Remscheid Ein Ärzteteam hilft Menschen ohne Krankenversicherung

Remscheid · Eigentlich ist es ganz normal, dass man zum Arzt geht, wenn man krank ist. Eigentlich. Denn für rund 188 000 Menschen in Deutschland ist das nicht so selbstverständlich. Denn sie sind nicht krankenversichert.

 (v.l) Dr. Thomas Ciecholewski, der Tafel-Vorsitzende Oliver Witte, Dr. Volker Stiefken, Dr. Bettina Stiel-Reifenrath, Dr. Peter-Paul Wagner, Ute Schlüter und Helferin Ise Grande helfen Menschen, die keine Versicherung haben.

(v.l) Dr. Thomas Ciecholewski, der Tafel-Vorsitzende Oliver Witte, Dr. Volker Stiefken, Dr. Bettina Stiel-Reifenrath, Dr. Peter-Paul Wagner, Ute Schlüter und Helferin Ise Grande helfen Menschen, die keine Versicherung haben.

Foto: Singer

Ein Problem, dass auch Remscheider Bürger betrifft. "Häufig sind es Freiberufler oder Selbstständige, die die Kosten für die Versicherung nicht mehr zahlen können", erklärt Oliver Witte, Vorsitzender der Remscheider Tafel. Deshalb bietet die Tafel ab November gemeinsam mit der Ärztekammer Remscheid eine kostenlose, medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung an.

"Praxis ohne Grenzen" heißt das spendenbasierte Projekt, das als erste Anlaufstelle dient. Die Idee dafür ist aus dem neu entstandenen Angebot für Kinder ohne Versicherung hervorgegangen, das Salvatore Lerose initiiert hat.

Vorbild für die Initiative ist die Praxis in Solingen. Mithilfe der Lerose-Stiftung wurde aus dem ehemaligen Büro der Tafel in der Wülfingstraße 1 ein Behandlungsraum: Liege, ein Schreibtisch sowie ein Vorratskasten mit Untersuchungsmaterial sind vorhanden. Sogar ein funktionstüchtiges EKG kann zum Einsatz kommen.

"Wir haben auch fast alle Fachärzte an Bord. Ein Augenarzt fehlt uns noch", sagt Ärztin Bettina Stiel-Reifenrath, die die Koordination der Betreuung übernimmt. Unterstützung wurde zudem vom Krankenhaus Wermelskirchen sowie einer Laborgemeinschaft aus Köln zugesagt. Bei Bedarf ist das Medi-Mobil vor Ort. Für die Sprechstunde wechseln sich rund zehn Allgemeinmediziner ab. Hilfe erhalten sie von medizinischen Fachangestellten, alle arbeiten ehrenamtlich. "Wir haben alle unsere Ideale. Als niedergelassener Arzt ist man aber auch Kaufmann. Es tut gut, mal nicht auf das Geld achten zu müssen und helfen zu können", beschreibt Arzt Volker Stiefken, warum er sich engagiert.

Hat der Patient eine weitgreifendere Erkrankung, wird er zu einem der 17 teilnehmenden Fachärzte weitergeleitet. Dafür gibt es einen Überweisungsschein mit Stempel. "So können die Leute ganz ohne Scham dorthin gehen", sagt die Koordinatorin. Abgewiesen werde niemand.

Vorerst läuft die Sprechstunde ab Mittwoch, 4. November, einmal wöchentlich von 17 bis 18 Uhr. Bei Bedarf soll sie erweitert werden.

(am)
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