlen stellen jedoch nur einen Teil der tatsächlich an Remscheider Mediziner geflossenen Summen dar: Laut der Datenbank haben bundesweit nur knapp 30 Prozent der Ärzte den Firmen die Erlaubnis gegeben, dass die Beträge veröffentlicht werden dürfen. Zahlungen an Ärzte für Studien und Anwendungsbeobachtungen hingegen wollen die Pharmafirmen grundsätzlich nicht personenbezogen veröffentlichen.

Einer der Ärzte, die sich entschlossen haben, die Beträge zu veröffentlichen, ist Helmut Gülden. Laut Datenbank erhielt er im vergangenen Jahr 3280,04 Euro, die als Reisekosten deklariert wurden und 652,62 Euro Tagungsgebühren. Der Facharzt für Urologie erklärt, warum er sich für die Veröffentlichung entschieden hat: "Mir ist Transparenz wichtig. Wären die Beträge nicht öffentlich, stünde immer ein Vorwurf im Raum, ich hätte etwas zu verbergen." Dass Zahlungen von Pharma-Produzenten einen Einfluss auf das Verschreibungsverhalten haben, sei durchaus möglich. "Es wäre naiv zu glauben, dass sich niemand davon beeinflussen lässt". sagt der 47-Jährige. Er versuche aber, nicht in Abhängigkeit von den Firmen zu geraten.

"Es stehen sicherlich auch keine 50 Vertreter täglich in meiner Praxis." Gülden betont zudem, dass er durch die Zahlungen an Fortbildungen teilnehmen könne, die ihm sonst nicht ermöglicht würden. Das Sana-Klinkum erhielt 2015 22.173,75 Euro - aufgeschlüsselt in sogenanntes Sponsoring und Honorare. "Für alle Zuwendungen gab es eine konkrete Gegenleistung, alle Zuwendungen stehen im Einklang mit den Compliance Richtlinien des Konzerns", heißt es seitens der Klinik.

Die Sana Kliniken AG begrüße die Initiative für mehr Offenheit ausdrücklich. Auch die Ärztekammer Nordrhein begrüßt die Veröffentlichung. "So ist eine Transparenz gegeben", erklärt Dr. Dirk Wagemann, Vorsitzender der Kreisstelle Remscheid. Im Klinik-Bereich sei ein solches Verfahren schon üblich - bei niedergelassenen Ärzten jedoch noch nicht. Ein neues Anti-Korruptions-Gesetz, das bereits auf dem Weg sei, könne jedoch helfen, zu verhindern, dass die Pharma-Branche die Mediziner zu sehr beeinflusst. Ein Problem sei zudem, dass die Ärzte jedes Jahr eine gewisse Anzahl von Fortbildungen nachweisen müssen. "Bei der Annahme von Honoraren müssen sich die Ärzte letztlich auf ihren gesunden Menschenverstand verlassen."

Info Die Datenbank ist im Internet unter https://correctiv.org/euros einzusehen.

(tsp)
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